Löhne Secondhand-Trend: Ein Besuch in der Recyclingbörse

Löhne. Mein innerer Monk ist glücklich. Der etwas neurotische Detektiv aus der gleichnamigen Fernsehserie der frühen 2000er wäre sicherlich bei diesem Anblick genauso zufrieden wie ich. Nach Farben sortiert hängen die Kleidungsstücke an den Ständern. Blau zu blau, grün zu grün, rosa zu rosa. So warten T-Shirts und Co. in der Recyclingbörse darauf, dass ihnen ein zweites Leben geschenkt wird. Zum kleinen Preis gebrauchte Ware mitnehmen, die andere abgegeben haben. Das Konzept ist einfach - und kommt bei den Kundinnen und Kunden an. Cindy hat auf einen Einkaufswagen verzichtet. Fündig geworden ist sie bereits. Den Kleiderbügel mit dem altrosa Shirt, das sie mit nach Hause nehmen möchte, hält sie in der einen Hand, mit der anderen durchforstet sie weiter die Kleiderständer. "Ich stöbere hier gerne", sagt sie. In den Börsen in Herford und Bünde war sie schon mal, in das Gebäude an der Industriestraße hat sie ihr Weg heute zum ersten Mal geführt. "Es ist kleiner, aber es gibt sehr viel Auswahl", findet sie. "Hier kann man schön in Ruhe und günstig shoppen gehen." Ja, hier fällt einem ein Schnäppchen nach dem anderen ins Auge. Bücher für 77 Cent das Stück stehen im Regal, den allermeisten ist kaum anzusehen, dass sie gebraucht sind. Ein riesiger hellbeiger flauschiger Teddybär, der auf einer Bank neben dem Eingang sitzt, würde für zwanzig Euro mir gehören. "Deutlich günstiger als anderswo" Am Bücherregal steht Ulrich Imort und stöbert nach neuem Lesestoff. Früher sei er öfter hier gewesen, jetzt komme er nur noch unregelmäßig vorbei. So wie heute. Gelohnt hat es sich allemal. Ein Buch habe er gefunden und schon an der Kasse abgelegt, jetzt lässt er sich weiter von der vielen Literatur inspirieren. "Hier ist es deutlich günstiger als anderswo und mitunter sind wirklich gute Bücher dabei", sagt er. Damit diese Bücher ins Regal kommen und alle Waren ihren Platz finden, müssen sie vorab durchgeschaut und sortiert werden. "Hier wird alles fertiggemacht, was in den Laden kommt", sagt Martina Blinde, stellvertretende Leitung der Löhner Börse, als sie in der Halle außerhalb der Verkaufsräume steht. "Börsenhund" Johnny hat es sich derweil auf einem Stuhl gemütlich gemacht, den er erst wieder verlässt, als Blinde zurück in die Verkaufsräume der Löhner Börse geht. Allzu viele Gerüche fremder Menschen bekommt Johnny an diesem Freitagvormittag nicht zu schnuppern, es ist nicht viel los. Am letzten Werktag der Woche sei meist etwas weniger Kundschaft da, erzählt Martina Blinde, stellvertretende Leitung der Löhner Börse. Was zurzeit noch dazukommt: Es sind noch Sommerferien. "Die Leute machen Urlaub, bevor das vielleicht nächstes Jahr nicht mehr finanzierbar ist. Das wird wieder mehr werden", sagt Blinde. Und sie weiß, wovon sie spricht. Denn bevor sich die Sommerurlauber mit Beginn der Ferien auf den Weg gemacht haben, hat sich einmal mehr gezeigt, dass Sparfüchse bei der Recyclingbörse an der richtigen Adresse sind. Ob die Löhner Börse mehr Zulauf hatte, weil die Menschen aktuell mehr auf ihr Geld achten? Ein klares "Ja!" ist die Antwort von Blinde. "Die Leute halten erst mal ihr Geld fest" Damit steht Löhne offenbar besser da als es dem Gesamteindruck von Achim Strasas, Vorstandsmitglied im Trägerverein Arbeitskreis Recycling, entspricht. Seit dem Ukrainekrieg stelle er einen "leichten Rückgang" fest, "die Leute halten erst mal ihr Geld fest". Auch die Spendenbereitschaft werde wegen der allgemein gestiegenen Preise zurückgehen, glaubt Strasas. Die Menschen kauften bewusster und damit auch langlebiger, würden sich also nicht so schnell von Sachen trennen. Auch auf die Börse selbst wirken sich die Preissteigerungen aus. Wegen der hohen Energiekosten müsse man auch dort die Preise langsam erhöhen. "Jetzt im Sommer können wir ein Drittel des Lichts einsparen, im Winter wird das nicht gehen. Die Leute wollen die Farben der Kleidung sehen, die sie kaufen." Andererseits zeigten gerade die Preissteigerungen, dass der Bedarf an Secondhand-Ware da sei. "Die Kunden wollen für kleines Geld gute Ware haben." Dementsprechend zuversichtlich ist Strasas: "Im hochwertigen Secondhand-Bereich wird ein Aufschwung kommen." Das sind die Eindrücke der NW-Praktikantin Auch NW-Praktikantin Zoé Konitzka (15) hat sich in der Recyclingbörse umgeschaut und ihre Eindrücke zusammengefasst: Der äußere Eindruck täuscht, wie so häufig. Das sind meine Gedanken, als ich die Recyclingbörse in Löhne das erste Mal betrete. Das etwas versteckte Gebäude in der Industriestraße weist so einige Überraschungen auf. Einkaufswagen, Umkleiden und Kasse ähneln auf den ersten Blick einem normalen Kleidungsladen. Was sich davon jedoch abhebt: Die Preise. Diese unterscheiden sich um Welten. Unmengen an Kleiderständern, Kleiderpuppen und sonstigen Ablagen sind über und über mit Kleidung bedeckt. Keines der vielen Kleidungsstücke hat Macken. Alles ist sauber und ordentlich und ähnelt der begehrten Kleidung von H&M oder Karstadt. Außer Kleidung entdecke ich noch vieles andere. Bücher, Filme, Platten, CDs, Fernseher, Laptops, Küchengeräte, Sofas, Schränke, Geschirr, Lampen – alles dabei. Der Laden ist noch größer, als ich ihn mir vorgestellt habe. Ich gehe weiter zu der technischen Abteilung. Dort finde ich von Staubsaugerbeuteln bis zu Fernsehern fast alles. Alle Details sind auf kleinen Kärtchen aufgezeichnet: Die Größe, der Preis, die fehlenden Einzelteile. Und was noch funktioniert. Mein Weg führt mich in den angrenzenden Raum. Dort bemerke ich eine große Auswahl aus Bildern, Sofas und Bettbezügen. &bdquo;Wir haben die Preise der Haushaltssachen schon hochgeschraubt, jetzt sind bald die Textilien dran“, erklärt die stellvertretende Filialleitung Martina Blinde. Ich schaue mir einen runden Holztisch an und überlege, wie viel mehr ich wohl bei Ikea bezahlen würde. Hier kostet er 40 Euro. Ich stöbere weiter. Riesige Kuscheltiere, lange Ketten und ein Euro teure Hörspiele liegen auf den Tischen. Es gibt altmodische Sessel, die zum Verkauf stehen und jede Menge DVDs und Blu-ray, mit denen ich liebäugle. Ich bin überrascht wie viele interessante Artikel ich hier tatsächlich finde. Ein Objekt hat es mir jedoch besonders angetan. Ein lilafarbenes Bild mit einer weißen Blume. Das ist zwar etwas groß und bleibt am Ende zwar in der Recyclingbörse, dennoch ist beim Stöbern die Zeit wie im Flug vergangen.

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