Tierschutz Strengere Vorschriften für Hundezucht und Hundehaltung auch im Kreis Herford

Kreis Herford. Schon 2001 ist bundesweit eine neue Tierschutz-Hundverordnung in Kraft getreten. Nun wurden die Mindestanforderungen an die art- und verhaltensgerechte Haltung von Hunden noch einmal deutlich erhöht. Es sind sowohl Hundezüchter als auch einfache Hundehalter betroffen. So müssen Hundezüchter sicherstellen, dass Hündinnen und ihre Welpen deutlich mehr Zuwendung bekommen als bisher. Das Kreis-Veterinäramt ist für die Einhaltung des Tierschutzes im Kreis Herford zuständig. Dessen Leiterin ist die Tierärztin Tanja Hochstetter. Sie geht mit ihrem Team derzeit auf die Züchter zu und setzt die Einhaltung der Vorschriften gegebenenfalls durch. "Die aktuelle Änderung konkretisiert und verschärft die Anforderungen im Sinne einer Weiterentwicklung des Tierschutzes", erklärt Hochstetter auf Nachfrage. "Dabei wurden laut Gesetzgeber neuere wissenschaftliche Erkenntnisse über die Bedürfnisse von Hunden berücksichtigt." Zahl der Hunde pro Betreuer Die aktuelle Änderung der Verordnung ist bereits zum 1. Januar 2022 in Kraft getreten. Ein Teil der Änderungen gilt jedoch erst seit dem 1. Januar 2023. "Dies sind maßgeblich die Vorschriften zur Zucht von Hunden und das Verbot der Anbindehaltung", erklärt Hochstetter. "In der alten Fassung gab es lediglich die Vorgabe für gewerbsmäßige Züchter, dass für bis zu zehn Zuchthunde und ihre Welpen eine sachkundige Betreuungsperson eingesetzt werden muss." Allgemeine Anforderungen an die Haltung der Zuchthunde und Welpen ergaben sich schon aus den weiteren Vorschriften der Tierschutz-Hundeverordnung. Mit den geänderten Vorschriften steigen die Anforderungen deutlich. Gewerbsmäßige Züchter brauchen nun eine Betreuungsperson für fünf Zuchthunde und ihre Welpen. Bis zu drei Hündinnen mit Welpen dürfen gleichzeitig betreut werden. Das bedeutet, dass nicht alle Hündinnen gleichzeitig Nachwuchs bekommen sollen. Sachkundenachweis für Betreuer erforderlich Die Betreuerinnen und Betreuer müssen ihre Sachkunde nachweisen. Es können ausgebildete Haus- und Heimtierpfleger sein, Tierarzthelfer und Tierärzte. Anerkannt wird oft auch eine langjährige Tätigkeit bei einem Züchter. Es gibt Lehrgänge mit Prüfung. "Wir geben gerne vorab Auskunft, ob ein Lehrgang anerkannt ist", sagt Hochstetter. Das ist offenbar nicht immer so. Hündinnen steht geräumige Wurfbox zu Weitere konkrete Anforderungen gelten sowohl für gewerbsmäßige als auch für private Züchter. Spätestens drei Tage vor der erwarteten Geburt muss der Hündin eine leicht zu reinigende Wurfbox zur Verfügung gestellt werden, in der sie sich in Seitenlage ausstrecken kann. Eine geeignete Schutzhütte ist auch erlaubt. Auslauf für die Welpen In jedem Fall muss gewährleistet sein, dass die Welpen weder überhitzen noch unterkühlen. Über 18 Grad sind in den ersten zwei Lebenswochen einzuhalten. Die Hündin muss sich von den Welpen zurückziehen können. Ab einem Alter von fünf Wochen ist täglicher Auslauf im Freien Pflicht, dabei müssen die Welpen vor Verletzungen geschützt sein. Die Auslauffläche für die Welpen darf dabei nicht zu klein sein. Gewöhnung an Menschen und andere Tiere Hundezüchter müssen sowohl eine ausreichende Sozialisation mit Menschen und Artgenossen als auch eine Gewöhnung der Welpen an Umweltreize gewährleisten. Welpen bis zu einem Alter von zwanzig Wochen brauchen mindestens vier Stunden am Tag Umgang mit einer Betreuungsperson. Trennung erst nach acht Wochen Bei Zwingerhaltung muss einer Hündin mit Welpen mindestens die doppelte Fläche zur Verfügung stehen als sonst für einen einzelnen Hund vorgeschrieben – dies wird allerdings erst ab 1. Januar 2024 wirksam. Bislang gilt: mindestens das anderthalbfache der Fläche für einen Einzelhund, die bei sechs Quadratmetern bei kleinen Tieren beginnt. Wie bisher gilt: Die Trennung vom Muttertier ist grundsätzlich erst ab einem Alter von acht Wochen zulässig. Erwerbsmäßige Zucht ab drei Würfen im Jahr Hundezuchten gelten bei der Haltung von drei oder mehr fortpflanzungsfähigen Hündinnen oder bei drei oder mehr Würfen im Jahr als gewerbsmäßig. Dann ist eine Erlaubnis nach Paragraf 11 des Tierschutzgesetzes erforderlich. Das ist nach der Erfahrung der Chefin des Veterinäramtes nicht allen Hundezüchtern klar: "Es gibt eine hohe Dunkelziffer." Für die Erteilung der Erlaubnis ist das Veterinäramt des Kreises zuständig. Im Kreis Herford gibt es insgesamt 14 gewerbsmäßige Hundezüchter. Es werden verschiedene Hunderassen wie Cocker Spaniel, Labrador Retriever, Foxterrier oder Deutsche Doggen gezüchtet. In den meisten Fällen ist es eine Rasse pro Hundezüchter. Anbindehaltung und Stachelhalsbänder verboten Hat sich etwas für einfache Hundehalter geändert? Seit dem 1. Januar 2023 gilt ein grundsätzliches Verbot der Anbindehaltung. Zuvor waren noch spezielle Laufleinenvorrichtungen nach genauen Vorgaben erlaubt. Neben dem schon länger verbotenen Einsatz von Elektroreizgeräten (&bdquo;Tele-Tac“), ist auch der Einsatz von Stachelhalsbändern oder anderen schmerzhaften Mitteln bei der Ausbildung, Erziehung oder beim Training von Hunden nicht mehr erlaubt. Liegeplatz im Freien komfortabler Wird ein Hund im Freien gehalten, muss ihm grundsätzlich wie bisher eine gedämmte und der Größe des Tieres angepasste Schutzhütte und außerhalb der Hütte ein witterungsgeschützter, wärmegedämmter Liegeplatz zur Verfügung stehen. Dieser Liegeplatz muss nun zusätzlich weich und so beschaffen sein, dass sich der Hund in Seitenlage ausstrecken kann. Keine Ausstellung bei Qualzuchtmerkmalen Das Verbot der Ausstellung von Hunden mit tierschutzwidrig amputierten Ohren oder Ruten wurde auf Hunde mit Qualzuchtmerkmalen erweitert. Qualzuchtmerkmale treten bei vielen Hunderassen auf, wie fehlende Nase bei extrem brachycephalen (kurzköpfigen) Rassen. Das Verbot der Zucht mit betroffenen Hunden gilt schon länger und ist im Tierschutzgesetz verankert. Das Ausstellungsverbot wurde auf alle Veranstaltungen erweitert, bei denen Hunde verglichen, geprüft oder beurteilt werden, gilt also auch im Hundesport. Gewerbsmäßige Hundezuchten werden wie andere Inhaber einer Paragraf-11-Erlaubnis wie Zoohandlungen und Reitbetriebe durch Routinekontrollen überprüft. Das Veterinäramt informiert und berät bei Anfragen zu Änderungen der Rechtsvorschriften und trifft die erforderlichen Anordnungen. Folgen aus nicht artgerechter Hundehaltung Der weitaus größere Teil der Hundehaltungen im Kreis Herford ist nicht gewerbsmäßig, sondern privat. "Das Veterinäramt erhält regelmäßig Tierschutzbeschwerden aus der Bevölkerung, denen dann vor Ort entsprechend nachgegangen wird", sagt Hochstetter. Sehr häufig beziehen sich die Anzeigen auf Hundehaltungen. Bei Feststellung von Verstößen werden im Regelfall Anordnungen zur Beseitigung der tierschutzrechtlichen Mängel getroffen und durch Nachkontrollen überprüft. "In schwerwiegenden Fällen können auch weitergehende Maßnahmen bis hin zur Fortnahme von Tieren und dem Aussprechen von Tierhaltungsverboten erforderlich sein", sagt Tanja Hochstetter.

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