Löhne Personal fehlt nicht nur in der Pflege

Löhne. Ob in der Eisdiele, am Flughafen oder im Lieblingsrestaurant: Das Problem ist überall dasselbe: Es fehlt an Personal. Dieses Dilemma trifft auch Handwerk, Industrie und Pflege. Die NW hat sich in Löhne umgehört. Britta Lehmann ist Inhaberin der Häuslichen Kranken- und Altenpflege (HKA) und Geschäftsführerin des Seniorenzentrums an der Werre. Im Seniorenzentrum herrscht keine Not am Mann und an der Frau. "Im stationären Bereich sind die Stellen bei uns immer besetzt und sogar überbesetzt", sagt sie. Mehr Personal könne allerdings der ambulante Bereich gebrauchen. "Ich könnte drei bis vier Mitarbeiter einstellen." Ihr Pflegedienst könne die Versorgung sicherstellen. Allerdings nur, solange kein Kunde plötzlich intensivere Pflege braucht. "Manche kommen aus dem Krankenhaus und brauchen eigentlich noch ein bis zwei zusätzliche Einsätze am Tag." Dann werde es mit der entsprechenden Versorgung schnell schwierig. Insgesamt sei der Bedarf deutlich größer als das, was sie leisten könnten. "Wir können zurzeit keine neuen Kunden aufnehmen. Wir haben keine Kapazität, wir sind ausgelastet", sagt Lehmann. "Ambulanter Dienst bekommt zu geringe Aufmerksamkeit" "Die ambulante Pflege leidet noch immer unter der schlechten Bezahlung", sagt Lehmann. Der Verdienst im ambulanten Bereich sei geringer als im stationären. Hinzu komme, dass die Stellen im ambulanten Dienst wegen der Kundenbedarfe meist Teilzeitstellen seien. "Viele sagen, dann verdiene ich nicht genug und kann meine Familie nicht ernähren." Sie könne allerdings auch nicht die Anzahl der Touren, die die Pflegekräfte fahren, reduzieren und so die Stunden der einzelnen Kräfte aufstocken. "Ich kann nicht aus zwölf Touren acht machen. Dann werden die Kunden zu spät versorgt." Zudem sei man im Pflegedienst immer auf sich allein gestellt und müsse immer "die erste richtige Entscheidung treffen". Da seien eine starke Persönlichkeit und innere Reife unerlässlich. Umso mehr bedauert Britta Lehmann: "Der ambulante Dienst bekommt eine zu geringe Aufmerksamkeit." Ausgelernte Kräfte sind Mangelware Maler Thomas Ruschmeier spricht von Glück, wenn er sagt: "Wir haben jedes Jahr einen Azubi", dieses Jahr seien es sogar zwei. Das Problem seien nicht fehlende Auszubildende, die Bewerber seien da. Ein Hindernis seien für den Malerbetrieb an der Brunnenstraße vielmehr die nicht vorhandenen Fachkräfte. Man bekomme kaum noch "vernünftig ausgebildete Leute, die vernünftige Arbeit hinterlassen". Nach der Lehre bei Ruschmeier werden die fertigen Azubis, wenn alles gut läuft, übernommen. Ausgelernte Kräfte seien trotzdem eher Mangelware, denn "ich habe in der Regel jedes Jahr nur einen Azubi. Und die kommen nicht immer durch. Manche brechen auch ab, machen dann doch lieber was anderes", sagt Thomas Ruschmeier. Schuld daran, dass es generell wenig qualifizierte Fachkräfte gebe, sei die demografische Entwicklung. "Der Geburtenrückgang ist das Problem." Die Personalsituation bei Ruschmeier sei in Ordnung, aber es werde schwieriger. Insgesamt sind zwischen 20 und 25 Mitarbeiter bei Ruschmeier tätig. "Ich könnte auf jeden Fall fünf Leute mehr beschäftigen." Dann könnten sie auch deutlich mehr Aufträge annehmen als jetzt. Ruschmeier: "Es gibt mehr Aufträge, als man machen kann." Unsicherheit bei Bewerbern Beim Unternehmen Remmert könnte die Situation ebenfalls deutlich schlimmer sein. Von einem Mangel an Personal könne nicht die Rede sein, sagt Senior-Personalreferent Viktor Fiksel-Reschke. "Wir wachsen jedes Jahr", sagt er über das rund 160 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter starke Unternehmen. Sowohl mit Blick auf Auszubildende als auch Fachkräfte könne man nicht meckern. "Wir sind ganz gut aufgestellt." Auch bei Remmert beobachtet man allerdings, dass es allgemein schwieriger werde, Personal zu bekommen. Die Zeiten seien herausfordernder als früher. Es gebe weniger Bewerber, sagt der Personalreferent. "Bei vielen Bewerbern herrscht Unsicherheit mit Blick auf die Weltpolitik und die Pandemie." Ein Beruf, in dem sie gerne mehr Menschen ausbilden würden, sei allerdings der Konstruktionsmechaniker. Das Problem: "Der Beruf ist sehr unbekannt am Markt", sagt Fiksel-Reschke. Man suche aber nach Wegen, diesen bekannter zu machen. Insgesamt habe die Firma aber nicht mit einem Mangel an Azubis zu kämpfen. Im IT-Bereich zum Beispiel gebe es "Bewerber ohne Ende". Zurzeit hat Remmert fünf Azubis im technischen Bereich, einen im kaufmännischen, einen in der IT und einen im technischen Produktdesign. Im kommenden Jahr wollen sie außerdem weitere Ausbildungsberufe einführen, zum Beispiel Mechatroniker, teilt der Personalreferent mit. Fiksel-Reschke: "Wir möchten mehr ausbilden, um auch in Zukunft die Personalsituation zu sichern."

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