Löhne Experte gibt Tipps gegen den Corona-Frust

Löhne. An dieses Osterwochenende werden sich die meisten Menschen wahrscheinlich bis an ihr Lebensende erinnern. Sie werden auch noch in 15 Jahren wissen, was sie in diesen Tagen gemacht haben. Fast nichts. In Zeiten der Corona-Krise, in denen das soziale Leben kaum noch stattfinden kann, ist ein langes Wochenende mit zwei Feiertagen für manche Menschen eine besondere Herausforderung. Jörg Manzick, Chefarzt im Bereich der Psychosomatik an der Berolina-Klinik, gibt Tipps, wie man in dieser besonderen Situation mental nicht an seine Grenzen gerät und die ganz großen Krisen vermeiden kann. "Viele von uns erleben eine einmalige Situation. Nicht nur die Arbeit fällt weg. Auch die Freizeitangebote sind nicht mehr da. Wir können nicht ins Fitnessstudio, ins Kino oder mit unseren Kindern auf die Spielplätze. Selbst die Bänke im Kurpark sind zum Teil gesperrt", umreißt Manzick die Situation. Dass die Menschen jetzt zu Hause bleiben müssen, ausgerechnet wenn das Wetter schöner werde, sei eine Herausforderung. "Damit umzugehen, fällt uns als sozial bezogene Wesen schwer." "Körperliche Distanz muss nicht soziale Distanz bedeuten" Dieser Herausforderung müsse man sich nun stellen. Und das sei erfolgreich möglich. "Körperliche Distanz muss ja nicht automatisch soziale Distanz bedeuten. "Wir können jetzt das Telefonieren wieder neu entdecken. Viele haben mehr Zeit für Gespräche am Telefon. Die hat man im eng getakteten Arbeitsleben häufig nicht." Ganz wichtig sei, dem Tag eine Struktur zu geben, auch wenn man zurzeit nicht zur Arbeit geht, weil die Firma zum Beispiel Kurzarbeit macht. "Man sollte sich den Wecker stellen, auch wenn man das Haus nicht verlassen muss", rät der Mediziner. Hilfreich könne ein Stundenplan sein. "Was können wir für Tätigkeiten ausführen?" Diese Frage könne sich jeder stellen. Da hätten es die Gartenbesitzer sicher leichter. Aber auch in einer Wohnung bestünden genug Möglichkeiten. Oft gebe es Dinge, die man schon seit Jahren machen will, jetzt sei dazu die Gelegenheit. "Man kann Schränke durchgucken und alte Sachen wegschmeißen. Gerade in dieser Zeit reist es sich besser mit leichtem Gepäck." "Spaziergänge sollten in den Tagesablauf eingebaut werden" Für das Wohlbefinden habe Bewegung an der frischen Luft eine große Bedeutung. "Spaziergänge sollten zwei bis dreimal in den Tagesablauf eingebaut werden", sagt Manzick. Hilfreich kann auch ein Fitnessprogramm in der eigenen Wohnung sein. "Da gibt es ganz unterschiedliche Apps. Von Sport über Morgengymnastik bis Achtsamkeit." Jeder müsse ausprobieren, welche am besten passe. Wichtig für die psychische Gesundheit sei, sich nicht mit ständig vermeintlich neuen Nachrichten zur Corona-Krise zu fluten. "Begrenzen Sie das Nachrichtengucken auf zwei mal 30 Minuten täglich", rät Manzick. Wenn man sich durch starken Medienkonsum immer mit dem gleichen Thema beschäftige, dann drohe eine Reizüberflutung. Die Tageszeitung könne da durch die tägliche Einordnung einen Kontrapunkt setzen und Ruhe in die Wahrnehmung bringen. Eine gefährliche Entwicklung kann zu starkes Grübeln auslösen. "Da kann man in schier endlose Gedankenschleifen geraten, die zu Depressionen führen können", sagt Manzick. Wenn man dazu neige, könne es helfen, sich die Regel zu geben, nicht länger als 30 Minuten am Tag zu Grübeln. "Wenn man außerhalb dieses Zeitraums wieder droht, ins Grübeln zu verfallen, dann kann man sich kurz notieren, worüber man später Grübeln will. Das bewahrt vor der Endlosschleife, sagt der Fachmann von der Berolina-Klinik. "Es besteht die Gefahr einer Eskalation" In Zeiten der Krise bestehe auch die Chance für ein neues familiäres Miteinander. "Gesellschaftsspiele machen Spaß und können die Stimmung heben. Warum nicht das alte Monopoly-Spiel oder die Siedler von Catan mal wieder aus dem Schrank holen." Für problematisch hält der Experte die Idee, jetzt, wo Zeit ist, über Konflikte in der Partnerschaft zu reden. "Da würde ich vorsichtig sein. Es besteht die Gefahr einer Eskalation, weil man ja bereits unter Stress steht." Sollte es dazu kommen, dann könne eine zukunftsorientierte Fragestellung hilfreich sein. "Wie wollen wir miteinander umgehen, wenn die Krise vorbei ist?" Dass die meisten Menschen die Lage als eine Extremsituation erleben, sei nachvollziehbar. "Jetzt haben viele Angst vor der Zukunft." Das führe zu einem erhöhten Adrenalinausstoß. Besser sei das Coping, eine Bewältigungsstrategie im Umgang mit einem bedeutenden Lebensereignis. Ziel sei, von der Angstphase in eine Phase der Zuversicht zu kommen. "Das kann gelingen, wenn man die positiven Aspekte in den Vordergrund rückt. Die Entschleunigung, dass man mehr Zeit hat. Und man kann Brücken bauen in die Zukunft, Pläne schmieden für die Zeit nach der Krise", rät Manzick. Das führe zur Ausschüttung von Dopamin, dem Glückshormon. Und von Glück könne man in diesen Zeiten nicht genug haben.

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