Prostitution in Löhne - das Geschäft mit der Lust

Löhne. Öffentlich wird diese Tür nur selten aufgestoßen. Heimlich geschieht es tausendfach in Deutschland. Männer gehen zu Prostituierten, kaufen Sex. Auch in Löhne. Zurzeit sind sieben Bordelle in der Werrestadt gemeldet. Prostituierte arbeiten nicht nur in Clubs. Sie nutzen Privatwohnungen, kommen zu den Freiern nach Hause, gehen mit ihren Kunden in Hotels. Löhne und der Kreis Herford haben seit vielen Jahren einen guten Ruf in der Freierszene. Es gibt relativ viele Clubs. Das ist im Kreis Minden-Lübbecke ganz anders. "Dort hat es in den letzten 10 bis 15 Jahren immer wieder größere Einsätze von Polizei und Ausländeramt gegeben", sagt Löhnes Ordnungsamtsleiter Wolfgang Greinke. Damit habe man wohl den Betreibern der Clubs das Geschäft verdorben. "Das hat dann zu einer Verlagerung in den Kreis Herford geführt." Allerdings sei es auch in Löhne zu einer Dezimierung der Clubs gekommen. Das Prostituiertenschutzgesetz entfalte seine Wirkung. "Dadurch gibt es ganz andere rechtliche Möglichkeiten", sagt Greinke. Die Auflagen für eine Konzession seien hoch. "Die Zimmervermieter haben sich dumm gestellt" Vor dem Inkrafttreten des Gesetzes hätten die Behörden deutlich weniger Möglichkeiten gehabt, einzugreifen. "Da hatten wir die klassischen Zimmervermieter", sagt Greinke. Die hätten sich dumm gestellt. "Da kamen immer die gleichen Argumente. Sie würden die Zimmer an lebenslustige junge Frauen vermieten, die regelmäßig Herrenbesuche empfangen. Was hinter den verschlossenen Türen geschieht, das könnten sie nicht kontrollieren." Corinna Dammeyer kennt die Kehrseite der Prostitution. Sie arbeitet bei der Frauenberatungsstelle Nadeschda in Herford. Die Mitarbeiterinnen von Nadeschda kümmern sich um Zwangsprostiuierte. "Es gibt keine Zahlen, wie viele Prostituierte diese Arbeit nicht freiwillig machen. Die Freier sollten aber nie vergessen, dass es immer sein kann", sagt sie. "Den Körper und die Seele verkaufen" Noch immer werde Frauen aus Osteuropa in Deutschland ein Job versprochen. In Deutschland angekommen, werde den jungen Frauen dann der Pass abgenommen und sie würden gezwungen, ihren Körper und ihre Seele gleich mit zu verkaufen. "Von außen kann man diesen Zwang natürlich nicht sehen", sagt sie. Oft gelinge es den Zuhältern auch, die Frauen davon abzubringen, zur Polizei zu gehen. "Denen wird erzählt, dass die deutsche Polizei genauso korrupt ist, wie die Polizei in ihren Heimatländern und die Polizisten." Das sei natürlich absolut nicht der Fall. Im Gegenteil. Die Polizei im Kreis Herford arbeite eng mit Organisationen wie Nadeschda zusammen. Zwangsprostituierte vertrauen sich auch ihren Freiern an. "Wir werden von denen eingeschaltet", sagt Dammeyer. Und auch wenn die Frauen ihren Kunden nichts erzählen, gebe es Freier, die merken, dass die Frauen, diese Arbeit nicht freiwillig machen. Zum Beispiel, wenn sie in Gegenwart des Freiers ihr Geld an den Zuhälter abgeben müssen oder kein Wort Deutsch sprechen. Auch da komme es immer wieder vor, dass die Freier Nadeschda einschalten. "Wie in dem furchtbaren Film Pretty Woman" Vieles spiele sich in der Grauzone zwischen Zwang und Freiwilligkeit ab. "Es gibt immer wieder Frauen, die hoffen, dass sie auf diese Weise den Mann fürs Leben finden. Wie in diesem absolut furchtbaren Film Pretty Woman." Zwang sei natürlich auch dann im Spiel, wenn Prostituierte einen Freier oder bestimmte Sexpraktiken nicht ablehnen dürfen. "Dazu kommt, dass sie oft respektlos behandelt werden und um ihre Würde kämpfen." Wenn sich eine Zwangsprostituierte an Nadeschda gewandt hat, dann werde geklärt, was die Frauen wollen. "Viele möchten zurück in ihre Heimat." Falls die Frauen bedroht werden, kann die Einrichtung sie in einer Schutzwohnung unterbringen. Klar sei jedoch auch, dass es viele Frauen gibt, die freiwillig als Sexarbeiterinnen aktiv sind. Und das müsse respektiert werden. "Eine Frau, die selbstbewusst diesen Job macht, möchte nicht in die Opferrolle gedrängt werden. Die Freier sollten einfach genau hinschauen und bei einem Verdacht mit uns Kontakt aufnehmen", sagt Dammeyer.

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