Löhne Vertreter der Eziden vom Papst empfangen

Löhne. Der Umbau der Ulenburg steht kurz vor dem Abschluss. Eigentümer des Wasserschlosses ist die gemeinnützige GmbH zur Förderung von Kultur und Wissenschaft. Deren Geschäftsführer, Ibrahim Kus, koordiniert die Sanierungsarbeiten des Schlosses, das der ezidischen Glaubensgemeinschaft als Zentrum dienen soll.Ziel ist, den von Krieg und Verfolgung betroffenen Eziden eine kulturelle Heimat zu geben. Dafür engagiert Kus sich auch in der Gesellschaft Ezidischer Akademiker, deren 2. Vorsitzender er ist. Gewürdigt wurde die Arbeit der Gesellschaft bei einer Audienz durch den Papst."Das war eine beeindruckende Begegnung", sagt der 42-Jährige. Mit einer zehnköpfigen Delegation war er für vier Tage in Rom. Die Gäste aus Deutschland haben dem Papst von der schlimmen Lage berichtet, in der sich viele Eziden (Jesiden) befinden. "Wir sind Opfer eines Genozids", sagt Kus. Tausende von Eziden wurden durch die Terrormiliz des IS im Juli / August 2014 in Sindschar (Irak) getötet.In Hardan, einem jesidischen Dorf nahe Sindschar, fand man Massengräber. Im Internet-Lexikon Wikipedia steht: "Der Bürgermeister Sindschars äußerte nach der Rückeroberung, von etwa 10.000 Bewohnern fehle jede Spur, man nehme an, dass die meisten ermordet wurden."Auch die aktuelle Lage der Eziden in Syrien im Grenzgebiet zur Türkei sei immer noch sehr problematisch. "Viele meiner Glaubensbrüder sind von den Kämpfen um Afrin in Nordsyrien betroffen", sagt Ibrahim Kus.Papst Franziskus habe sich sehr betroffen gezeigt. "Seine Anteilnahme war beeindruckend und authentisch", sagt Ibrahim Kus, der vom Papst mit einem Handschlag begrüßt wurde. Dass er auf eine Verbesserung der Lage der Eziden drängt, habe Franziskus in einem Statement deutlich gemacht. Dieses Statement wurde am Tag vorher bei einem ersten Treffen im Heiligen Stuhl zwischen den Vertretern der Gesellschaft, einem Kardinal und anderen Mitarbeitern des Vatikan vorbereitet. Als Heiliger Stuhl wird der Sitz des Bischofs von Rom, also der Sitz des Papstes bezeichnet."Der Kardinal hat dann das Anliegen während der Audienz vorgetragen", sagt Kus. Der Papst habe daraufhin sein Statement auf italienisch verlesen, das den Gästen bereits vorher in der deutschen Fassung ausgehändigt wurde.Die Delegation ezidischer Akademiker überreichte Papst Franziskus auch ein Gastgeschenk. Dabei handelte es sich um eine Collage mit Exponaten, die für die Eziden von besonderer symbolischer Bedeutung sind. "Teil der Collage sind Taschen aus Berat. Die finden sich fast in jedem ezidischen Haushalt. In ihnen befinden sich kleine Kügelchen aus Kalkgestein von den heiligen Stätten der Eziden. Sie sollen Glück und Segen bringen", erklärt Kus.Der 2. Vorsitzende der Gesellschaft ezidischer Akademiker hofft, dass das der Auftakt guter Beziehungen ist. "Für uns ist es wichtig, einen engen Kontakt zum Heiligen Stuhl zu haben." Der Besuch sei von hoher Symbolkraft gewesen.Ziel der Gesellschaft sei es, das nachhaltige Überleben der Gemeinschaft zu sichern. "Und das geht nur durch Bildung in Verbindung mit einer starken Identitätsstiftung", ist der Vater von drei Kindern überzeugt.