Corona-Ausbruch bei Hermes: 80 Prozent der Schnelltests waren falsch

Löhne. Kurz vor Weihnachten war das Logistikzentrum von Hermes Fulfilment auf dem Scheidkamp von einem größeren Corona-Ausbruch betroffen. Mehrere Tage war der Betrieb weitgehend geschlossen. Mittlerweile hat sich die Lage beruhigt. Nach Angaben des Unternehmens ist die Zahl der Infizierten weiter rückläufig. Erstaunlich ist bei dem Hermes-Fall die hohe Zahl von falsch positiven Schnelltests. Wir haben nach den möglichen Gründen dafür gesucht. &bdquo;Parallel zur Entwicklung im gesamten Kreis Herford wurden wir vor Weihnachten von einem stark ansteigenden Infektionsgeschehen überrascht“, hatte Frank Langejürgen, Leiter der Lagerlogistik bei Hermes Fulfilment in Löhne, auf Nachfrage der NW am 5. Januar gesagt. Weil sich zahlreiche Mitarbeiter infiziert haben, wurde der Betrieb heruntergefahren. &bdquo;Die meisten der betroffenen Mitarbeiter zeigten kaum Symptome“, sagte Langejürgen. Niemand sei im Krankenhaus gewesen und es sei auch kein Mitarbeiter gestorben. Nur sechs Tests bestätigen sich Um sicher zu gehen, dass das Infektionsgeschehen im Logistikzentrum weiter rückläufig ist, wurden am 4. Januar bei 641 Mitarbeitern Schnelltests durchgeführt. Diese wurden nach Informationen der NW von einem privaten medizinischen Dienstleister mit erfahrenem Personal durchgeführt. Das Ergebnis: 40 Mitarbeiter sind Corona-Positiv. Diese Mitarbeiter wurden erneut durch den deutlich zuverlässigeren PCR-Test getestet. "Rund 80 Prozent der nach dem Schnelltest vom 4. Januar positiven Ergebnisse haben sich nicht bestätigt. Lediglich in sechs Fällen fiel das Ergebnis des PCR-Tests ebenfalls positiv aus", sagt Langejürgen. Die infizierten Mitarbeiter befänden sich wie ihre Kontaktpersonen in häuslicher Quarantäne. "Ihnen geht es den Umständen entsprechend gut. Sie zeigen erfreulicherweise keine schweren Symptome." "Mich wundert ein solches Ergebnis nicht" Professor Franz-Josef Schmitz ist Leiter des Instituts für Laboratoriumsmedizin am Johannes-Wesling-Klinikum in Minden. Er sieht die Schnelltests kritisch und ordnet das Ergebnis auf Bitte der NW ein. "Mich wundert ein solches Ergebnis ehrlicherweise nicht. Es ist bekannt, dass in Abhängigkeit davon welchen Schnelltest man verwendet, bis zu 20 Prozent der Testergebnisse falsch positiv oder falsch negativ sind." Je niedriger die Viruslast, desto stärker könnten die Ergebnisse verfälscht sein. Dass im Fall der Testungen bei Hermes sogar von 80 Prozent falsch positiven Tests ausgegangen wird, könne ein Fehler in der Handhabung der Tests sein. "Sie müssen zum Beispiel in der standardisierten Zeit abgelesen werden. Man kann nicht mehrere Tests parallel machen und den einen nach zehn Minuten ablesen und den anderen nach 40 Minuten", schildert er eine mögliche Fehlerquelle. Schmitz rät, sich auf PCR-Tests zu verlassen. Diese seien auch für Massentests in Unternehmen geeignet. Die Schnelltests sieht er auch in Altenheimen kritisch. "Da muss immer jemand da sein, der das ganz korrekt macht. Es geht nicht nur um den korrekten Abstrich, sondern auch um die korrekte Auswertung und da kann man viel falsch machen. Das ist nicht vergleichbar mit dem primitiven Schwangerschaftstest, wie es immer dargestellt wird." Dazu komme, dass die Zuverlässigkeit von Schnelltests nur bei vergleichsweise wenig Probanden getestet worden sei. "Das sind nicht mehrere 1.000 sondern eher 100 bis 150. Und das waren Menschen, die hoch positiv waren, also eine hohe Viruslast hatten." Teil der nationalen Teststrategie Der Kreis Herford beruft sich beim Einsatz von Schnelltests auf die Empfehlung des Robert-Koch-Instituts. Aufgrund ihrer schnellen Durchführbarkeit sieht die nationale Teststrategie einen ergänzenden Einsatz der Schnelltests vor. "Antigen-Tests können dort eine sinnvolle Ergänzung der PCR-Testkapazitäten darstellen, wo in der akuten Phase der Infektion schnell vor Ort eine erste Vorentscheidung über das mögliche Vorliegen einer übertragungsrelevanten Infektion bei einer Person gefällt werden soll", sagt Presseprecherin Petra Scholz. Unterdessen wird bei Hermes Fulfilment die nächste Testung vorbereitet. "Allen Mitarbeitern bieten wir am Montag, 18. Januar auf freiwilliger Basis einen Schnelltest an." Das Logistikzentrum laufe inzwischen bereits fast wieder unter Volllast. Die Auftragsrückstände aus den Tagen vor und nach Weihnachten, als der Betrieb teilweise heruntergefahren war, würden aktuell abgearbeitet. "Wir sind auch dort auf einem guten Weg", sagt Langejürgen.

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