Kirche in der Krise Wird es weiterhin alle evangelischen Kirchen in Spenge geben?

Spenge. Verringerte Pfarrstellen, rückläufige Mitgliederzahlen und sinkende Kirchensteuereinnahmen: Das sind die Rahmenbedingungen, unter denen die evangelische Kirche ihr Gemeindeleben neu organisieren muss. In Spenge setzt man auf den engen Gedanken- und Ideenaustausch mit den Gemeindemitgliedern. Die dafür gegründete Zukunftswerkstatt traf sich jetzt zum zweiten Mal. Aus dem ersten Treffen sind acht Arbeitsgruppen hervorgegangen, die sich um die Themen Gottesdienst, mittlere Generation, Gebäude, Gruppen und Angebote, Ehrenamtlichkeit, Kommunikation, Digitalisierung und pastorale Versorgung kümmern. Die Gruppen haben sich zwischenzeitlich getroffen und ihre Themen weiter vertieft. Beim zweiten Treffen warf man einen gemeinsamen Blick auf die Ergebnisse und erörterte, welche Aspekte möglicherweise noch fehlen. So sind bislang die Themen Kirchenmusik und Diakonie noch nicht berücksichtigt. Die Moderation übernahmen Kai-Uwe Spanhofer, Pastor in Hiddenhausen und Experte für regionale Beratungsprozesse im Kirchenkreis Herford, und Unternehmensberaterin Helga Trölenberg, Kirchmeisterin in einer Mindener Gemeinde. Steuerungsgruppe setzt Schwerpunkte "Es ist insgesamt gesehen eine große Vielzahl von guten, kreativen Ideen zusammen getragen worden", sagt Pastor Andreas Günther, Vorsitzender des Spenger Presbyteriums. Jetzt sei es wichtig, in einem nächsten Schritt aus dieser Fülle an Überlegungen Themen zu bündeln und Schwerpunkte zu setzen. "Dazu wird eine Projekt-Steuerungsgruppe gebildet, in der Vertreter aus allen Arbeitsgruppen sitzen werden", sagt Günther. Das erste Treffen dieser Steuerungsgruppe wird am 28. Januar stattfinden. Die einzelnen Arbeitsgruppen bleiben erhalten. Ein Thema, das die Steuerungsgruppe zeitnah angehen muss, ist die pastorale Versorgung. Denn Pastor Ulrich Gressog wird im kommenden Jahr in Ruhestand gehen. "Seine Verabschiedung wird am 18. Juni sein", sagt Pastor Günther. Damit ergibt sich ein personeller Engpass, denn die Stelle von Gressog wird nicht wieder besetzt. So wird sich die evangelische Gemeinde in Spenge künftig mit drei Pfarrstellen für vier Bezirke begnügen müssen. Das würde ein bezirksübergreifendes Arbeiten der Spenger Seelsorger zur Folge haben. Perspektivisch werde man sich darauf einstellen müssen, in einigen Jahren nur zwei Stellen zu haben, sagt Günther. Angeregt wurde in der Zukunftswerkstatt der Aufbau eines ehrenamtlichen Besuchsdienstes, um die Pfarrer Elke Berg, Markus Malitte und Andreas Günther bei den traditionellen Geburtstagsbesuchen von älteren Gemeindemitgliedern zu entlasten. Vorgeschlagen wurde unter anderem auch, die evangelische Jugendarbeit stärker in den Konfirmanden-Unterricht einzubeziehen. Erste zaghafte Ansätze gibt es schon: "Sogenannte Konfi-Paten - dies sind Mitglieder der evangelischen Jugend - haben wir schon", sagt der Presbyteriumsvorsitzende. Personelle Kooperation Auch die benachbarte Gemeinde in Enger wird künftig mit weniger Pfarrstellen auskommen müssen. Die Konsequenz: Spenge und Enger werden personell kooperieren, aber nicht fusionieren. Das heißt: Die beiden Gemeinden bleiben selbstständig. Aber noch ist es nicht soweit. Wie die personelle Kooperation in Zukunft konkret aussehen könnte, müssen die beiden Presbyterien noch erarbeiten. Denkbar sei beispielsweise, dass ein Pfarrer am Sonntag um 9.30 Uhr einen Gottesdienst in Enger und anschließend einen Gottesdienst um 11 Uhr in Spenge halte, sagt Andreas Günther. Auch Gottesdienste ohne Pfarrer sind eine Variante, die in der Zukunftswerkstatt angesprochen wurde. Dies würde bedeuten, dass Prädikanten - dies sind ausgebildete Ehrenamtliche - einen Gottesdienst leiten. So könnte für die hauptamtlichen Seelsorger die Zahl der zu bewältigenden Gottesdienste reduziert werden. Auch Lesepredigten ohne Pastor wurden vorgeschlagen. Klar angesprochen wurde aber auch: Ehrenamtliche dürfen nicht überfordert werden. Mittelfristig wird sich die Kirchengemeinde auch mit ihrem Gebäudebestand beschäftigen müssen. "Eine Aufgabe, die in vier bis fünf Jahren auf uns zukommt", sagt Günther. Dabei geht es um die Frage, ob und welche Gebäude möglicherweise aufgegeben werden müssen. In Spenge gibt es fünf evangelische Gottesdienststätten und vier Gemeindehäuser. Als erstes stünden wohl die Kirchen in Klein-Aschen und in Lenzinghausen zur Disposition, da die Martinskirche in Spenge-Mitte, die Marienkirche in Wallenbrück und die Kapelle in Groß-Aschen unter Denkmalschutz stünden, war in der Zukunftswerkstatt zu vernehmen. So gibt es die Idee, aus der Kirche in Lenzinghausen beispielsweise eine Jugendkirche mit multifunktionaler Nutzung zu machen. "Wir stehen erst ganz am Anfang der Überlegungen, was den Gebäudebestand betrifft", sagt Günther. Um Gemeindehäuser erhalten und finanzieren zu können, wurde in der Zukunftswerkstatt angeregt, sie für Einzelveranstaltungen zu vermieten.

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