Löhne: Lusit-Lastwagen lärmen in Lauerstellung

Löhne. Der Garten hinterm Elternhaus von Brigitta Crämer-Hennig könnte ein angenehmer Ort für frühlingshafte Heimarbeit während der Corona-Krise sein. Es ist grün, ein Pavillon schützt vor Regenschauern und die Rückwand des Hauses spendet Schatten. Leider schützen die dicken Mauern nicht vor dem Lärm auf der Gohfelder Straße. Zahlreiche Lastwagen scheppern hier zu Stoßzeiten ins Lusit-Werk. Weil es da jedoch zu wenige Ladeplätze gibt, müssen die Fahrer ein paar Hundert Meter entfernt an der Gohfelder Straße warten. Die Nerven der Anwohner liegen blank. Lastwagen und Lärm sind für die Anwohner mehrerer Straßen in Gohfeld rings ums Werk ein stetes Ärgernis. An der Börstelstraße war der Konflikt stets besonders scharf, weil hier zugleich die einzige Zufahrt ins Werk führt. Es ist eine Tempo-30-Zone und Anwohnerstraße. Auch in der Gohfelder Straße gilt Tempo 30. Allerdings haben hier gleich mehrere Industriebetriebe ihren Firmensitz, große Sattelschlepper gehörten zum Straßenbild. In den letzten Tagen jedoch kamen zahlreiche Lkw dazu, die im Auftrag von Papenburg-Kunden das Gala-Lusit-Werk ansteuern. Eigentlich sollten die Lastwagen auf dem alten Lusit-Werk parken Bis vor kurzem parkten die Lusit-Kunden noch auf einer Stellfläche an der Brückenstraße. Von hier wurde die Zufahrt ins Werk gesteuert. Inzwischen stehen die Lastwagen jedoch auf der Gohfelder Straße vor dem alten Lusit-Werk I. Eigentlich sollten sie auf dem ehemaligen Betriebsgelände stehen. Vor ein paar Tagen hat sich der Streit offen entladen. Zwei Anwohnerinnen beschreiben, dass &bdquo;die ganze Straße zugeparkt“ worden sei. Beidseitig. &bdquo;Die Lastwagen standen bis Bad Oeynhausen“, sagt Paloma Fernandez. Weil Autofahrer nicht vorbei konnten, seien einige zwischen den Beton-Pfosten auf das Rasenstück zwischen Straße und Anwohnergrundstücken ausgewichen. Wildwest im Löhner Osten. Die Nachbarinnen Brigitta Crämer-Hennig und Paloma Fernandez schütteln den Kopf, als sie davon erzählen. Die Sache eskalierte nach Darstellung der Frauen, als ein herbeigerufener Mitarbeiter der Firma Papenburg Ordnung zu schaffen versuchte. Der habe die Lkw-Fahrer in ihre Kabinen und die Frauen in ihre Häuser gescheucht. Dieser Darstellung widerspricht der Papenburg-Mitarbeiter jedoch vehement. Seiner Wahrnehmung nach war die Stimmung der Frauen überaus gereizt. Papenburg-Geschäftsführer Roland Walpuski nimmt seinen Mitarbeiter im Gespräch mit der NW in Schutz. Ein Verhalten wie es die Frauen schildern, würde er jedoch klar missbilligen. Die Anwohnerinnen riefen die Polizei Die Anwohnerinnen riefen schließlich die Polizei und der Papenburg-Mitarbeiter wartete an einer Bushaltestelle noch eine Weile auf die Beamten. Das schildern alle Beteiligten ähnlich. Die Polizei hatte aber wohl dringendere Einsätze zu erledigen und kam nicht. Die Stadt Löhne kennt den Konflikt. &bdquo;Alle Seiten wollen eine gute Lösung“, schreibt Stadtpressesprecherin Ursula Nolting auf Anfrage. Die Gohfelder Straße sei baurechtlich jedoch kein reines Wohngebiet, sondern ein Mischgebiet. Lastwagen dürften am Straßenrand parken, wenn sie den Verkehr nicht behindern. Der holprige Asphalt der Gohfelder Straße verstärkt den Lkw-Lärm. Es sind jedoch vor allem die Lusit-Kunden, die für zusätzlichen Verkehr sorgen. Derzeit ist Hochsaison für Betonelemente. Die Menschen gestalten offenbar während der Corona-Krise ihren Garten neu – und kaufen Betonelemente aus Gohfeld. In der Coronakrise kaufen die Menschen Betonelemente aus Gohfeld &bdquo;Wir haben jetzt einen sehr hohen Abverkauf“, sagt Roland Walpuski: &bdquo;Mehr als wir erwartet haben.“ Zu Stoßzeiten bedeute das auch mehr Lieferverkehr in Löhne, weil derzeit noch Ladeplätze auf dem Werksgelände an der Börstelstraße fehlen. Die Firma Papenburg versuche den Verkehr zu steuern, letztlich seien für die Einhaltung der Verkehrsregeln aber die Lastwagenfahrer verantwortlich. Eigentlich wollte die Firma Papenburg das Problem längst gelöst haben. Der Mietvertrag für die Lkw-Stellfläche an der Brückenstraße sei deshalb schon nicht verlängert worden, so Walpuski. Die Firma hat das Endstück der Börstelstraße von der Stadt Löhne gekauft und zudem eine Ausgleichsfläche an der Nordumgehung erworben. Das Steinelager soll erweitert werden und zusätzliche Ladeplätze entstehen. Künftig könnten dann an der Börstelstraße bis zu 20 Lastwagen gleichzeitig beladen werden. Derzeit ist nur Platz für zwölf – was Rückstaus zu Stoßzeiten verursacht. Die Baugenehmigung des Kreises Herford steht noch aus Die Stadt Löhne hat dazu bereits grünes Licht gegeben, nun liegt das Bauprojekt beim Kreis Herford. Walpuski: &bdquo;Wir wollen schnellstmöglich bauen.“ Was fehlt, ist die Baugenehmigung. Damit der Konflikt an der Gohfelder Straße in diesem Sommer nicht weiter eskaliert, hat Papenburg eine Zwischenlösung organisiert. Mehrsprachige Schilder sollen ortsunkundige Fahrer zum alten Werksgelände an der Gohfelder Straße lotsen. Außerdem wird ein Mitarbeiter zu Stoßzeiten den Fahrern eine Stellfläche zuweisen. Runter von der Straße.

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