Wegen Streit um Butterbrote: Ehemann würgt Schwiegermutter in Löhne

Löhne. Morgens um 9.30 Uhr werden in Deutschland vielerorts Butterbrote ausgepackt. Dann ist Frühstückspause. Viele Männer schaffen es, die Brote selbst zu schmieren, ein 28-jähriger Vlothoer jedoch nicht. Der Mann sieht seine Ehefrau in der Pflicht und forderte das nach einem Abendessen im Januar 2019 ein. Als sich die Schwiegermutter einmischte und ihrem Schwiegersohn erklärte, dass das Stullenschmieren durch Ehefrauen vielleicht in der Türkei noch üblich, aber gewiss nicht zeitgemäß sei, eskalierte der Streit. Der Mann tickte völlig aus auf beide Frauen los. Seine Ehefrau flüchtete aus der Wohnung in Löhne, die Schwiegermutter schloss sich in ihrer Küche ein und rief mit dem Handy ihrer Tochter die Polizei. Als der 28-Jährige das mitbekam, trat er die Küchentür ein, prügelte seine Schwiegermutter, nahm ihr das Telefon weg und würgte sie. Dann verschwand er mit dem gemeinsamen Kind des Paares aus der Wohnung der Schwiegermutter. Vorm Amtsgericht Bad Oeynhausen musste sich der 28-jährige Vlothoer verantworten. Es war nicht sein einziger Ausraster. Wenige Monate zuvor im Oktober 2017 hatte er laut Staatsanwaltschaft seine Frau im Schlafzimmer verprügelt. Der Fall wurde jedoch erst aktenkundig, als die Frau darüber sprach. Sie hatte offenbar ihre eigenen Eltern angelogen und behauptet, auf der Treppe ausgerutscht zusein. Dabei war der Mann ausgerastet, weil er einen Kabelkanal aus Kunststoff verlegen sollte und hatte seine Frau so heftig geschlagen, dass sie mit dem Kopf gegen die Heizung knallte. Polizei: Bei häuslicher Gewalt ist das Dunkelfeld groß Prügelnde Ehemänner wie diesen gibt es viel zu viele. Die Polizei im Kreis Herford führt zwar keine eigene Statistik zur häuslichen Gewalt. Sprecherin Simone Lah-Schnier zählt aber kreisweit 334 Fälle häuslicher Gewalt im Jahr 2018, davon 55 Fälle allein in Löhne. Aufs Jahr betrachtet bedeutete das 2018 ungefähr jede Woche in einem Haushalt eine Gewalttat passiert ist - allein in Löhne. Und das sind nur die polizeibekannten Fälle. "Das Dunkelfeld ist groß", sagt die Polizeisprecherin. Vor Gericht gab der Angeklagte die Vorwürfe zu. "Bis auf Kleinigkeiten" entsprächen sie der Wahrheit. Er wolle aber jetzt mit seiner Frau versuchen "alles klar zu machen". Außerdem wolle er in stationäre Behandlung "damit das nicht noch mal vorkommt", sein Anwalt habe ihm "empfohlen zu gestehen". Der Richter hakte nach. Die Verletzungen der beiden Frauen waren erheblich. Ärzte stellten zahlreiche Prellungen, Blutergüsse und Schürfwunden fest. Bei der Schwiegermutter erkannten Ärzte zudem Würgemale am Hals. Trotzdem leugnete das der Angeklagte. Die Schwiegermutter sagte als Zeugin aus und erzählte unter Tränen, wie sie bei der Attacke "die Kontrolle über Darm und Blase" verloren hatte. Inzwischen lebt sie wieder zeitweise mit ihm unter einem Dach: "Wir tun so, als wenn nichts gewesen wäre." Angeklagter: Die Frau hat zu kochen, wenn der Mann das will Aus Sicht des Angeklagten war es die Schwiegermutter, die mit ihrer Äußerung zu seiner Herkunft aus der Türkei das Fass zum Überlaufen brachte. Er sei in Deutschland geboren, habe die deutsche Staatsangehörigkeit, erklärte der Angeklagte: "Das staut sich an." Auch wenn der Richter das nicht verstehen könne: Er sei der Ansicht, dass die Frau zu kochen habe, wenn der Mann das wolle. Die Bewährungshelferin zog dem Angeklagten dann den Scheitel und stellte ihm keine günstige Sozialprognose aus. Ihr Klient ist wegen Betrugs vorbestraft. Er hat auf Pump bestellte McBooks billig weiterverkauft und einen Schaden von fast 48.000 Euro verursacht. Das Schöffengericht Herford verurteilte ihn deswegen zu zwei Jahren Haft, die zur Bewährung ausgesetzt waren. Seine Bewährungstermine nahm der Vlothoer jedoch nur sporadisch wahr. Einmal tauchte seine Frau an seiner Stelle auf. "Sie hatte zwei blaue Augen", berichtete die Bewährungshelferin, das werde noch zur Anklage kommen. Ihr Klient sei jedoch "sehr verwöhnt von Hause aus". Er hätte keine Wohnung, keinen Job, wenn sich seine Frau sich nicht gekümmert hätte. Die Ehe sei geprägt von gegenseitigen Abhängigkeiten: "Der Angeklagte ist nicht in der Lage, sein Leben selbst auf die Füße zu stellen." Die Ehefrau schweigt im Strafprozess Die Ehefrau machte im Strafprozess vom Zeugnisverweigerungsrecht Gebrauch. Allerdings hatte sie bereits bei einer Vernehmung durch das Familiengericht beide Vorfälle geschildert. Der Richter verurteilte den Angeklagten deshalb wie von der Staatsanwaltschaft gefordert zu einem Jahr und sechs Monaten Haft. Der Verteidiger hatte Geldstrafen (2.500 Euro) gefordert. Der Vlothoer muss jetzt außerdem die zwei Jahre Haft aus dem vorherigen Urteil absitzen und damit insgesamt für drei Jahre und sechs Monate hinter Schloss und Riegel.

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