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Andreas Höltke steht für linke Politik, für eine "Schule für alle" – gegen Parteienfinanzierung durch die Wirtschaft und gegen Atom-Energie. - © FOTO: RALF BITTNER
Andreas Höltke steht für linke Politik, für eine "Schule für alle" – gegen Parteienfinanzierung durch die Wirtschaft und gegen Atom-Energie. | © FOTO: RALF BITTNER

HERFORD Der lange Weg nach links

DIE LANDTAGSKANDIDATEN - 1. FOLGE: Andreas Höltke, der neue Kandidat im Wahlkreis Herford I

VON HARTMUT BRANDTMANN
05.04.2012

Herford. Alles kann politisch sein, selbst eine Frisur. Andreas Höltke bekam sie von seinem Bruder Thomas, einem Friseur, verpasst: ein Irokesen-Schnitt. Punks im Park sahen ihn und nahmen ihn in ihre Solidargemeinschaft auf. "So wurde ich auch politisiert", sagt der heute 42-jährige Landtagskandidat der Linken.

Seine Biographie besteht aus vielen Facetten und Bildungsschritten. Höltke war 15 Jahre alt und Hauptschüler, als er in Lemgo die Antifaschistische Organisation mitbegründete. Im Friedensbüro organisierte er Demos auch gegen das "Collegium humanum" in Vlotho.

Beruflich begann er als Bürokaufmann in der Kreisverwaltung Lippe. Zu langweilig für einen jungen Mann mit Erlebnis- und Erfahrungshunger. Fünf Jahre lang stillte er beides auf einer Tramptour kreuz und quer durch Europa. Mit Jobs hielt er sich wirtschaftlich über Wasser.

Der Wende kam mit 24. Nach dem Abitur am Oberstufenkolleg Bielefeld studierte Höltke nicht weniger als sieben Fächer. Er wollte Lehrer werden, wollte junge Leute "auf dem Weg ins Leben zu freiem Denken" anleiten. Diese Pädagogik passte offenbar nicht in den Schulbetrieb. Die Laborschule des Reformpädagogen Hartmut von Hentig, den er während eines Unterrichtsbesuchs kennen und schätzen lernte, wäre ein Arbeitsplatz gewesen. Doch bei dieser Begegnung war Höltke noch Schüler. Lehrer wurde er nicht, sondern "Maßnahmeleiter" bei einem Lemgoer Bildungsträger. Das heißt: Er besorgt betriebliche Arbeitsplätze für Berufskollegiaten, die einen "Betreuungsbedarf" haben. "In normalen Ausbildungsbetrieben hätten sie keine Chance", erläutert der Fachmann mit dem Grundsatz: "Wir dürfen niemanden zurücklassen". Seine politische Arbeit leistet er bei den Linken in Vlotho. Höltke lobt diesen Stadtverband als "solidarisch und effektiv" und nennt die Rettung des Freibades als Beispiel.

Bundesweit war er ebenfalls aktiv. Das Parteiprogramm hat er mitverfasst. Topografisch hält sich Andreas Höltke ebenfalls gerne in der Höhe auf. In seiner Freizeit klettert er frei, ganz ohne Seil und Haken .