Bad Oeynhausen/Löhne Löhner Intensivtäter stehen schon wieder vor Gericht

Bad Oeynhausen/Löhne. Die Vergangenheit holt die Melbergener Zwillinge ein. Die inzwischen 23 Jahre alten Brüder, die in Bad Oeynhausen und Löhne als jugendliche Intensivtäter bekannt wurden und für eine Welle der Empörung sorgten, sollen sich ab Mittwoch, 14. September, vorm Landgericht Bielefeld wegen sexuellen Missbrauchs von zwei Kindern verantworten. Die Taten liegen weit in der Vergangenheit. Es geht um zwei Fälle in Bad Oeynhausen und Löhne, die in den Jahren 2016 und 2018 geschehen sein sollen. Fast drei Jahre hat sich das Landgericht Zeit gelassen, um die Anklage der Staatsanwaltschaft aus November 2019 zu prüfen. Verhandelt wird der Fall vor einer Hilfsstrafkammer. Nach Auskunft von Guiskard Eisenberg, Pressesprecher des Landgerichts Bielefeld, ist diese Kammer wegen Überlastung des Gerichts eingerichtet worden. Offenbar landen hier alle Strafsachen, die schon etwas länger auf eine Entscheidung warten. In Fall der Zwillinge sind es fast drei Jahre. Die Brüder leben inzwischen nach Informationen der NW getrennt voneinander und in verschiedenen Städten. Einer der beiden ist inzwischen Vater einer Tochter geworden, die jedoch bei der Mutter lebt. So war es im Bericht der Bewährungshilfe zu hören, der vor wenigen Wochen im Amtsgericht Bad Oeynhausen verlesen wurde. Dort war einer der Brüder angeklagt, weil er einem Kraftsportler Pfefferspray ins Gesicht gesprüht hatte, nachdem der sich mit den Zwillingsbrüdern angelegt und gedroht hatte, sie bei ihrem aktuellen Arbeitgeber zu verpetzen und auf ihre Vergangenheit als jugendliche Intensivtäter anzusprechen. Der Zwilling wurde zu acht Monaten Haft ohne Bewährung verurteilt, sein Verteidiger hat das Urteil angefochten. Jugendschöffengericht fällte bereits 2019 sein Urteil Die aktuelle Anklage der Staatsanwaltschaft zielt auf die Jahre 2016 und 2018. In diesem Zeitraum geschahen offenbar die meisten Straftaten der Zwillingsbrüder. Beide Brüder waren damals öfter auf dem Gelände der Grundschule Melbergen und der näheren Umgebung unterwegs und trieben ihr Unwesen. Eine Elterninitiative gründete sich und rief sogar den Petitionsausschuss des Landtages zur Hilfe. Die Stadtverwaltung organisierte einen Sicherheitsdienst, um das Hausverbot gegen die Brüder durchzusetzen. Das Jugendschöffengericht Herford beschäftigte sich im Mai 2019 dann mit zahlreichen Anklagepunkten. Damals gestanden die Zwillinge zunächst bloß mehrere Diebstähle und (wechselseitige) Beleidigungen ein. Das Gericht stellte dann Anklagen wegen Waffenbesitzes, Hausfriedensbruchs und Beleidigung ein. Von Vorwürfen der Körperverletzung, des Einbruchs und Handydiebstahls sprach das Gericht die Brüder frei. In zahlreichen weiteren Anklagepunkten aber wie Betrug, Beleidigungen, Hausfriedensbrüchen, Drogenhandel und weiteren Diebstählen wurden die Zwillinge verurteilt. Auch in einem Fall sexuellen Missbrauchs befand das Jugendschöffengericht Herford einen Zwillingsbruder schuldig. Einer der Brüder soll am Freitag, 23. Juni 2017, einen Siebenjährigen auf dem Gelände der Grundschule Melbergen dazu gebracht haben, die Hosen herunterzulassen und den Penis zu zeigen. Weil das Kind zunächst nicht wollte, versprach der Zwillingsbruder offenbar ein Hoverboard als Lohn. Das Gericht hörte das Kind unter Ausschluss der Öffentlichkeit und bewertete die Aussage als glaubwürdig und schlüssig. Im Urteil machte das Gericht deshalb diesem Zwilling auch eine Sexualtherapie zur Auflage. Beide Brüder wurden zu einem Jahr und vier Monaten Haft, die drei Jahre zur Bewährung ausgesetzt werden, verurteilt. Beide mussten darüber hinaus aber einen Warnschussarrest von 14 Tagen verbüßen. Die neuen Vorwürfe sind viele Jahre alt Laut Anklage vorm Landgericht Bielefeld sollen die Zwillinge auch im Herbst 2016 und im Mai 2018 zwei Kinder sexuell missbraucht haben. Der erste Fall soll sich in Bad Oeynhausen vor der Christuskirche ereignet haben. Betroffen war ein damals acht Jahre alter Junge. Der zweite Tatort im Mai 2018 soll eine Hütte am Ascheplatz Melbergen im Löhner Ortsteil Gohfeld gewesen sein. Ein damals 13 Jahre altes Mädchen soll Opfer schweren sexuellen Missbrauchs geworden sein. Dieser Vorwurf richtet sich gegen den Zwilling, der bereits wegen sexuellen Missbrauchs vorbestraft ist. Ein psychiatrischer Gutachter im Auftrag des Jugendschöffengerichts hat beiden Brüdern 2019 eine Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitäts-Störung (ADHS) bescheinigt, sie als vermindert schuldfähig eingestuft und mit dieser Diagnose auch ihr fehlendes Mitgefühl und ihre mangelnde Schuldeinsicht erklärt. Inzwischen gibt es dem Vernehmen nach ein neues Gutachten eines anderen Gutachters, das zu einem ähnlichen Ergebnis kommen soll. Der Prozess beginnt am Mittwoch, 14. September, um 10 Uhr in Saal 3. Fortsetzungen sind für den 16. und 26. September geplant.

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