Löhne Harter Streit um Löhner Bäder der Zukunft

Löhne. Die Technik ist veraltet, die Bausubstanz in die Jahre gekommen und auch mit der Barrierefreiheit hapert es. Dass bei den Löhner Bädern dringender Handlungsbedarf besteht, ist mittlerweile unstrittig. Wie aber die Bäderlandschaft der Zukunft aussehen soll, daran scheiden sich offenbar die Geister. Während Experten und Schwimmer der Werrestadt eine aus Hallen- und Freibad kombinierte Allwetterlösung bevorzugen, kommt ein externes Beratungsunternehmen zu ganz anderen Schlüssen - und sorgt mit seiner Vorstellung für Stirnrunzeln in der heimischen Politik. Kommentar zum Thema: Kommentar zum Streit ums Löhner Bad: Ein unnötiger Affront Vier Jahre sind vergangen, seit ein Fachbüro sowohl das Frei- als auch das Hallenbad genau unter die Lupe genommen hat. Im Ergebnis stand ein enormer Sanierungs- und Investitionsbedarf, um den Status Quo auch für einen längerfristigen Zeitraum zu sichern. Der Wunsch nach einem zukunftsfähigen Konzept wurde daraufhin konkret, externe Berater wurden ins Boot geholt, eine Bäderkommission eingerichtet. Schon ein Jahr nach der Untersuchung formulierte der SC Aquarius als heimischer Schwimmverein und Betreiber der Löhner Bäder die Idee eines Kombibades, die in der Folge fortlaufend konkretisiert wurde. Der entsprechende Entwurf sollte schließlich zur Grundlage einer Machbarkeitsstudie und eines extern entwickelten Strategiekonzepts werden. "Das Hallenbad ist viel zu klein, das Freibad dafür viel zu groß" Genau um dieses Konzept ging es nun am Donnerstagabend im städtischen Sportausschuss. Vertreter der Firma Altenburg Unternehmensberatung, die mit der Erarbeitung beauftragt worden war, stellten dabei die Ergebnisse ihrer Analyse vor. Und darin nahmen sie nicht nur den Plan des SC Aquarius unter die Lupe, sondern präsentierten auch ein eigenes Konzept. Kritik übte Dietmar Altenburg dabei vor allem am Status Quo der Löhner Bäderlandschaft. "Das Hallenbad ist viel zu klein, das Freibad dafür viel zu groß", sagte er in die Runde. Im Jahr 2019, so begründete er, sei das Freibad an gerade einmal zehn Tagen gut ausgelastet gewesen. Die Besucherzahlen gingen seit Jahren stetig zurück, dennoch sei das Bad im Vergleich zu Wettbewerbern übermäßig lang geöffnet. "Da muss man sich die Frage stellen, wie viel Wasserfläche man für so eine schwache Nachfrage anbieten möchte." Die Antwort lieferte das Unternehmen prompt mit. Die momentan vorhandenen 1.150 Quadratmeter, so Altenburg, seien deutlich überdimensioniert.Alle Nutzergruppen im Blick Sein Konzept sehe daher eine Fläche von lediglich 660 Quadratmetern vor, bestehend aus einem kombinierten Schwimmer- und Nichtschwimmerbecken mit 33 Metern Länge und 20 Metern Breite. Rund 300 Quadratmeter seien dabei für Nichtschwimmer vorgesehen, ausgestattet mit Wasserpilz und Strömungskanal. Für Schwimmer stünden vier Bahnen bei einer Wassertiefe von 1,80 Meter zur Verfügung, die bei geringer Familienauslastung um eine Bahn erweitert werden könnten. Zusätzlich wird eine Breitrutsche, ein beschattetes Kleinkinderbecken, eine Spiel- und Liegewiese und ein Kiosk empfohlen. Auf den bislang vorhanden Sprungbereich verzichtet die Firma Altenburg derweil, dieser soll künftig ins Hallenbad verlagert werden. Ein eigenes Becken sieht das Konzept dafür allerdings nicht vor. Stattdessen soll das Springen in ein Sportbecken integriert werden, das etwa 375 Quadratmeter Wasserfläche umfasst. Dort sieht der Entwurf zudem sechs Schwimmbahnen mit je 25 Metern Länge und einem Teilhubboden vor. Hinzu kommen ein Kleinkinderbecken mit 40 Quadratmetern sowie ein Lehrschwimmbecken mit 100 Quadratmetern. Insgesamt würde das künftige Hallenbad nach Altenburg also auf rund 475 Quadratmeter Wasserfläche kommen und den Status Quo (250 Quadratmeter) knapp verdoppeln. Auf diese Weise, so Altenburg, würde man allen Nutzergruppen gerecht, bediene gezielt den Bedarf der Löhner Badbesucher und handele zudem wirtschaftlich - auch, wenn für die Neubauten Investitionen in Höhe von 24 bis 28 Millionen Euro fällig würden. Aquarius-Konzept fällt bei den Beratern durch Deutliche Kritik übte Altenburg am Konzept des SC Aquarius. Dieses sehe im Hallenbad stolze 14 Schwimmbahnen und eine Wasserfläche von großzügigen 875 Quadratmetern vor. "Das geht am Bedarf nicht nur ein bisschen, sondern sogar völlig vorbei." Familienfreundlichkeit finde im Entwurf zudem überhaupt nicht statt, während im Freibad wiederum die Schwimmer keine Berücksichtigung fänden. Darüber hinaus müsste mit Investitionen zwischen 31 und 37 Millionen Euro gerechnet werden."Unterm Strich ist Ihr Konzept zu teuer, hat handfeste Nachteile für einige Zielgruppen und Fördermittel sind angesichts der unangemessenen Dimensionen nahezu ausgeschlossen", ließ Altenbrug kein gutes Haar an den Ideen vom SC Aquarius. Zwar zolle er dem Vorsitzenden Burkhard Schröder Respekt für die geleistete Arbeit in der Vergangenheit. "Aber hier dienen Sie der Stadt nicht, sie schaden ihr", sagte er direkt zu Schröder. Und auch für die Politiker hatte er einen Rat: "Treffen Sie eine vernünftige Entscheidung. Es kann nicht sein, dass eine einzige Person eine ganze Stadt vor sich her treibt." Burkhard Schröder wehrt sich gegen Vorwürfe Burkhard Schröder wollte das naturgemäß so nicht stehen lassen. "Wenn man zwölf Jahre lang ein Bad geführt hat, dann hat man sich mit den Nutzern auch auseinander gesetzt", sagte er. Von daher habe man auch nicht am Bedarf vorbei geplant. Im Gegenteil: "Ein Schwimmbecken sollte ein Schwimmbecken sein, und kein Nichtschwimmerbecken", warb er weiterhin für eine Trennung dieser Bereiche, die ihm auch von Schwimmern und Badegästen nahegelegt worden sei. Zudem würde man auch keine Zielgruppen aussperren: "Unser Ziel ist ein ganzjährig nutzbares Bad, für die Bevölkerung und für die Vereine."Durch die Kombilösung, bei der die Seitenwände des Gebäudes bei Bedarf geöffnet werden können, werde man dem auch bei jedem Wetter gerecht. Für Familien sei genug Platz und auch die Schwimmer und Wasserballer hätten - anders als im Altenburg-Vorschlag - optimale Voraussetzungen. Bei zwei Bädern in einem Komplex halte er zudem die Dimensionen nicht für zu groß. Und: "Das Konzept unterscheidet sich von Angeboten in der Umgebung. Wenn wir immer nur das gleiche machen, wie alle anderen, dann werden wir keinen Erfolg haben." Eine Entscheidung wurde indes noch nicht getroffen. Zunächst wollen sich die Ausschussmitglieder einige Beispiele anschauen. Unter anderem ist eine Besichtigung des Kombibades in Neumünster geplant. Unterdessen soll die Verwaltung eine Machbarkeitsstudie in Auftrag geben.

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