Konsumverhalten Wie schauen die Löhner Einzelhändler aufs Weihnachtsgeschäft?

Löhne. Steigende Lebenshaltungskosten drücken aufs Portemonnaie, Sorgen um die kommenden Monate aufs Konsumvergnügen. Wie wirkt sich das aufs Weihnachtsgeschäft aus? Laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov will jeder Fünfte deutlich weniger Geld für Geschenke in diesem Jahr in die Hand nehmen. Acht Prozent wollen ganz aufs Schenken verzichten. Bei vielen Händlern schrillen darum die Alarmglocken. Der Handelsverband Deutschland (HDE) rechnet zumindest mit einem stabilen Weihnachtsgeschäft. Und in Löhne? Hier äußern sich die Einzelhändler sehr unterschiedlich. Schmuck gehört traditionell zu den beliebten Weihnachtsgeschenken. Für Sandra Hemeier und Yasmin Hemeier-Kracht sind darum November und Dezember normalerweise eine wichtige Zeit in ihrem Laden für Schmuck und Uhren in der Innenstadt. Doch die beiden schauen sehr zurückhaltend aufs diesjährige Weihnachtsgeschäft. Es sei zu ruhig im Laden. "Das ist aber schon seit einigen Monaten so, seit dem Beginn des Ukraine-Kriegs. Gerade in unserer Branche sind die Leute aktuell sehr zurückhaltend bei ihren Einkäufen", sagt Sandra Hemeier. Schmuck und Uhren seien etwas, wo viele zuerst sparen würden. Konkurrenz im Internet Zwar kämen immer noch die Kunden, die ein neues Armband oder eine neue Batterie für ihre Uhr bräuchten, aber größere Ausgaben scheuen einige. "Die Leute haben im Moment Angst, ihr Geld auszugeben", ergänzt Tochter Yasmin Hemeier-Kracht. Für das Familienunternehmen seien schon die Corona-Jahre nicht einfach gewesen, die Konkurrenz im Internet sei groß. Dennoch: "Wir müssen positiv sein", meint Sandra Hemeier. Sie und ihre Tochter hoffen, dass trotz aller Prognosen das Geschäft zu Weihnachten in diesem Jahr gut läuft. Im Laden bewerben sie darum bewusst Ketten oder Ohrringe einer neuen Kollektion, die etwas günstiger sind. "Das sind kleine, dezente Sachen", sagt Hemeier. Ein paar Meter weiter bei Classictrends schaut Silke Hohnen recht zuversichtlich auf die kommenden Wochen. "Das eigentliche Weihnachtsgeschäft geht erst so ab dem ersten Advent richtig los", berichtet sie. Neben Mode bietet sie in ihrem Laden auch Accessoires wie Portemonnaies, Handtaschen und Schals an - klassische Geschenke für verschiedene Altersgruppen, meint die Einzelhändlerin. Dennoch sei sie nicht so sehr auf die weihnachtliche Konsumfreude angewiesen. Sie habe viele Stammkunden in Löhne, die das ganze Jahr über immer wieder kommen und ihr bislang auch durch alle Krisen die Treue gehalten hätten. Ob und wie stark die Kunden sich beim Schenken zurückhalten, hänge wahrscheinlich auch von den Produkten ab, die angeboten würden. Das sieht auch Frank Michael Wuff so. Er ist Marktleiter bei Expert Döring in Mennighüffen. "Unsere Produkte sind nach wie vor sehr gefragt", sagt er. Ein Handy, ein neues Ipad oder Spielekonsolen stünden weiterhin auf den Wunschzetteln. Vor allem dadurch, dass die Fußball-WM nun auch mitten ins Weihnachtsgeschäft falle, hätte die Nachfrage schon jetzt deutlich angezogen. "Da leisten sich die Leute dann vielleicht doch noch einmal einen neuen, größeren Fernseher", sagt Wuff. Insgesamt sei die Nachfrage im gesamten Elektronik-Handel doch sehr robust. "Wir gucken auf ein gutes Weihnachtsgeschäft", sagt der Marktleiter. Prognose des Handelsverbands Das gemischte Bild spiegelt sich auch in der Einschätzung des Handelsverbands wider. "Die hohe Inflation und die schlechte Verbraucherstimmung senden eigentlich keine guten Vorzeichen für das Weihnachtsgeschäft. Die Kundinnen und Kunden sind aber trotz allem entschlossen, in Geschenke zu investieren", sagt Stefan Genth, Hauptgeschäftsführer des HDE. Der Verband hat seine eigene Umfrage, auf die er sich beruft. Demnach geben 70 Prozent der befragten 500 Unternehmen an, mit einem im Vergleich zum Vorjahr schlechteren Weihnachtsgeschäft zu rechnen. Eine andere Umfrage des Verbands habe ergeben, dass immerhin ein Fünftel der Befragten plant, mehr als 300 Euro für Weihnachtsgeschenke auszugeben. Mehr als 40 Prozent wollten die Ausgaben für Geschenke stabil halten. Auf dieser Basis prognostiziert der HDE für die letzten beiden Monate des Jahres ein nominales Umsatzplus von 5,4 Prozent. Preisbereinigt ergebe sich ein Minus von vier Prozent im Vergleich zum Vorjahr. "Die Umsätze wachsen nur über die inflationsbedingt steigenden Preise. Für die Handelsunternehmen bleibt das eine schwierige Zeit", erklärt Genth. Für das Gesamtjahr 2022 geht der Handelsverband nun von einem nominalen Plus von 7,5 Prozent aus, real bedeutet das ein Minus von 0,1 Prozent. Die aktuellen Entwicklungen haben auch Einfluss auf den Online-Handel. Erstmals werde dort im Vergleich zum Vorjahr ein Minus beim Umsatz stehen, schätzt der HDE.

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