Löhne Jürgen Keimer moderiert seit 14 Jahren die Poetischen Quellen

Löhne. Sie kamen und sie gingen, sie stritten und sie debattierten. An einem aber kam keiner vorbei, wenn er den Poetischen Quellen seine Aufwartung machte. Und vielleicht ist Jürgen Keimer, der Moderator der ersten Stunde, auch deshalb so etwas, wie der heimliche Star des hiesigen Literaturfestes. Wegzudenken ist er jedenfalls nicht mehr. Aber das will er eigentlich auch gar nicht.In die Provinz, so sagt Jürgen Keimer, komme er immer wieder gern. Und das nicht nur, um der Hektik des Alltags für einen Augenblick zu entfliehen. Nein, es ist das ganz besondere "Bad-Löhnhausen-Gefühl", diese von ihm geprägte Wortneuschöpfung, die ihn Jahr für Jahr zu den Poetischen Quellen zieht."Zuhören, Entspannen und Sonnen", so hatte der Moderator die Atmosphäre im Park einst beschrieben. Diese ungezwungene Leichtigkeit, diese gänzlich untypische Location für ein Literaturfest - das alles sei bis heute einzigartig. "Das ist dann für viele mehr wie ein Ausflug und hat gar nicht die Schwere eines Bildungserlebnisses", sagt Jürgen Keimer. Im Gegenteil: "Das hat sogar etwas ganz heiteres."Ein Flair also, dass Jürgen Keimer auf den Leib geschneidert zu sein scheint. Den Spagat nämlich zwischen Kultur und Komik, zwischen Literatur und Lebensart, den suchte er schon in jungen Jahren. Etwa, als der studierte Theologe seinem Leben im Alter von 23 Jahren eine entscheidende Wende gab - und den Dienst als Kaplan zugunsten eines Geschichts- und Kunstgeschichtsstudium zu quittieren. Es folgten diverse journalistische Tätigkeiten, die ihren Höhepunkt in der Kulturredaktion von WDR 5 hatten.Selbst dabei gelang es Keimer, neue Wege zu gehen und hochtrabenden Sitten eine angenehm unverkrampfte Entspanntheit entgegen zu setzen, ohne dabei die Bedeutsamkeit der Literatur zu vernachlässigen. Als Moderator der "Tischgespräche" und der "Funkhausgespräche" gelang es ihm auf diese Weise, ein neues Publikum für die schönen Werke zu erschließen. Und genau das, so sagt er, war auch sein Anspruch: "Ich wollte nicht das konfrontative Gespräch. Es ging mir in erster Linie darum, ein Thema gemeinsam plastisch zu machen, anstatt Positionen gegenüber zu stellen."Und genau so agiert er noch heute, wenn er - wie in jedem Jahr - seine Gäste mit feiner Beobachtung und subtilem Humor durch die Poetischen Quellen der Aqua Magica geleitet. Schon bei der Erstauflage im Jahr 2002 hatte er sein WDR-Studio in Köln erstmals gegen die Moderatorenrolle in der Provinz eingetauscht - und seine Entscheidung nie bereut. Im Gegenteil, so sagt er, habe die Provinz sogar gewisse Vorzüge. Insbesondere beim Blick auf die Besucher, die es Jahr für Jahr wieder zum Literaturfest zieht. "Das Publikum hier ist mehr an den Texten als an den Namen interessiert", sagt Keimer aus Erfahrung. Das sei in einer Medienstadt wie Köln, wo Größen aus Funk, Film und Fernsehen tagtäglich durch die Straßen geistern, naturgemäß anders. "Da lassen sich die Menschen vielleicht eher von Popularität verführen."Fast scheint es angesichts solcher Worte, als wäre Jürgen Keimer in die Poetischen Quellen hineingeboren. Zumindest aber muss er sein halbes Leben auf dieses Literaturfest gewartet haben - so sehr verschmilzt seine alljährliche Moderation mit der Umgebung, mit Autoren und Publikum. Kritik vernimmt man über ihn nicht. Im Gegenteil reichen die Beschreibungen seiner Moderation von bedacht und ausgeglichen über pointiert und scharfsinnig bis hin zu einfühlsam und sogar anregend - zumindest zum Nachdenken.Und so ist es kein Wunder, dass Jürgen Keimer am Ende der Poetischen Quellen in schöner Regelmäßigkeit den größten Applaus einheimst. Als gar nicht mehr so heimlicher Star des Festivals.