Löhner schleudert Fahrrad auf fahrendes Auto

Löhne. Dieser Gerichtstermin ist für den Angeklagten der erste Tag in Freiheit, in relativer Freiheit. Der 21-jährige Löhner hat Hafturlaub und muss sich vorm Amtsgericht Bad Oeynhausen für einen Gewaltausbruch im September 2019 rechtfertigen. Der junge Mann war angeblich stockbetrunken mit seinen Kumpels auf der Bergkirchener Straße auf Höhe der Bäckerei Sieveking unterwegs und hat – offenbar aus einer Laune heraus – sein Fahrrad auf ein entgegenkommendes Auto geschleudert, in dem drei Menschen saßen: Vater, Sohn und ein vierjähriges Kind. Als der Autofahrer anhielt und den Fahrradwerfer zur Rede stellen wollte, trat und schlug der 21-Jährige auf Fahrer und Beifahrer ein. Die Staatsanwaltschaft Bielefeld hat den Löhner deshalb wegen zweifacher Körperverletzung und außerdem wegen Beleidigung angeklagt. Polizist auf der Polizeiwache beleidigt Einen Polizisten soll er bei anderer Gelegenheit auf der Polizeiwache Herford als &bdquo;Bulle“ bezeichnet und ihm außerdem nahegelegt haben, &bdquo;sich in sein Land zu verpissen“. Der Polizist, der mit Familiennamen nicht Meier, Müller oder Schulze heißt, aber sehr wohl deutscher Staatsbürger in Uniform ist, erlebt solche Anfeindungen beinahe täglich, wie er dem Gericht erzählt. Der Angeklagte widerspricht nicht und ist offenbar fest entschlossen, seinen Hafturlaub zu einem Tag der Reue zu machen. Er bittet den Polizisten um Entschuldigung. An die Sache mit dem Fahrradwurf kann er sich angeblich nicht mehr erinnern, richtet aber die wortgleiche Bitte um Vergebung an den Autofahrer sowie dessen Söhne. Sein Verteidiger argumentiert, dass die Taten in einer Phase seines Mandanten geschehen seien, in der er sehr viel Alkohol getrunken habe. Der Angeklagte habe einen völligen Filmriss, bereue jedoch tief. Schrammen am Auto - und auf der Kinder-Seele Warum der 21-Jährige an diesem Dienstagabend, 24. September 2019, mitten auf der Bergkirchener Straße spazierte und sein Fahrrad auf das entgegenkommende Auto warf, bleibt unklar. Das Fahrrad streifte wohl glücklicherweise nur das Auto. Der Fahrer berichtet dem Gericht nur von leichten Schrammen am Fahrzeug. Der 45-jährige Familienvater war mit seinen beiden Söhnen (25 und 4 Jahre) nach dem Einkauf im Löhner Marktkauf auf dem Weg nach Hause, als ihnen das Fahrrad entgegenflog. Das Auto stoppte in sicherer Entfernung und der 25-jährige Sohn stieg aus, um den Fahrradwerfer zur Rede zu stellen: &bdquo;Ey, was soll das?“ Dann stürzte sich jedoch der Angeklagte auf den Beifahrer. &bdquo;Wie aus dem Nichts“ habe er einen Tritt in die Lendengegend kassiert, erzählt der Sohn. Sein Vater wurde mit Fäusten traktiert. Zwei Kumpel des Angeklagten versuchten die Kämpfenden auseinanderzuhalten. Ein Taxifahrer und Nachbarn kamen den Autofahrern zur Hilfe. Der 45-jährige Vater nahm den Angreifer schließlich in den Schwitzkasten, überwältigte ihn und hielt ihn fest, bis die Polizei mit zwei Streifenwagen eintraf. Der Familienvater nimmt die Entschuldigung an Diese unheimliche Begegnung mit einem fliegenden Fahrrad und dem gewalttätigen Betrunkenen hat vor allem den Vierjährigen schwer belastet. &bdquo;Der Kleine hat nachts noch halluziniert“, erzählt der Vater. Vom Kind auf dem Rücksitz habe er jedoch nichts gewusst, sagt der Angeklagte und bittet die Familie um Vergebung: &bdquo;Ich hoffe, Sie nehmen die Entschuldigung an.“ Der Familienvater antwortet knapp: &bdquo;Mache ich.“ Der Prozess wird am Donnerstag, 4. Juni, fortgesetzt.

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