Vater, Soldat und SPD-Bürgermeisterkandidat: Mit roten Schuhen auf Wahlkampf in Kirchlengern

Kirchlengern. Besonders, wenn man mehrere Kinder im selben Alter hat, können Vorsorgeuntersuchungen für sie zu einer mehr oder weniger großen Herausforderung werden. Bei den Hildebrands ist das ein Tag, bei dem beide Eltern dabei sein müssen. Für die einjährigen Zwillingstöchter von Ludger und Maren Hildebrand aus Häver stand jetzt die U6 an. Das wird für den 38-jährigen SPD-Mann und Berufssoldaten in diesem Jahr ganz bestimmt nicht der letzte Urlaubstag gewesen sein, den er sich nimmt. Denn er kandidiert für das Amt des Bürgermeisters und tritt im September gegen den langjährigen Amtsinhaber der CDU, Rüdiger Meier, an. Und der Wahlkampf hat noch nicht an Fahrt aufgenommen. Die Mädchen krabbeln auf dem Wohnzimmerboden. Mal zur Mama, mal zum Papa, mal zu beiden. Ludger Hildebrand wurde schon vor einem Jahr von seinen SPD-Genossen in Kirchlengern gefragt, ob er bei der kommenden Kommunalwahl als ihr Kandidat antreten wolle. Er war erstmal baff. &bdquo;Der Gedanke daran war ganz weit weg für mich“, sagt der 38-Jährige im Gespräch mit der Neuen Westfälischen. Er lehnte das Angebot zunächst ab, was ihm bei seinen Parteigenossen aber nur noch mehr Ansehen verlieh. Sie meinten, dass ihn diese Zurückhaltung zusätzlich auszeichnen würde. &bdquo;Ich dachte erst immer, dass andere für so ein Amt besser qualifiziert seien als ich“, erinnert sich Ludger Hildebrand. Drei mögliche Kandidaten hatten die Sozialdemokraten aus Kirchlengern. Zwei hätten ihre Zusage dann später aus persönlichen oder beruflichen Gründen zurückgezogen. &bdquo;Wir haben auch von Anfang an gesagt, dass wir bei der Wahl eines Kandidaten keine Kampfabstimmungen wollen“, so Hildebrand. Lesen Sie auch: Ob Kirchlengerns Bürgermeister nochmal kandidieren möchte &bdquo;Einen solchen Entschluss fasst man nicht ohne die Familie“ Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an Ein Beitrag geteilt von Christian Obrok (@christianobrok) Dann wurde er zum zweiten Mal gefragt – und bat sich Bedenkzeit aus, denn einen solchen Entschluss trifft man in einer Familie nicht allein. Und seine Frau Maren, die in der Verwaltung in Löhne arbeitet, steht dahinter. Ludger Hildebrand sagte zu und wurde vor wenigen Tagen einstimmig zum Bürgermeisterkandidaten der Sozialdemokraten in Kirchlengern gewählt. Es sei Zeit, dass Kirchlengern &bdquo;wieder vorankommt“, sagt er. An verschiedenen Stellen sieht Hildebrand da Handlungsbedarf. Das Thema Sicherheit spielt für den Militärpolizisten eine besondere Rolle, was ihm verstärkt bewusst werde, wenn er durch die Gemeinde fahre. Nur ein Beispiel für ihn ist da eine &bdquo;mangelhafte Beleuchtung im Bahnhofsbereich“. &bdquo;Wir können nicht sagen, dass das Sache der Bahn ist. Das müssen wir in unsere Zuständigkeit holen“, sagt der SPD-Kandidat. Die maroden Straßen seien für ihn ein weiterer wichtiger Punkt, bei dem er zu wenig Bewegung sehe. &bdquo;Wir machen hier alles wie immer. Wir lassen Straßen erstmal verfallen und machen sie dann neu, anstatt regelmäßiger zu investieren und die Straßen permanent instand zu halten.“ 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Herford Im Haustürwahlkampf helfen rote Schuhe Sozialer Wohnungsbau und generell Wohnraum sind ein Bereich, wo Hildebrand Handlungsbedarf sieht. &bdquo;Wenn es zwei Verdiener in einer Familie gibt, können die sich aber vielleicht gerade mal das Haus leisten, nicht aber das Grundstück auf dem es stehen soll“, sagt der Familienvater und kommt gleich zum nächsten Punkt: kommunale Steuern, besonders die Grundsteuer. &bdquo;400.000 Euro muss die Gemeinde hier an Verlust verkraften, die woanders eingespart werden müssen.“ Die SPD kritisiert seit Monaten, dass die Kosten für Hausbesitzer und Mieter steigen würden, während Geschäftsgrundstücke aus dem Haushalt subventioniert würden. Und schließlich sieht Ludger Hildebrand auch großes Potenzial für Künstliche Intelligenz auf dem Weg zu einer digitalen Verwaltung. Aber Digitalisierung solle auch im Bereich der Schulen ein zentraler Aspekt sein. Viel, was sich der Bürgermeisterkandidat der SPD in Kirchlengern auf die Fahnen geschrieben hat. Für den bald beginnenden Wahlkampf, bei dem auch Ludger Hildebrand von Tür zu Tür durch seine Gemeinde gehen wird, haben sich die Sozialdemokraten – ganz stilecht angelehnt an die Parteifarbe – schnelle rote Schuhe zugelegt. Die Bundeswehr stellt Ludger Hildebrand einen Monat lang ohne Bezahlung für den Wahlkampf frei. Zeit, die der SPD-Kandidat bis zur Kommunalwahl am 14. September brauchen kann. Dass seine roten Schuhe dann durchgelaufen sein werden, dürfte sehr wahrscheinlich sein.

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