Begegnungsstätte Sanierung der Löhner Ulenburg abgeschlossen

Löhne. Die Enten gleiten geschmeidig durch die Entengrütze der Gräfte. Mit ihren Schnäbeln schmatzen sie sich durch die grüne Masse, die das Wasser im Wassergraben vor dem Schloss bedeckt. Der Wind weht das Herbstlaub über die Wege. Spaziergänger gehen durch den Park. Die Ulenburg strahlt an diesem Tag große Ruhe aus. Viele Jahre war das Wasserschloss eine Großbaustelle. Regelmäßig gab es Arbeitseinsätze von vielen freiwilligen Helfern. Vor ein paar Monaten wurden die Arbeiten abgeschlossen. Jetzt wollen sich die Inhaber verstärkt darum kümmern, das Wasserschloss mit Leben zu füllen. Eigentümerin des Schlosses und des etwa fünf Hektar großen Parks samt Mühle und Nebengebäuden ist seit sechs Jahren die gemeinnützige EZDAi &bdquo;Gesellschaft Kultur und Wissenschaft in der Ulenburg.“ Der scheidende EZDAi-Geschäftsführer Ibrahim Kus hat maßgeblich den Kauf der Burg von der diakonischen Stiftung Wittekindshof vorangetrieben und den Ausbau zu einem offenen kulturellen Zentrum des Ezidentums auf den Weg gebracht. EZDAi vermietet die Räume für Vereinsaktivitäten und zahlreiche Ezidische Vereine hat deshalb inzwischen ihren Sitz in Löhne gewählt. Einer der Mieter ist der Fernsehsender Cira TV. Gemeinschaftsprojekt mit vielen Helfern Kus hat sich vor wenigen Tagen aus der Geschäftsführung zurückgezogen. Sein Nachfolger ist der Oldenburger Rechtsanwalt Necdal Disli. "Nach sechs Jahren ist es Zeit für einen Wechsel", sagt Kus, der im Gespräch mit der NW eine positive Bilanz zieht. Kus will weiterhin aktiv im Vorstand der Gesellschaft bleiben und die Entwicklung des Schlosses begleiten. Vor immer neue Herausforderungen seien die neuen Eigentümer während der Sanierung gestellt worden. EZDAi hat die Ulenburg im Jahr 2016 vom Wittekindshof gekauft. Umfangreiche Sanierungsarbeiten standen an. Dabei ging es nicht nur um die Erhaltung der Substanz, sondern auch um Umbauarbeiten, die der Brandschutz erforderte. "Das war ein großes Gemeinschaftsprojekt, bei dem viele geholfen haben", sagt Kus. Jetzt sei die Mammutaufgabe der Sanierung beendet."Die Nutzung ist technisch und funktional gewährleistet. Finanzierung durch Spenden der Community Dass sich während der Sanierungsarbeiten immer wieder neue Herausforderungen ergeben hätten, sei ihm von Anfang an klar gewesen. "Ich bin seit 20 Jahren in der Immobilienbranche. Uns war schon sehr bewusst, dass wir hier kein Einfamilienhaus gekauft haben." Ungewöhnlich für ein Projekt dieser Größe war der hohe Anteil an Eigenleistung durch die ezidische Gemeinschaft. Aus ganz Deutschland kamen Helfer, die bei der Sanierung mit anpackten. Finanziert wurde der Umbau der Ulenburg zum Zentrum des Ezidentums in Deutschland aus Spenden der Community. Dieses Finanzierungsmodell habe die Dauer der Sanierung verlängert. "Uns fehlten immer mal wieder die liquiden Mittel", sagt Kus. Das lag auch daran, dass viele Eziden Angehörige ihrer Glaubensgemeinschaft im Irak unterstützt haben. Tausende Eziden wurde 2014 von der Terrormiliz des IS in Sindschar (Shingal) verfolgt. Rund 5.000 Menschen wurden innerhalb von wenigen Wochen getötet. Nach Abschluss der Arbeiten im Frühjahr kann das Schloss jetzt komplett genutzt werden. "In den nächsten Jahren muss uns ein Brückenschlag gelingen", sagt Kus. Es sei sehr schön, dass viele Menschen den Park für Spaziergänge nutzen. "Im nächsten Schritt wollen wir jetzt das Schloss öffnen. Es ist jetzt ein Teil unserer Identität und ein Teil der Löhner Identität. Dass muss jetzt mit Leben gefüllt werden", sagt Kus. Standesamt im Schloss jetzt denkbar Pläne für eine Öffnung gibt es schon länger. "Da hat uns aber auch Corona einen Strich durch die Rechnung gemacht." Jetzt will man daran wieder anknüpfen. Angedacht war, eine Außenstelle des Standesamts in der Ulenburg anzusiedeln. Die Räume sollen in Zukunft auch Vereinen und anderen Gruppen für Veranstaltungen angeboten werden. Mit zwei Zahlen macht Kus die Bedeutung von Deutschand für die Eziden deutlich. "Von den weltweit eine Millionen Eziden leben 300.000 in Deutschland", sagt er. Entsprechend wichtig sei ein Ort wie die Ulenburg für die Eziden. "Solche Einrichtungen können zur Integration beitragen und die Interaktion mit der Mehrheitsgesellschaft fördern."

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