Kirchlengern/Bünde Ex-Landwirt wegen Tierquälerei verurteilt

Kirchlengern/Bünde. Selbst für langjährige Mitarbeiter des Veterinäramts waren es erschütternde Bilder, die sich ihnen im September und Oktober des vergangenen Jahres auf einem Grundstück in Rehmerloh boten. Bei zwei Kontrollen fanden sie nach Hinweisen aus der Bevölkerung ausgewachsene Hunde und Welpen, die in Schweineboxen gehalten wurden und im eigenen Kot und Urin standen. Sie waren von Parasiten befallen und litten über den ganzen Körper verteilt unter Hautentzündungen. Einige Hunde wurden in völliger Dunkelheit in einem Keller gehalten. Ebenso fanden Mitarbeiter des Kreises Herford und des Tierheims Vlotho Schweine, die unter erbärmlichen Bedingungen gehalten wurden. Der angeklagte Rentner, der früher Landwirt war, war dem Gericht nicht unbekannt und hätte überhaupt keine Tiere mehr halten dürfen. Schon 2013 wurde der 74 Jahre alte Mann verurteilt, weil er in zwei Fällen gegen das Tierschutzgesetz verstoßen hatte. Dabei wurde ihm auch schon die Haltung von Tieren untersagt. Dass er sieben Jahre später wegen ähnlich gelagerter Vergehen wieder vor Gericht steht, stieß bei der Staatsanwaltschaft auf Unverständnis. Besonders, dass der Mann auch noch Hunde züchtete und verkaufte.Tiere sollten bei Kontrollen noch versteckt werden Dass sein Mandant ein Züchter sei, bestritt dessen Anwalt Roger Rabbe. Hunde würden sich nun einmal vermehren. Der Verteidiger sagte: &bdquo;Es gibt absolut nichts daran zu deuteln, dass hier Tiere unter schlimmsten Bedingungen gehalten wurden. Auch dass mein Mandant gegen ein seit Jahren bestehendes Haltungsverbot verstoßen hat, ist so. Allerdings kommt hier alles zusammen und man kann sehen, wie dabei erst der Mensch und dann das Tier verwahrlost.“ Der Verteidiger sprach damit den sehr angeschlagenen Gesundheitszustand seines Mandanten an, der im Rollstuhl neben ihm im Gerichtssaal saß. Der Angeklagte leide unter einer &bdquo;tiefen psychischen Erkrankung“. Aus seiner Sicht sei der Angeklagte nur vermindert schuldfähig. Ein Bünder Neurologe und Psychiater attestierte dem 74-Jährigen eine bipolare Störung. Aus einem medizinischen Gutachten, das der Richter in Teilen verließ, geht hervor, dass der Mann Medikamente gegen Depressionen bekommt, auf die er mittlerweile gut eingestellt sei. Ferner leide er unter einer chronischen Lungenerkrankung (COPD). Dennoch stimmte er mit der Staatsanwaltschaft überein, die aus dem Handeln des Angeklagten bei den Kontrollen durchaus Rückschlüsse zog, die gegen eine verminderte Schuldfähigkeit sprechen.&bdquo;Immerhin“, so die Staatsanwältin, &bdquo;hat er noch schnell versucht, Tiere zu verstecken, als die Kontrolleure bei ihm auftauchten“. Zwar sei er aufgrund seiner psychischen Erkrankung nicht in der Lage, Tiere zu halten, &bdquo;aber er hätte auch erst gar keine halten dürfen, weil es ihm verboten war“. Sie forderte insgesamt eine Freiheitsstrafe von acht Monaten, die zur Bewährung ausgesetzt werden.Anwalt: »Bewährungsstrafe ist milder als Geldstrafe« Wegen der wirtschaftlichen Verhältnisse des Angeklagten sei eine Geldstrafe zwecklos. Er soll aus gesetzlicher und genossenschaftlicher Rente etwa 750 Euro beziehen. So sah es auch Verteidiger Roger Rabbe: &bdquo;Wegen mehrerer Geldbußen und Tierarztkosten haben sich die Schulden meines Mandanten auf etwa 12.000 Euro summiert, weshalb ich die Bewährungsstrafe hier als milder ansehe als eine Geldstrafe.“ Dem folgte auch das Gericht. Zwar sehe man die psychische Erkrankung des Angeklagten, allerdings sei der auch kein Ersttäter und einschlägig vorbestraft. So blieb es bei acht Monaten Freiheitsstrafe, die für drei Jahre zur Bewährung ausgesetzt wurden. Über eine Berufung wollten sich der Verteidiger mit seinem Mandanten noch beraten. Die Hundewelpen und die ausgewachsenen Tiere kamen nach den Kontrollen im Herbst 2020 in ein neues Zuhause. Ein kleiner Terrier musste danach operiert werden, verstarb dann aber vermutlich durch Herzversagen oder einer Lungenembolie nach dem Eingriff. Auch einige Welpen, die erst nach der Inobhutnahme im Tierheim geboren wurden, fanden kurz darauf neue Herrchen und Frauchen. Die Veterinäre des Kreises Herford müssen sich immer wieder mit überforderten Tierhaltern befassen. Im August 2020 musste sich eine Frau aus Bünde wegen Tierquälerei verantworten. Sie beherbergte 18 Katzen, mehrere Kaninchen und einen Hund in einer kleinen Wohnung und einem dunklen Kellerraum.

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