Rödinghausen. In der Küchenmöbelbranche gibt es die nächste Insolvenz: Die Firma Brinkmeier-Küchen im Rödinghauser Ortsteil Bruchmühlen steckt auf. 120 Beschäftigten droht der Verlust des Arbeitsplatzes. Die Produktion von Brinkmeier-Küchen soll auf den Alno-Konzern übergehen.
"Die schlimmsten Befürchtungen scheinen sich zu erfüllen", sagt Gewerkschaftssekretär Frank Branka von der IG Metall in Herford. Er hatte gestern durch einen Anruf des Betriebsrates erfahren, dass die Brinkmeier-Geschäftsführung beim Bielefelder Amtsgericht den Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt hatte.
Zu diesem Zeitpunkt war bereits die Presseerklärung einer Castor Holding Ltd. mit Sitz auf den Grand Turk & Caicos Islands auf dem Markt, die sich vor allem an den Küchenhandel richtete. "Castor sichert Versorgung von Brinkmeier-Küchen", ist sie überschrieben.
Castor-Chef ist Horst Overbeck, der mit der Castor-Tochter Star Investment Ltd im Frühjahr das einstige Familienunternehmen von der Küchenhandelskette VME (Bielefeld) übernommen hatte. Jetzt teilte Overbeck mit, dass Castor eine Vereinbarung mit allen Brinkmeier-Kunden getroffen habe, "um die Bearbeitung der eingehenden Aufträge sicherzustellen. Dazu hat Castor die Alno-Gruppe mit der Produktion beauftragt."
Ab sofort, so Overbeck in dem Schreiben weiter, werden die Küchen für die VME-Partner am Alno-Standort Pfullendorf gefertigt. Auch Auftragsannahme, -abwicklung und Kundendienst würden von Alno übernommen. Overbeck: "Mit der Alno-Gruppe haben wir einen Partner gefunden, der bereit und in der Lage ist, uns kurzfristig zu helfen." Castor habe von der VME bereits eine Lieferantenvereinbarung erhalten "und ist damit offizieller Lieferant der Küchen."
Damit ist eingetreten, was Kritiker bereits bei der Übernahme von Brinkmeier im Frühjahr vorausgesagt hatten: Overbeck, so hieß es damals in Branchenmagazinen, agiere als Strohmann von Alno-Chef Max Müller und übernehme die Firma vom Einkaufsring VME nur, um sie "platt zu machen" und die Aufträge zu Alno umzuleiten.
"Die Vermutung liegt nahe, dass eine Fortführung gar nicht geplant war", formulierte Gewerkschaftsmann Branka gestern vorsichtig.
Overbeck weist diesen Verdacht nach wie vor zurück: Die bei der Übernahme bereits schwache Auftragslage habe sich nach Ende der Betriebsferien noch einmal rapide verschlechtert. Außerdem liege inzwischen ein "Sanierungsgutachten" vor, in dem ein Investitionsbedarf von 15 bis 20 Millionen Euro für Brinkmeier festgestellt werde. Er habe auch mit Banken und weiteren Investoren gesprochen, die alle von einer Sanierung abgeraten hätten.
Auf dieser Grundlage habe er keine Chance mehr gesehen, die Firma weiterzuführen. "Aus einer Insolvenz heraus ist die Sanierung vielleicht leichter", sagte er unserer Zeitung.
Die Belegschaft wird wohl erst am Mittwoch offiziell vom geplanten Aus erfahren. Gestern waren die meisten Mitarbeiter wegen Kurzarbeit zu Hause, auch heute wird nicht produziert. Tatsächlich, sagt auch Branka, war die Belegschaft zuletzt nur noch einen Tag in der Woche beschäftigt.
Als vorläufigen Insolvenzverwalter hat das Bielefelder Amtsgericht den Bremer Rechtsanwalt Frank Rüdiger Scheffler eingesetzt, berichtete Overbeck. Vorhandene Aufträge sollen noch in Rödinghausen abgearbeitet werden – dann ist Alno am Zug. Die Markenrechte für Brinkmeier hat nicht der Insolvenzverwalter, sondern die Castor Holding, sagt Overbeck. Die August-Löhne der 120 Brinkmeier-Leute sind über das Insolvenzgeld abgesichert. Danach droht ihnen die Arbeitslosigkeit.