OWL Crime - mit Podcast

Acht Jahre bis zur Aufklärung: Der Raubmord an einer Witwe im Kreis Herford

Im Februar 2014 wird eine 84-jährige Rentnerin erstochen. Fast scheint es so, als bleibt die Tat unaufgeklärt. Aber die Mordkommission gibt nicht auf.

Die Spurensicherung vor dem Haus von Berta L. in Vlotho. | © Jobst Lüdeking

03.10.2024 | 08.10.2024, 15:58

Vlotho. Es ist der 10. Februar 2014. Gegen 18.30 Uhr will eine Betreuerin die 84-jährige Berta L. (Name geändert) in ihrem Haus am Ortsrand von Exter besuchen. Als sie die Tür öffnet, findet die Helferin die Witwe tot im Flur des Hauses. Berta L. ist erstochen worden. Kurz nach dem Fund nimmt die aus Bielefelder und Herforder Ermittlern gebildete Mordkommission „Puls“ ihre Arbeit auf – erst acht Jahre später werden die Ermittler die Akte schließen können. Denn zunächst gestaltet sich die Suche nach dem Mörder mehr als schwierig.

In der aktuellen Folge von „OstwestFälle“, dem True-Crime-Podcast der „Neuen Westfälischen“, wird der Mordfall Berta L. thematisiert. Die Rentnerin wird in ihrer Wohnung ermordet, doch der Plan des Täters, 40.000 Euro zu erbeuten, misslingt. Birgit Gottwald und Jobst Lüdeking, Redakteur der Neuen Westfälischen, sprechen über diesen Mordfall, der erst nach acht Jahren aufgeklärt wurde:

Mordfall Berta L. - alle Fakten im Überblick:

Newsletter
OstwestFälle
Wöchentlich spannende Einblicke in True Crime Fälle aus OWL.
  • Das Verbrechen an der 84-jährigen Berta L. in Vlotho-Exter bleibt über Jahre ungelöst. Die Rentnerin wird erstochen in ihrem Hausflur gefunden.
  • Die Mordkommission geht von einem Raubmord aus, da die hilfsbereite Witwe bekannt dafür war, Menschen in Not zu unterstützen.
  • Berta L. hat früher viel Bargeld zu Hause gelagert, was ein mögliches Motiv für den Mord darstellen könnte. Sie zahlte es aber kurz vor ihrem Tod bei der Bank ein.

  • Die Ermittler verfolgen verschiedene Spuren und ziehen unter anderem einen reisenden Täter in Betracht, da das Opfer in einem Haus nahe der A2 lebte.
  • Der Fall wird in der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY“ thematisiert. Nach acht Jahren wird schließlich ein Verdächtiger, der nur zehn Kilometer vom Tatort entfernt wohnt, festgenommen.

Mordkommission schließt reisenden Täter nicht aus

Die Mordkommission „Puls“ geht von einem Raubmord aus. Die Witwe sei ein überaus gütiger Mensch gewesen, erzählt damals ein Nachbar. Sie habe oft geholfen, wenn Menschen bei ihr geklingelt und um Unterstützung gebeten hätten. Oft hätten sie ihr davon abgeraten, einfach die Tür zu öffnen. Die Ermittler gehen unter anderem von einem reisenden Täter aus. Er könnte von der A2 abgefahren sein, eine Tatgelegenheit genutzt haben und dann wieder über die Autobahn geflüchtet sein.

Schließlich ändert die Mordkommission aber die Einschätzung. Sie glaubt nun fest daran, dass der Täter aus dem Umfeld des Opfers kommt - aus einem einfachen Grund.

Mordfall Berta L. bei Aktenzeichen XY

Knapp acht Monate nach der Tat, am 24. September 2014, strahlt die ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY“ einen Beitrag über den Mord aus: Markus Mertens, Leiter der Mordkommission, und seine Kollegin, Kriminalhauptkommissarin Petra Kipp, berichten über den Ablauf des Verbrechens.

Zunächst hatte die 84-Jährige noch am Mittag Essen auf Rädern erhalten. Dann war sie kurz vor 18 Uhr von der Betreuerin gefunden worden. Die Ermittler erklären auch, warum sie davon ausgehen, dass der Täter aus dem Umfeld des Opfers kommt: Er hat im Haus nach dem Mord zielgerichtet in Verstecken nach Geld gesucht.

Das Opfer hatte – offenbar weil es gegenüber Banken misstrauisch war - rund 40.000 Euro in dem Gebäude unter anderem unter Holzleisten versteckt. Das Geld war so in den Räumen über Jahre deponiert. Was der Mörder aber offenbar nicht wusste: Das Geld war weg. Berta L. hat die Summe Wochen vorher bei einer Bank eingezahlt.

Die Suche nach der Tatwaffe

Die Ermittler suchen auch nach der Tatwaffe, einem rund 20 Zentimeter langen Messer. „Wer kann Angaben zur Tatwaffe mit langer schmaler Klinge machen und in welchem Haushalt fehlt so ein Gegenstand möglicherweise seit dem 10. Februar 2014?“ und „Mit wem hat der Täter nach dem Verbrechen über seine Tat gesprochen?“, fragen die Beamten in der Sendung. Doch entscheidende Hinweise gibt es nicht. Fast scheint es so, als bleibe die Tat unaufgeklärt.

Aber Mord verjährt nicht. Und so lange es die Chance besteht, dass die Ermittler einen Täter fassen können, wird der Fall nicht zu den Akten gelegt. Im Jahr 2022 werden DNA-Spuren aus dem Haus noch einmal mit einer neuen Methode analysiert. Und es gibt einen Treffer. Der Mann, den die Ermittler der neu gebildeten Mordkommission „Puls II“ kurz darauf als dringend Tatverdächtigen festnehmen und gegen den anschließend der Haftbefehl wegen Mordes aus Habgier verkündet wird, lebt rund zehn Kilometer vom Tatort entfernt. Es ist ein 38-jähriger Mann aus Elverdissen. Dass der Mann gefasst werden kann, geht auf eine frühere Tat zurück.

Mordfall Berta L.: Fragen bleiben offen

In Folge seiner früheren Tat war auch eine DNA-Probe bei ihm genommen worden. Sie stimmte mit den Gen-Spuren überein, die an der Kleidung von Berta L. gesichert worden waren. Die Ermittlungen der Mordkommission „Puls II“ - erneut unter der Leitung des Ersten Kriminalhauptkommissars Markus Mertens – fördern aber keine erkennbare Beziehung zutage, die zwischen dem Tatverdächtigen und dem Mordopfer bestand.

Der 38-Jährige selbst schweigt zu den massiven Vorwürfen. Er wird in die Justizvollzugsanstalt Bielefeld-Brackwede gebracht. Drei Tage nach seiner Inhaftierung nimmt er sich das Leben. Damit gilt einer der schlimmsten Frauenmorde der vergangenen Jahre im Kreis Herford zumindest als geklärt. Es bleiben aber viele Fragen offen.