Energieversorgung Löhner Nahwärmenetz wird deutlich vergrößert - davon profitieren auch die Bürger

Löhne. Für 50 bis 100 Haushalte bietet sich bald eine neue Form der Energieversorgung. Die Stadtwerke erweitern ihr Nahwärmenetz deutlich und viele Privathaushalte, die an der Strecke liegen, können an das neue Netz angeschlossen werden. Der Betriebsausschuss gab in seiner letzten Sitzung grünes Licht für die Erweiterung. Rund 1,6 Millionen Euro werden in das Projekt investiert. Löhne hat bereits seit 30 Jahren ein kleines Nahwärmenetz. Die Trasse wurde im Jahr 1992 gebaut und hat nach und nach das Rathaus, das Gymnasium, Bruno Kleine und das Kaiser-Center mit Wärme versorgt. Ein Blockheizkraftwerk (BHKW) sorgt dafür, dass das Wasser erwärmt wird und in der Leitung zu den Kunden strömt. "Warum man das damals nicht weiter ausgebaut hat, verstehe ich nicht", sagt Stadtwerke-Chef Matthias Kreft. Die Technik sei auch schon vor drei Jahrzehnten attraktiv gewesen. Seitdem Kreft Geschäftsführer der Stadtwerke ist, hat er das Thema vorangetrieben. Die Stadtwerke traten aus der Gesellschaft "Nahwärme Bad Oeynhausen-Löhne" aus und gründeten unter dem Namen "Nahwärme Löhne" eine eigene Gesellschaft. "In Eigenregie haben wir ganz andere Entwicklungsmöglichkeiten", sagt Kreft. Jetzt ist das Erweiterungskonzept so ausgereift, dass es vom Ausschuss verabschiedet wurde. Unverzichtbare Ankerkunden Insgesamt wird die bestehende Trasse um 1.000 Meter erweitert. An der Strecke liegen Nutzer, die sicher auch schon vor Jahren für die Nahwärme infrage gekommen wären. Diese sind das Feuerwehrgerätehaus in Löhne-Bahnhof, die Stadtbücherei, die Musikschule, die Werretalhalle und der Bahnhof. "Diese Ankerkunden sind für uns unverzichtbar", sagt Kreft. Sie zu gewinnen, war allerdings auch nicht schwierig, weil alle Gebäude der Stadt gehören. Die Investition von 1,6 Millionen Euro funktioniert durch die Ankerkunden. "Je mehr Privathaushalte wir anbinden, desto besser rechnet sich die Investition", sagt Fred Wokittel, Energieexperte der Stadtwerke. Das Interesse am Thema Nahwärme habe in den vergangenen Monaten deutlich zugenommen. "Wir haben Anrufe aus dem ganzen Stadtgebiet", sagt Wokittel. Die meisten Anrufer muss er enttäuschen. Infrage kommen ausschließlich Haushalte, die an der Trasse liegen. "Da werden wir im nächsten Jahr in die direkte Ansprache gehen", sagt Kreft. Im Vordergrund steht der Klimaschutz Die Bestandskunden an der bestehenden Trasse werden natürlich auch weiter versorgt. Weggefallen ist schon vor Jahren das Kaiser-Center. "Wir sind zuversichtlich, dass wir den geplanten Neubau mit Nahwärme versorgen können. Wir sind mit Edeka im Gespräch. Das Unternehmen strebt ja auch die Klimaneutralität an", sagt der Stadtwerke-Chef Beim Ausbau der Nahwärme steht für die Stadtwerke der Klimaschutz im Vordergrund. "Das BHKW wird mit Biomethan betrieben. Die Nahwärme ist schon jetzt klimaneutral. Vorbereitet sind wir auch auf den nächsten Schritt. Wir können das BHKW auch so umrüsten, dass es mit Wasserstoff betrieben wird", sagt Kreft. Perspektivisch könnten weitere Energiequellen für die Erzeugung von Nahwärme genutzt werden. Denkbar wäre die Einbindung von Solarthermie, Geothermie oder der Einsatz einer Flusswasserwärmepumpe am Anschlusspunkt Werretalhalle. Bauarbeiten starten Ende 2023 Attraktiv ist die Nahwärme für Privathaushalte nicht nur aus Gründen des Klimaschutzes. "Bevor die Preise so verrückt spielten, lag die Nahwärme preislich etwas höher als Gas. Allerdings ist der Einsatz von Nahwärme viel effizienter", sagt Wokittel. Entscheidendes Argument sei für viele Nutzer auch, dass sich das Thema Heizungsanlage im eigenen Haus erledigt hat. Über zwei Leitungen werden die Gebäude mit dem Nahwärmenetz verbunden. Das Wasser kommt mit einer Temperatur von 90 Grad zum Kunden, durchströmt einen Wärmetauscher und einen Puffer und fließt zurück. "Man muss sich um den Kauf einer Heizung keine Gedanken mehr machen und der Schornsteinfeger kommt auch nicht mehr", sagt Kreft. Die Bauarbeiten für die Erweiterung des Nahwärmenetzes beginnen voraussichtlich in der zweiten Jahreshälfte 2023. "Mit ersten Inbetriebnahmen rechnen wir in der zweiten Jahreshälfte 2024", sagt Fred Wokittel. Für Matthias Kreft ist das erst der Anfang. Denkbar sei, das Nahwärmenetz in Richtung verkehrsberuhigten Teil der Lübbecker Straße weiter auszubauen. "Das würde sich anbieten, weil die Straße ohnehin komplett neu gestaltet wird." Ein eigenständiges Nahwärmenetz könnte rund um die Jahnstraße entstehen, wo die Wohnstadt, eine stadteigene Gesellschaft, zahlreiche Wohnungen besitzt. "Man muss eine Vision haben. Wenn man immer wieder sagt, wir warten noch fünf Jahre, dann bewegt sich nichts", sagt Kreft.

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