Mindener Straße Zwischenbilanz zum Herforder Verkehrsversuch: Auch Autofahrer profitieren vom Radweg

Herford. Seit acht Monaten haben Radler auf der Mindener Straße Platz. Die ausgewiesene Radspur führt von der Theaterkreuzung auf rund 1,2 Kilometern hoch bis zur ehemaligen Kaserne (heute Zentrale Flüchtlingsunterbringung). Es ist ein Verkehrsversuch, den die Stadt Herford im Mai 2022 begonnen hat. Den Autofahrern fehlt dadurch eine Spur. Das ist im Vorfeld kontrovers diskutiert worden. Der Beigeordnete Peter Maria Böhm zieht ein Zwischenfazit und gibt Radlern einen optimistischen Ausblick. Die Mindener Straße ist eine wichtige Verkehrsachse und soll auch für Radfahrer sicherer zu befahren sein. Zudem soll der Pop-up-Radweg den Radverkehr stärken. Dafür wurde die jeweils äußere der zwei Fahrspuren den Autofahrern genommen und als exklusiver Radweg umfunktioniert. Kritiker machten vorab den dichten Berufsverkehr zum Thema, dass Autofahrer deutlich länger in die Stadt hinein bräuchten. Befürworter hatten den Radverkehr im Blick, der eine Aufwertung dringend nötig hat, um mehr Menschen zum Radfahren zu bewegen. Mit der Zeit ist die Kritik abgeebbt, weiß Peter Maria Böhm. "Nachdem sich am Anfang einige Kritiker sowie einige Befürworter gemeldet haben, ist seit mehreren Wochen keine Kritik geäußert worden. In den letzten Wochen erfolgte ausschließlich positive Resonanz." Und auch die im Vorfeld angedeuteten Probleme für die Feuerwehr und den Rettungsdienst hätten sich nicht bestätigt. Auch Autofahrer profitieren vom Radweg "Im Rahmen von Einzelgesprächen ist eine überwiegend positive Resonanz bei dem Verkehrsprojekt zu verzeichnen", sagt Böhm. Von den Fahrradfahrern werde das Angebot sehr positiv aufgenommen. "Wobei einige Bürger bemängeln, dass sich nicht alle Radfahrer an die Verkehrsregeln halten und weiterhin auf dem Bürgersteig fahren." Auch Autofahrer melden sich. "Sie empfinden die jetzt sicheren Parkmöglichkeiten als sehr angenehm", sagt Böhm. Durch den breiten Radweg ist mehr Platz zum Einparken und ein leichterer Ein- und Ausstieg möglich. In den Spitzenzeiten dauert die Fahrt mit dem Auto über die Mindener Straße länger. Das sehen einige Autofahrer weiterhin kritisch. Im Vorfeld hieß es seitens der Stadt, dass durch die Reduzierung der Fahrspur je Richtung Autofahrer zu Stoßzeiten etwa eine halbe Minute länger für ihren Weg brauchen. Ob das wirklich so ist, sollen Zahlen belegen. Den Verkehrsversuch begleitet daher das Fachbüro Bockermann Fritze Ingenieur Consult GmbH aus Enger über die gesamte Laufzeit. Sind wirklich mehr Radler unterwegs? Geklärt werden sollen die tatsächlichen Wartezeiten an Knotenpunkten sowie die Reisezeiten entlang der Strecke zu den Spitzenstunden, aber auch zu anderen Tageszeiten. Zudem werde untersucht, wie sich die Rückstaulängen an den Kreuzungen verändern und wie sich der Versuch auf die Verkehrsstärken der einzelnen Verkehrsteilnehmer auswirkt. Sprich: Sorgt das verbesserte Angebot für eine Zunahme des Radverkehrs? Die Zählung vor Versuchsbeginn und die erste von drei Messungen während der Laufzeit sind schon durchgeführt worden, bestätigt Böhm. Aber noch nicht ausgewertet. Eine fundierte Zwischenbilanz lasse sich so noch nicht ziehen, sagt der Baubeigeordnete. Zwei weitere Erhebungen sollen im Laufe des Jahres folgen. Böhm: "Wir erwarten von den Nachher-Erhebungen Erkenntnisse, auf denen es möglich sein wird, eine auf Zahlenmaterial fundierte Zwischenbewertung zu erstellen." Dies wird wohl erst Mitte/Ende 2023 der Fall sein. Ein kurzes Zwischenfazit zieht Böhm dennoch schon jetzt: "Es ist festzustellen, dass eine zweistreifige Verkehrsführung für den betrachteten Bereich der Mindener Straße scheinbar gut funktioniert und eine Neuplanung des Straßenquerschnittes potenzielle Möglichkeiten aufzeigt." Denn dass die Mindener Straße generell saniert werden wird und dann auch eine andere Aufteilung erhalten soll, ist schon beschlossen. Die Erkenntnisse des Verkehrsversuches werde die Stadt als Planungsgrundlage für den bevorstehenden Ausbau nutzen. Ob Fußgänger, Radler oder Autofahrer - jeder Verkehrsteilnehmer werde dabei berücksichtigt - inklusive eines Grünstreifens. Verlängerung des Versuch denkbar Aus Sicht der Verwaltung kann der Versuch übrigens bis auf Weiteres fortgeführt werden, heißt es auf Nachfrage. Böhm: "In einem nächsten Schritt sollen Gespräche mit dem Landesbetrieb NRW erfolgen, um den Versuch auszuweiten." Denn die Strecke zwischen Theaterkreuzung und Innenstadt liegt im Zuständigkeitsbereich des Landesbetriebs und ist für Radfahrer in einem katastrophalen Zustand. Weitere Pop-up-Radwege hat die Stadt derzeit nicht im Blick. Zuerst soll der Verkehrsversuch Mindener Straße ausgewertet werden. Mehr zum Thema: Kommentar: Selbst wenn Autofahrer mehr Zeit einplanen müssen – das ist es allemal wert Mindener Straße plötzlich einspurig: So läuft der Verkehrsversuch ab In Herford führt die neue Radspur auf der Mindener Straße zu Irritationen Verkehrsversuch in Herford: Polizist sieht auf Mindener Straße erhöhte Gefahr für Radfahrer