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Wie viele Kinder und Erwachsene finden Karen, Devrim, Maren und Till (v. r.) Schiff und Linnenbauerplatz toll. - © FOTO: RALF BITTNER
Wie viele Kinder und Erwachsene finden Karen, Devrim, Maren und Till (v. r.) Schiff und Linnenbauerplatz toll. | © FOTO: RALF BITTNER

"Viktor" für "Laufenden Meter"

"Herford aus Kindersicht": Filmpremiere auf dem Linnenbauerplatz

VON RALF BITTNER
08.09.2009

Herford. "Von Montag bis Samstag haben wir für unseren Film gebraucht", erzählt Karen. "Der laufende Meter" heißt der 15 Minuten lange Film, mit dem Kinder im Alter von sieben bis zwölf Jahren ihre Sicht auf Herford zeigen. Premiere hatte der Streifen gestern auf dem Linnenbauerplatz, wo Familie Thema des Nachmittags im Rahmen der Reihe "Ab in die Mitte" war.

"Einen Tag lang haben wir Themen überlegt, am anderen Nachmittag haben wir besprochen, wo und wie wir filmen wollen", berichtet Karen weiter. Vier Nachmittage lang wurde dann in der Fußgängerzone zwischen Gänsemarkt und Saturn gefilmt. Jedes Kind hatte klar bestimmte Aufgaben – Kamera, Ton, Interviews oder Fotodokumentation – und ein ganz klein wenig halfen auch die Medienpädagogen Peggy Brammert und Ivo Tödtmann bei der Produktion.

Gedreht wurde konsequent aus Kinderperspektive (deshalb der Filmtitel). Gut finden Sherim, Paul Simon, Maren, Amir, Karen, Enna, Devrim, Erik, Merle, Tale, Melissa, Nele, Sophie, Till, Carla und Tim die vielen Bücherläden, das Piratenschiff, Bücherei, Bruchbude, Linnenbauerplatz, Bastelgeschäft, das Spielwarengeschäft, Eisangebot, Stadttheater, Freizeitbad und dass "es überhaupt ein paar Plätze für Kinder in der Stadt" gibt. Zu viel Müll und Dreck, zu wenig Spielgeräte vor allem für ältere Kinder in der Stadt, zu wenig Freibäder, zu viele kaputte Spielgeräte, zu wenig Restaurants mit Kinderessen, zu wenig Spielzeugläden, zu viele Raucher in der Stadt und das leerstehende Kaufhof-Gelände fielen den Nachwuchs-Dokumentarfilmern besonders negativ auf.

Kreative Vorschläge hatte das Team natürlich auch, so etwa eine Möglichkeit, Spielzeug gegen ein Pfand auszuleihen, mehr Spielangebote auf dem Alten und neuen Markt, ein spezielles Restaurant für Kinder, einen Kiosk für den Linnenbauerplatz und einen Platz zum Entspannen. "Kinder sehen die Dinge klar, einfach und ehrlich", sagte Pro-Herford-Geschäftsführer Frank Hölscher, der sich bei den Kindern mit einem Glas Kindersekt (H2O-Wasser) und einer kleinen Goldstatue, dem Herforder "Viktor" bedankte. Seniorin Gisela Niemeier lobte Film und Veranstalter und hofft auf weitere Filmprojekte zu anderen Themen: "Spannend wäre doch, wenn sich Kinder mal mit dem Thema Senioren in Herford beschäftigen würden." Rosmarie Vancura, Anwohnerin des Gänsemarktes, ist verblüfft, welch große Effekte kleine Veränderungen haben können: "Dass allein die Neugestaltung des Schokoladenverkaufs in der Bruchbude den Platz für Kinder gleich so viel interessanter macht, hätte ich nicht erwartet."