Hausärztemangel Zu wenig Hausärzte - Was tut der Kreis Herford dagegen?

Herford. Der Kreis Herford ist nicht nur einer der waldärmsten in Deutschland. Doch das ist nicht der einzige Problempunkt. Er ist auch seit Jahren bundesweit Schlusslicht, wenn es um die hausärztliche Versorgung geht. Dabei sind die Mediziner meist die ersten Ansprechpartner vieler Patienten. Sie kennen deren Krankengeschichte oft über Jahre. So liegt der Versorgungsgrad – er errechnet sich aus dem Verhältnis zwischen Mediziner und Zahl der Patienten - nur bei rund 78 Prozent. Mit einem Förderprogramm unterstützt das Wittekindsland deshalb die Neu-Niederlassung und die Neu-Anstellung von Hausärzten. So sollen die Hürden für die Gründung einer eigenen Praxis gesenkt werden, so Landrat Jürgen Müller, der in Herford in der Praxis von Katharina Nave und Anette Duplois eine Zwischenbilanz zog. Seit dem Jahr 2019 wurden zwölf Hausarztpraxen mit insgesamt mehr als 300.000 Euro gefördert: vier in Vlotho, drei in Kirchlengern, zwei in Löhne und drei in Herford. In Herford wird in Kürze Dr. Daniela Mittelberg als Allgemeinmedizinerin in die Hausärztliche Gemeinschaftspraxis von Katharina Nave und Dr. Anette Duplois einsteigen. Die Medizinerin hat am Förderprogramm &bdquo;Kreis Herford sucht Hausarzt: Mit Praxis zur Praxis“ teilgenommen. Welche Hilfe der Kreis bietet Die Teilnehmer arbeiten ein Jahr lang in zwei verschiedenen Hausarztpraxen, sogenannten Mentorenpraxen, um die Arbeit in einer Hausarztpraxis kennenzulernen. Das Programm umfasst Weiterbildungsmöglichkeiten bei Experten der Kassenärztlichen Vereinigung, etwa bei Fragen zur Betriebswirtschaft oder Personalführung. Aus Mitteln des Kreises und der KVWL gibt es ein Vollzeitgehalt von 7.500 Euro brutto. Darüber hinaus, so der Kreis, gibt es für Teilnehmer ein Rund-um-Sorglos-Paket mit einem Freizeitprogramm, arbeitsvertraglichen Zuschüssen sowie ein Vermittlungsnetzwerk bei der Suche nach Wohnung, Schul- und Kitaplätzen und Arbeitsplatz für Lebenspartner. Intention ist es, neben neuen Ärzten auch Mediziner zur Rückkehr in den Kreis zu bewegen. Die gebürtige Bielefelderin Mittelberg hatte nach dem Studium in Münster ihre ärztliche Fachausbildung in der Region fortgesetzt. Viele der Kollegen in den Kliniken wüssten nichts vom Programm des Kreises, der den Einstieg in eine Praxis finanziell fördert. Darüber hinaus hätten viele Ärzte auch Vorbehalte, sich selbstständig zu machen. Katharina Nave sieht eine weitere einfache Möglichkeit, das Versorgungsproblem zu lösen: &bdquo;Mehr Medizinstudienplätze.“ Sie hebt damit offensichtlich auch darauf ab, dass bisher schon viele junge Leute vor allem in den osteuropäischen EU-Staaten Medizin studieren. Der Vorteil einer Gemeinschaftspraxis sei, so die Medizinerin, dass sie und ihre Kolleginnen flexibler sind. Sie könnten auch flexibler agieren als Polikliniken. Und trotz der Work-Life-Balance litten die Patienten nicht darunter. Rund 170 besuchen im Schnitt täglich zwischen 7.30 Uhr und 18 Uhr die Praxis an der Wiesestraße. Wobei die drei Hausärztinnen ihre Arbeitszeiten so gelegt haben, dass die Versorgung sichergestellt ist, aber nicht alle vor Ort sind. Auch wenn jede nach Möglichkeit ihre Patienten hat.

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