Vorwurf Ex-Mitarbeiterin klagt nach sexueller Belästigung gegen Herforder Hipp-Tochter

Herford. Immer wieder kommt es vor, dass es am Arbeitsplatz einer Firma zu sexuellen Übergriffen kommt. Entscheidend ist dann, wie Unternehmen darauf reagieren, wenn sie von Mitarbeiterinnen oder Mitarbeitern über die Vorwürfe informiert werden. Eine frühere Mitarbeiterin der zum Babynahrungshersteller Hipp gehörenden Milchwirtschaftlichen Industriegesellschaft Herford GmbH & Co KG, kurz MIG, hat vor dem Herforder Arbeitsgericht deshalb Klage eingereicht und fordert von ihrem Ex-Arbeitgeber rund 9.670 Euro wegen Diskriminierung. Anfang Januar, so ihr Rechtsanwalt Michael Tabarelli, wird sich die zuständige Kammer mit dem Fall befassen. Die Angaben der Frau Die Vorwürfe, die die Klägerin erhebt, wiegen schwer: Die Frau hatte ihre Tätigkeit für die MIG am 1. Oktober 2020 begonnen, ihr Job war nach einer einmaligen Verlängerung bis zum 30. September 2022 befristet. Ende Juni 2022 sei seine Mandantin dann Opfer eines sexuellen Übergriffs geworden, so der Anwalt. Ein Kollege habe ihr zwischen die Beine gegriffen. Einen Tag später sei es zu einem zweiten Übergriff gekommen: Der Mann habe sie an die Brust gefasst, über die Beine gestreichelt und sei zudringlich geworden. &bdquo;Die Klägerin hat die Vorfälle am 30. Juni ihrem Vorgesetzten und dem Produktionsleiter gemeldet“, skizziert Tabarelli den weiteren Ablauf. Es habe danach Gespräche mit dem Geschäftsführer und dem Betriebsratsvorsitzenden gegeben. Der Mann wurde danach in eine andere Abteilung versetzt. Dagegen hätte es die Fürsorgepflicht geboten, erklärt der Anwalt, das Arbeitsverhältnis mit dem Mann fristlos zu kündigen, zumal es sich bei dem Verhalten um strafbare Handlungen gehandelt habe. Was der Anwalt sagt Mitte August sei es für seine Mandantin dann um die Verlängerung ihres Arbeitsvertrags gegangen. Der Frau sei mitgeteilt worden, dass man sie in der Abteilung nicht mehr benötige, weil man genug Personal habe. Sie können sich aber auf eine andere Stelle im Unternehmen bewerben – was seine Mandantin auch getan habe. Mitte September sei es dann zu einem Vorstellungsgespräch mit der Personalleitung unter Beteiligung des Betriebsratsvorsitzenden gekommen. Die Klägerin sei lediglich gefragt worden, ob sie schon mit dem inzwischen versetzten Kollegen gesprochen habe, was die Frau verneint habe. Letztendlich sei seiner Mandantin dann mitgeteilt worden, dass man den Vertrag nicht verlängern werde und sie auch nicht auf die ausgeschriebene Stelle einstellen werde, weil sie den Vorfall offensichtlich noch nicht verarbeitet hätte. Außerdem könne man auch nicht völlig ausschließen, dass sie auf der ausgeschriebenen neuen Stelle dem Kollegen begegnen würde. &bdquo;Die Klägerin wurde ausdrücklich deshalb nicht weiterbeschäftigt, weil sie sexuell belästigt worden ist und dies nicht geduldet hat. Dies ist eine Diskriminierung wegen des Geschlechts und damit ein Verstoß gegen das Allgemeine Gleichstellungsgesetz.“ Die Unternehmenssicht Der Täter sei nicht nur lediglich in eine andere Abteilung versetzt und damit andere Mitarbeiterinnen in die Gefahr versetzt worden, ebenfalls Opfer von Übergriffen zu werden, erklärt der Herforder Rechtsanwalt weiter. &bdquo;Zu allem Hohn wurde der Arbeitsvertrag der Klägerin als Opfer nicht verlängert, weil sie offenbar als Störfaktor betrachtet wurde“, so Tabarelli weiter. Seine Mandantin können eine Weiterbeschäftigung nicht erzwingen, fordere allerdings eine Entschädigung. Mehrere Versuche, telefonisch von Hipp eine Stellungnahme zu erhalten, waren bisher nicht erfolgreich. Die beklagte Milchwirtschaftliche Industriegesellschaft lässt sich im Verfahren vom Herforder Arbeitgeberverband vertreten und will nicht zahlen. Der Rechtsanwalt des Verbandes sieht den Fall anders, betont, dass die MIG den Beschwerden der Mitarbeiterin gegenüber ihrem Kollegen ordnungsgemäß nachgegangen sei. Auch der Vorwurf, die Frau sei deshalb nicht bei der Stellenbesetzung berücksichtigt worden, weil sie einen sexuellen Übergriff nicht geduldet habe, sei falsch und werde von der MIG auf das Schärfste zurückgewiesen. Das Unternehmen verurteile jede Form sexueller Belästigung im Betrieb.

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