Löhne Hahne trennt sich von 70 Mitarbeitern

Löhne. Mit deutlich weniger Mitarbeitern geht Hahne in die Zukunft. Wie von der NW berichtet, ist das Unternehmen durch massive Umsatzeinbrüche von etwa 30 Prozent in den vergangenen Jahren in erhebliche wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten. Anfang Januar zogen die Verantwortlichen die Notbremse. Hahne beantragte die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung. Dieses Verfahren hat das Amtsgericht Bielefeld als zuständiges Insolvenzgericht jetzt angeordnet. "Das ist ein ganz wichtiger Schritt im Sanierungsprozess", sagt Insolvenzberater Joachim Walterscheid. Mit diesem Signal mache das Gericht deutlich, dass es dem Unternehmen diesen Weg des Insolvenzverfahrens zutraue. Genauso wichtig sei auch die Zustimmung des Gläubigerausschusses gewesen. Ein solcher Ausschuss setzt sich aus Mitgliedern der verschiedensten Gläubigergruppen zusammen. Vertreter von Banken gehören ebenso dazu wie Lieferanten und Arbeitnehmervertreter. Für Hahne beginnt jetzt der Neustart Im Unterschied zum klassischen Insolvenzverfahren bleibt Nikolaus Hahne unter Aufsicht des Sachwalters Hans-Peter Burghardt Geschäftsführer. Für Hahne beginnt jetzt der Neustart. "Leider ist ein Personalabbau unvermeidbar. Aber ohne eine harten Schnitt hätten wir keine Chance gehabt", sagt Geschäftsführer Nikolaus Hahne. Von 70 Mitarbeitern trennt sich das Unternehmen. Allen wurde angeboten, sich in den nächsten 7 Monaten in einer Transfer-Gesellschaft, die von der Firma "Train" betrieben wird, weiterzuqualifizieren. Auch die Familie steckt Geld in die Transfergesellschaft "Da werden zum Beispiel Ausbildungen zu Maschinenführern und Industriemechanikern angeboten", sagt Walterscheid. In den ersten drei Monaten in der Transfergesellschaft erhalten die Mitarbeiter 80 Prozent ihres letzten Bruttolohns, in den weiteren vier Monaten sind es 70 Prozent. Auch die Familie Hahne steckt neben der Agentur für Arbeit Geld in die Transfergesellschaft. "Rund eine Million Euro kommt von uns", sagt Nikolaus Hahne. Die Vermittlungsquoten aus Transfergesellschaften sind nach der Einschätzung von Sachwalter Hans-Peter Burghardt besser als die Quoten der Agentur für Arbeit. "Leider haben nur 40 der Mitarbeiter von diesem Angebot Gebrauch gemacht", sagt Burghardt. Es sei unverständlich, dass die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten ihren Mitgliedern davon abgeraten habe. "Da gibt es wohl bei einigen Mitarbeitern die unberechtigte Hoffnung auf höhere Abfindungen und erfolgreiche Kündigungsschutzklagen", vermutet Burghardt. 140 Arbeitsplätze gerettet Dass es auch dem Betriebsrat nicht leicht fiel, diesem harten Schnitt zuzustimmen, wird deutlich. "Wir haben lange und kontrovers verhandelt. Als Mitglied des Gläubigerausschusses kenne ich die Zahlen. Da ist klar, dass wir so nicht weitermachen konnten", sagt der Betriebsratsvorsitzende Bernd Niemann. Auch wenn es ihm um jeden der ehemaligen Kollegen leid tue, gehe es jetzt darum "die Arbeitsplätze für 140 Leute zu retten". Mit ihnen geht es jetzt in die Zukunft. "Wir sind schon auf einem guten Weg", sagt Nikolaus Hahne optimistisch. "Ein Traditionsbetrieb hinterlässt verkrustete Strukturen und die verändern wir", ergänzt Berater Walterscheid. Um den bei Hahne ohnehin starken Exportanteil von 70 Prozent auszubauen, sollen die afrikanischen und asiatischen Märkte noch stärker in den Fokus geraten. "Wir haben vor zwei Monaten eine Südkoreanerin und eine Chinesin in unserem Vertriebsteam eingestellt", sagt Hahne. Lokale Märkte im Fokus Die zweite Säule, die die Zukunft trägt, sollen die lokalen Märkte sein. "Dort wollen wir Hahne als Marke positionieren. Mehrere WEZ-Märkte haben wir mit einer Müslibar ausgestattet, wo die Kunden ihr Müsli selber abfüllen können. Das kommt bei den Kunden an", so Hahne. Burghardt und Walterscheid sind optimistisch, dass die Sanierung gelingt. "Die Eintrittskarte für eine erfolgreichen Restrukturierungsprozess ist gelöst", sagt Burkhardt.