Hiddenhausen. Zunächst unbekannte Angreifer, ein verschwundenes Auto und eine unauffindbare Tatwaffe: Viele Ungereimtheiten ranken sich um den gewaltsamen Tod von Ibrahim A. (Name geändert) am Vatertag in Hiddenhausen. Zwei Männer, ein 30-jähriger Herforder und sein Bruder, sitzen als Verdächtige in U-Haft und sind wegen Mordes angeklagt. Jetzt ist jedoch ein weiteres mysteriöses Detail bekannt geworden.
Wohl schon im September hat die Staatsanwaltschaft ein anonymes Bekenner-Schreiben eines vermeintlichen Täters erhalten. In ihm gesteht der Verfasser die Tat und entlastet die angeklagten Brüder. "Kurz vor der Anklage im September ist der Brief bei uns gelandet", sagt Staatsanwältin Claudia Bosse auf nw.de-Anfrage.
Verfasser kennt die Angeklagten
Der handschriftlich verfasste Brief sei mehrere Seiten lang und zuvor bei der Polizei Herford eingegangen. Der Inhalt wird nun als Beweisstück Teil des Prozesses sein, der kurz vor Weihnachten beginnen soll. Nur so viel: "Der Verfasser schreibt, dass die beiden Verdächtigen zum Tatzeitpunkt nicht mehr dabei gewesen seien", so Claudia Bosse. "Er redet von wir."
Dieser Einblick in das Schreiben scheint eine Vermutung der Mordkommission "Eilshausen" zu stützen. Nach letztem Stand hält die es durchaus für möglich, dass es über die beiden angeklagten Brüder (30, 32) hinaus weitere Täter gegeben haben könnte. Zurzeit wird das Schreiben beim Landeskriminalamt in Düsseldorf auf Spuren, die Hinweise auf den Verfasser geben können, untersucht.
Ibrahim A. wurde in der Nacht zum 31. Mai in der Nähe einer Bäckerei an der Bünder Straße/Ecke Löhner Straße in Hiddenhausen tot aufgefunden. Nach Informationen der Ermittler, wurde er wahrscheinlich mit mehreren Messerstichen getötet. Der Wohnort des deutsch-libanesischen Opfers befindet sich nur 500 Meter von der Fundstelle entfernt. Einen Tag später hatte sich ein 30-jähriger Herforder bei der Polizei gestellt.
Was ist in der Tatnacht passiert?
Der Mann mit türkischen Wurzeln sitzt seitdem in Untersuchungshaft. Anfang Juli folgte dann die Festnahme seines 32-jährigen Bruders. Mitte Oktober hatte die Bielefelder Staatsanwaltschaft Anklage gegen die Brüder "wegen des gemeinschaftlichen Mordes aus niederen Beweggründen" erhoben. Wann genau der Prozess gegen die Verdächtigen im Dezember beginnen soll, steht noch nicht fest.
Der Hintergrund der Tat ist immer noch undurchsichtig: Am Morgen nach der Tat fanden Passanten die Leiche von Ibrahim A. Hintergrund der Auseinandersetzung soll ein Streit um Geld gewesen sein. Wegen Größe und körperlicher Statur von Ibrahim A. nehmen seine Bekannten an, dass er nicht einer Einzelperson zum Opfer gefallen sein könne, sondern es Mittäter geben müsse. Der 30-jährige mutmaßliche Täter und das Opfer sollen in der Vergangenheit Freunde gewesen sein oder zumindest sehr gut miteinander bekannt, heißt aus dem Umfeld der Opfers.