Todesfall

Eine bedeutende Frau ist gestorben: Sie hielt Erinnerung an Familie Elsbach aufrecht

Eva-Maria Küchling Marsden wurde 100 Jahre alt. Sie hat bis ins hohe Alter an der Erinnerung zur Familie Elsbach und zur jüdischen Gemeinde in Herford mitgewirkt.

Eva-Maria Küchling Marsden 2013 vor der Bibliothek im Elsbachhaus. | © Ute Pahmeyer

15.08.2023 | 15.08.2023, 15:26

Herford. Das Kuratorium "Erinnern Forschen Gedenken" und die Gedenkstätte Zellentrakt Herford trauern um Eva-Maria Küchling Marsden, die kurz vor ihrem 101. Geburtstag in Bad Salzuflen verstorben ist. Sie war die Witwe von Edward A. Marsden, geboren als Herbert Maass, Sohn von Käthe Elsbach aus der jüdischen Herforder Unternehmerfamilie.

Eva-Maria Küchling Marsden hat nach dem Tod ihres Mannes bis ins hohe Alter unermüdlich an der Erinnerung zur Familie Elsbach und zur jüdischen Gemeinde in Herford mitgewirkt. Bereits vor der ersten Ausstellung zum jüdischen Leben in Herford 1988 unterstützte sie die Forschungen der Ehepaare Heckmanns und Brade mit Materialien und Erzählungen zu diesen Themen. In einem Videointerview schilderte sie anhand erhaltener Unterlagen die vergeblichen Auswanderungsbemühungen Käthe Elsbachs und ihres Mannes Adolf Maass; beide wurden schließlich in Auschwitz ermordet. An sie erinnert in Herford der Käthe-Elsbach-Platz gegenüber des Museums Marta.

Seit 2013 wird im Elsbach-Haus die innerhalb der Familie gerettete Bibliothek der Familie Elsbach/Maass – deren Rückkehr nach Herford Küchling Marsden wesentlich unterstützt hatte – als ein Zeugnis der mit den Menschen verlorenen Kultur einer jüdischen Familie, wie ein „mahnender Zeigefinger“ gezeigt.

Newsletter
Update zum Abend
Informiert bleiben mit täglichen News aus dem Kreis Herford, OWL und der Welt.

"Eine imponierende Persönlichkeit"

Auch die seit 2018 im Elsbach-Haus bestehende Ausstellung zur Firmen- und Familiengeschichte der Elsbachs hat sie mit Aussagen, Exponaten und Archivalien aus der Familie fördern können. Die Herforder Ausstellungsmacher der Jahre 1988 bis heute sind ihr zu großem Dank verpflichtet.

Christine Rhode-Jüchtern (früher Brade) zollt ihr großen Respekt: „Eva-Maria Küchling Marsden war einfach insgesamt eine imponierende Persönlichkeit, die sich durch keinerlei Schwierigkeiten des Alters oder Alterns davon abhalten ließ, sich immer wieder für das Wohlergehen der jüdischen Gemeinde von Herford einzusetzen. Solange sie konnte, fühlte sie sich der Mahnung vor einer Wiederholung des Holocaust verpflichtet. Beeindruckend waren die Aufzeichnungen ihrer eigenen Erlebnisse während der Nazizeit.“

Eva-Maria Küchling Marsden wurde am 14. August 1922 in Braunschweig geboren. Nach dem Studium der Kunstgeschichte, Archäologie und Germanistik ging sie 1942 auf das Dolmetscher-Institut der Universität Heidelberg. Ihre Italienisch- und Englischkenntnisse brachten ihr kurz nach dem Krieg Stellen bei der amerikanischen und später britischen Militärregierung ein. Ab Frühjahr 1951 arbeitete sie beim Obersten Rückerstattungsgericht in Herford, das sich aus internationalen Richtern zusammensetzte und lernte hier ihren späteren Ehemann kennen. In zwei Büchern und weiteren Materialien berichtete sie als Zeitzeugin auch über ihr eigenes wechselvolles Leben.

Bis zuletzt habe sie wach und interessiert die Arbeit des Kuratoriums, dessen Mitglied sie von Anfang war, und der Gedenkstätte Zellentrakt verfolgt. „Wir werden sie als Unterstützerin und Gesprächspartnerin vermissen und ihr dauerhaft ein ehrendes Gedenken bewahren“, heißt es in einer Mitteilung des Kuratoriums.