Hiddenhausen Generationenkonflikt beim SV 06 Oetinghausen

Hiddenhausen. Kinderturnen, Pilates, Fußball: Der SV 06 Oetinghausen ist breit aufgestellt. Mit knapp 880 Mitgliedern ist er der wohl größte Verein im Ort. 27 Jahre lang hat Jürgen Niewöhner als 1. Vorsitzender den Verein geführt. Intern war lange Zeit bekannt, dass der Vorstand sich zurückziehen möchte. So haben es sich bereits bei der Mitgliederversammlung 2019 einige jüngere Mitglieder zur Aufgabe gemacht, wieder mehr frischen Wind in die Vorstandsarbeit zu bringen. Ein Gremium aus vier Personen, darunter auch Rafael Tajuelo, hat sich gebildet. Sie standen in den Startlöchern, haben ein Konzept entwickelt und konnten sich vorstellen, die Vorstandsarbeit künftig auf mehrere Schultern zu verteilen. "Es wäre eine tolle Verjüngungskur gewesen", sagt Tajuelo. Doch die Idee ist geplatzt, bevor sie starten konnte. Hintergrund sind Differenzen zwischen dem alten und dem designierten neuen Vorstand. Deswegen steht der Verein jetzt ohne 1. Vorsitzenden da."Die Nachwuchssorgen sind selbst verschuldet" Im aktuellen Heft der SV 06 Post haben Schatzmeister Detlef Wagner und Geschäftsführer Frank Haschke zu dieser Situation ein Vorwort geschrieben. Die Nachwuchssorgen im Vorstand seien selbst verschuldet, heißt es. Sie nehmen Bezug auf die Versammlung von 2019. "Ziel war es gewesen, alle Abteilungen und Sparten des Vereins einzubinden und wieder mehr transparente Kommunikation und Zusammenarbeit als Dorfverein im SV 06 Oetinghausen umzusetzen." Da sich der alte Vorstand in diesem Konzept nicht wiedergefunden habe, habe er dem neuen Vorstand keinen Neuanfang bereitet. Es gab einen Eklat und fortan Spannungen mit der Konsequenz, dass sich das neue Gremium zurückgezogen hat und Jürgen Niewöhner kurzerhand nach 27 Jahren seinen Rücktritt erklärte. "Es ist schade, dass es nicht zu dieser Gremium-Konstellation gekommen ist", sagt Rafael Tajuelo heute. Er war einer der "Neuen", der in den Startlöchern stand und nach der Jahreshauptversammlung (JHV) im Januar nun 2. Vorsitzender ist. Gemeinsam mit Jochen Niebuhr. Beide folgen auf Wolfgang Windmann und Ingrid Militzki, die frühzeitig ihren Rücktritt bekannt gaben. Doch für den 1. Vorsitzenden fand sich niemand."Uns fehlt der Leitwolf" Rafael Tajuelo ist dem Verein verbunden und Schritt für Schritt immer mehr "hinter die Kulissen" gerutscht, wie er erzählt. Jahrelang hat er in der 1. Mannschaft gekickt, die in der Bezirksliga spielt. "Bis es nicht mehr ging. Dann bin ich umgestiegen zu den Alt Herren." Seit zwei Jahren unterstützt er den sportlichen Leiter und kümmert sich vorwiegend um die 2. Mannschaft. "Ich habe hier meine Heimat gefunden, mich kriegt man hier nicht mehr weg", sagt Tajuelo, der sich als einer der beiden 2. Vorsitzenden ganz wohl fühlt. "Das reicht." Das Amt des 1. Vorsitzenden zu übernehmen, kann er sich nicht vorstellen. Daher sei die Idee mit dem vierköpfigen Gremium und der Verteilung von verantwortungsvollen Aufgaben auf mehreren Schultern sehr charmant gewesen. Doch wie geht es jetzt weiter ohne 1. Vorsitzenden? Tajuelo: "Uns fehlt der Leitwolf. Wir haben als Verein jetzt ein Jahr Zeit, jemanden zu finden." Froh ist er, dass der Rest des Vorstands steht. "Unsere Prioritäten sind jetzt, wieder Ruhe reinzubringen und den Verein wieder zum Laufen zu kriegen." Die entsprechenden Aufgaben seien intern verteilt worden. Tajuelo sagt aber ganz klar: "Der Verein braucht eine Verjüngungskur." Frische, neue Ideen, mehr Familienfreundlichkeit bei Spielen etwa müsse her."Niewöhner hat Respekt verdient"Die Personen, die sich als neuer Vorstand zusammengefunden hatten, seien alle Mitglied im Verein. Vielleicht gelinge es bei Zeiten, das Projekt "neuer Vorstand" erneut aufzurollen. Generell war laut Tajuelo der Zuspruch von vielen Mitgliedern nach den Wahlen grundsätzlich da. "Viele wollen helfen, auch ohne ein offizielles Amt zu bekleiden." Neben den Turbulenzen um den Vorstandsposten und die Person Jürgen Niewöhner darf laut Tajuelo aber eines nicht vergessen werden: "Was er hier aufgebaut hat, verdient Respekt. Da ziehe ich den Hut vor. Er hätte einen anderen Abgang verdient gehabt." Vornehmlich hat sich Niewöhner auch um den Neubau des Kabinentrakts an der Alm eingesetzt. Die Pläne seien schon in der Schublade. Nach der JHV erklärte Niewöhner, dass er das Projekt noch beenden werde. Gespräche darüber werden stattfinden, erklärt Tajuelo.

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