Hiddenhausen Das ist der neue Gärtner vom Gut Bustedt

Hiddenhausen. Die Abend- und Morgenstunden sind Dirk Keßlers liebste Zeit. Dann werkelt er besonders gern im Garten des Biologiezentrums Bustedt. "Es ist dann einfach eine herrliche Ruhe", sagt Keßler, der seit Februar die Arbeit von Vorgängerin Brigitte Dahm übernommen hat - ihr Lebenswerk. "Gitti", wie er sie nennt, hat 37 Jahre lang als Gärtnerin das grüne Paradies aufgebaut, gehegt und gepflegt. Sie steht ihm vom Ruhestand aus im Hintergrund zur Seite. "Das ist stark, dass ich auf all ihr Wissen zurückgreifen kann. So bin ich nicht ganz so ins kalte Wasser geworfen", sagt Keßler. Denn der 53-Jährige hat eigentlich zwei ganz andere Berufe gelernt. Der Spenger ist Tierpräparator. Nach dieser Ausbildung ist er zur Abendschule gegangen und hat anschließend Industriekaufmann gelernt. "Jahrelang bin ich zweigleisig gefahren. Jetzt freue ich mich riesig auf diese neue Aufgabe. Es ist ein toller Berufswechsel." Das Gut Bustedt ist ihm dabei keineswegs fremd. "Ich habe hier schon meinen Zivildienst gemacht. Bustedt begleitet mich seit mehr als 30 Jahren." Die Tierpräparate-Sammlung hat Keßler einst mit aufgebaut. "Ich konnte einfach nicht von Bustedt loslassen", sagt er und lacht. Und jetzt ist er hier der Gärtner. "Ein Traum für mich." "Alles, was hier wächst, geht in die Küche" Denn obwohl er früh morgens die Ruhe schätzt, liebt er tagsüber das Gewusel der vielen Kinder. Auch beim Pressetermin am Mittwochvormittag ist einiges los im Garten des Biologiezentrums. Die Zweitklässler aus Bielefeld schreiten mit großen Schritten die Wege ab und sind konzentriert auf der Suche nach den Lösungen, um die Rally zu bestreiten. "Das ist einfach toll." Hier wird Biounterricht direkt vor Ort gemacht, mit ausprobieren und anfassen inklusive. "Das ist unser Auftrag", sagt Achim Zwickler, der zwei Tage die Woche als Lehrer in der Grundschule Bustedt im Klassenzimmer steht und drei Tage die Kinder hier im Biologiezentrum unterrichtet. Und das nicht nur im grünen Klassenzimmer. Im Bauerngarten lernen die Kinder etwa, wie Kartoffeln geerntet werden, wie eine Himbeere frisch vom Strauch schmeckt und wie all die Zutaten aus dem Garten zubereitet werden können. Für die Backkartoffeln mit Quark pflückt Keßler allerlei Kräuter aus dem Apothekergarten. "Alles, was hier wächst, geht in die Küche", sagt der Mann aus Spenge. 20.000 Schülerinnen und Schüler sind jedes Jahr auf Gut Bustedt Denn nicht nur Tagesgäste besuchen das Gut Bustedt. "Es gibt auch Übernachter", sagt Zwickler. Aktuell seien vier Schulklassen hier. "Etwa 20.000 Schülerinnen und Schüler sind hier im Jahr vor Ort", sagt Zwickler und staunt selbst wieder über diese Zahl. Überwiegend seien es Grundschulklassen, die hier aus und mit der Natur lernen. Aber es gibt auch Angebote für die Sekundarstufe I und II. Der Garten steht immer allen Besuchern offen. Die Gäste und die Gespräche mit ihnen schätzt Keßler sehr. "Es ist schön, dass ich mir dafür Zeit nehmen kann." Jetzt am Sonntag, 12. Juni, werden wohl besonders viele große und kleine Besucher zum Gut Bustedt kommen. Denn das Biologiezentrum macht beim Offenen Gartentor mit. In diesem Jahr stehen tierische Gartenbesucher im Mittelpunkt, die sich viele wohl eher weg wünschen würden: Schnecken. Mit Schafswolle Schnecken bekämpfen Wirksame und biologisch verträgliche Tipps zur Abwehr lästiger Schnecken - Stichwort Schafswolle - will Gärtner Dirk Keßler den Besuchern ebenso vermitteln, wie die Besonderheiten dieser Tiergruppe. "Wir müssen lernen, mit ihnen zu leben", sagt der Spenger. An Mitmach-Stationen können kreative Ideen umgesetzt und kleine naturwissenschaftliche Experimente mit Schnecken durchgeführt werden. Bedenken muss dabei niemand haben, sagt Achim Zwickler aus dem Leitungsteam: "Bei all unseren Experimenten kommt kein Tier zu Schaden, alle werden unbeschadet wieder freigelassen." Das Team des Gut Bustedt hat zudem stets weitere Gärtnertipps parat, es gibt einen Pflanzenverkauf und für Kaffee und Kuchen ist auch gesorgt. Das Programm zum "Offenen Gartentor" läuft am Sonntag, 12. Juni, von 14 bis 18 Uhr im Biologiezentrum Bustedt, Gutsweg 35. Wer einen weiteren Einblick in einen Garten erhalten möchte, kann von Bustedt zur Maschstraße ins Café Alte Werkstatt fahren. Hier öffnet Anna v. Consbruch am Samstag, 14 bis 18 Uhr, und Sonntag, 11 bis 18 Uhr, ihre private Parkanlage anlässlich des Tages der Gärten und Parks vom LWL. Alle Termine der offenen Gärten gibt es hier.

Mehr zum Thema