Viele Pfarrer gehen in Rente Große Umbrüche in den Löhner Kirchengemeinden

Löhne. Die Welle ist schon in Bewegung und sie wird größer. Wenn sie durch Löhne gerollt ist, dann wird sich die Struktur in einigen Kirchengemeinden der Stadt entscheidend verändert haben. Wohl noch nie so viele Pfarrer wie in diesem Jahr gehen in den Ruhestand oder verlassen die Stadt. Gemeinden müssen sich auf Veränderungen einstellen. Im Kirchenkreis Herford kommt es besonders dick. Pastorin Anke Starnitzke (Kirchengemeinden Siemshof und Mennighüffen) ist bereits am 1. März in den Ruhestand gegangen. Am 1. Juli folgt Jörg Nagel (Kirchengemeinde Siemshof). In der Kirchengemeinde Löhne-Ort geht es im Spätsommer weiter. Im September geht Peter Außerwinkler in den Ruhestand. Und auch der nächste Abschied aus dem Berufsleben ist im Kirchenkreis Herford zumindest absehbar. 2025 wird der Obernbecker Pfarrer Rolf Bürgers seinen Abschied nehmen. Dramatischer Nachwuchsmangel Pastor Kai Sundermeier von der Kirchengemeinde Mennighüffen ist einer von denen, die bleiben. Er und seine Kollegen müssen sich ebenso wie die Gemeinden auf einschneidende Veränderungen einstellen. "Aufgrund des dramatischen Nachwuchsmangels an Theologen kommen auf unsere vier Gemeinden Löhne, Obernbeck, Mennighüffen und Siemshof einschneidende Veränderungen zu. Waren in dieser Region vor etwa 15 Jahren noch acht Pfarrerinnen und Pfarrer im Dienst, so werden die vier Gemeinden in Zukunft mit nur noch drei Pfarrern auskommen müssen", schreibt Pastor Kai Sundermeier im aktuellen Gemeindebrief der Kirchengemeinde Mennighüffen. Die Folgen sind drastische Auswirkungen auf den pastoralen Dienst in den Gemeinden. Grundlegende Dinge müssten auf den Prüfstand gestellt werden. Es gehe unter anderem um das Gottesdienstangebot in den Gemeinden. "Wird es noch an jedem Sonntag in jeder Kirche einen Gottesdienst geben?", fragt Sundermeier im Gemeindebrief. Es gehe auch um die Frage, ob die Gemeinden ihre Selbstständigkeit behalten können oder ob es zu Fusionen kommen wird. "Wir werden diese Fragen in den nächsten Monaten intensiv diskutieren", sagt Sundermeier im Gespräch mit der NW. Neue Strukturen müssen sich bilden Olaf Reinmuth, Superintendent des Kirchenkreises Herford, begleitet den Prozess. "Die vier Presbyterien suchen einen Weg der Zusammenarbeit im Pfarrdienst. Die große Überschrift heißt: Zusammenarbeit in der Region. Über Gemeindegrenzen hinweg", sagt er auf Anfrage der NW. Entschieden werde in der Region, wie sich der Pfarrdienst verteile. An diesen Begriff werden sich die Christen in Löhne gewöhnen müssen. In einer Region sind verschiedene Kirchengemeinden zusammengefasst. "Die Region Löhne hat sich gerade gebildet", sagt Reinmuth. Innerhalb einer Region würden sich neue Organisationsstrukturen bilden. Wie groß der Veränderungsdruck ist, zeigt ein Blick in die nächsten Jahre. Ab 2026 werde der Personalschlüssel durch die Landeskirche noch einmal angezogen: "Eine Pfarrstelle pro 4.000 Gemeindeglieder und wahrscheinlich ab 2031 eine Pfarrstelle pro 5.000 Gemeindeglieder. Parallel sollen Gemeindepädagoginnen und andere Qualifikationen in den pastoralen Dienst aufgenommen werden", sagt Reinmuth. Der Betreuungsschlüssel solle langfristig letztlich so bleiben, dass eine Person im pastoralen Dienst pro 2.700 Gemeindegliedern arbeiten könne. Die Zahl der Gemeindeglieder hat sich in den letzten 16 Jahren stark verringert. 2021 waren es in Löhne-Ort 3.652 (2005: 4.560), in Mennighüffen 3.150 (2005: 3.925), in Obernbeck 3.382 (2005: 4.340) und in Siemshof 2.752 (2005: 3.418). Veränderungen in Gohfeld Auch vor dem Kirchenkreis Vlotho macht die Rentenwelle nicht halt. Auch wenn die Auswirkungen nicht so massiv sind. Dort geht Eckhard Teismann, Pfarrer in der Kirchengemeinde Gohfeld, im August in den Ruhestand. Pfarrer Hubert Köhler, der für die Heimseelsorge im Kuhlo-Heim zuständig ist, folgt zum Ende des Jahres. "Der Ruhestandsbeginn von Eckhard Teismann und Hubert Köhler bedeutet eine große Veränderung für Löhne. Ich schätze die Arbeit der beiden Pfarrer sehr, gönne ihnen aber auch von Herzen, dass sie dann freier über ihre Zeit verfügen können", sagt Dorothea Goudefroy, Superintendentin des Kirchenkreises Vlotho, auf Anfrage der NW. Die Nachfolge für Pfarrer Teismann steht bereits fest. Zum 1. April wird Pfarrerin Linda Stucke-Troks ihren Probedienst in der Evangelischen Kirchengemeinde Gohfeld antreten und Aufgaben von Pfarrer Eckhard Teismann übernehmen. "Für den Evangelischen Kirchenkreis Vlotho ist es eine große Freude, dass Frau Stucke-Troks nach ihrem Vikariat in Eidinghausen-Dehme dem Kirchenkreis erhalten bleibt", sagt die Superintendentin. Sie werde mit 75 Prozent ihrer Arbeitskraft in der Gemeinde arbeiten und mit 25 Prozent in der Geschäftsstelle des Kreiskirchentages. Dort wird sie das Kirchenkreis-Event am 15. und 16. Juni 2024 im Kurpark Bad Oeynhausen mit einem Vorbereitungsteam organisieren. "Den Pfarrdienst in den Altenheimen, den Pfarrer Hubert Köhler mit großem Geschick und Spezialisierung auf die Atenheimseelsorge wahrnimmt, werden wir leider nicht im gleichen Umfang ersetzen können", sagt Dorothea Goudefroy. Die Arbeit in den Heimen wird ab Januar 2024 von den Pfarrern Harald Ludewig und Uwe Stintmann und Pfarrerin Linda Stucke-Troks aus der Gemeinde heraus wahrgenommen.

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