Kommentar Tierarzt findet steigende Gebühren angemessen: Haustiere nur noch für Reiche?

Wie viel Geld soll ich denn noch auf die Seite legen, um für alles Schlimme, was da kommen mag, gerüstet zu sein? – Diese Frage stellen sich derzeit sicher viele angesichts der explodierenden Preise, zum Beispiel für Energie oder für Lebensmittel. Noch mehr Geld zurücklegen müssen nun wohl Besitzer von Haustieren. Denn die Tierarzt-Gebühren werden ab Ende dieses Monats extrem steigen. Um den Faktor zwei bis drei, sagt der Herforder Tierarzt Johannes-Wolfgang Otto. Er findet das übrigens angemessen. Das ist es vielleicht auch, bedenkt man, dass die Gebühren offenbar das letzte Mal im Jahr 1999 angepasst wurden. Allerdings sind auch viele Gehälter in Sachen Inflationsausgleich nicht mit der Zeit gegangen. Und eine Aussage des Herforder Tierarztes gibt wirklich zu denken. Er sagt: &bdquo;Es gibt kein Recht auf ein Haustier. Wer es sich nicht leisten kann, der soll sich auch keins zulegen.“ Haustiere dürfen kein Luxusgut werden Das ist hart. Viele Menschen haben Katzen oder Hunde, ohne die sie sich ihr Leben kaum noch vorstellen können. Wenn die Stubentiger krank sind, leiden sie mit ihnen, und natürlich würden sie deshalb so ziemlich alles dafür tun, damit es ihnen schnell wieder besser geht. Schließlich sind sie ja Familienmitglieder. Doch was, wenn das die finanziellen Grenzen übersteigt? Häufig beobachte ich zum Beispiel, wenn ich durch die Stadt gehe, ältere Menschen mit ihren Hunden, die ganz offensichtlich furchtbar an ihren Vierbeinern hängen. Schlimm ist da die Vorstellung, dass sich eine Seniorin, die sonst vielleicht völlig vereinsamen würde, ihren Hund nicht mehr leisten kann, spätestens wenn dieser mal ärztliche Hilfe braucht. Haustiere dürfen kein Luxusgut werden. Sie erfüllen soziale Aufgaben in unserer Gesellschaft, sind für zahlreiche Menschen eine große Bereicherung ihres Lebens, sorgen für Ausgeglichenheit und damit nicht selten sogar für Gesundheit. Deshalb möchte man dem Herforder Tierarzt entgegnen: Es darf nicht nur reichen Menschen vorbehalten sein, Haustiere zu halten. Senioren mit einer kleinen Rente oder Familien, die ihren Kindern ein Aufwachsen mit Tieren ermöglichen möchten, müssen auch die Chance auf ein Leben mit Tieren haben. Oft werden Tierhalter, die ein inniges Verhältnis zu ihren Vierbeinern haben, belächelt: Die Tiere seien doch nur ein Kinderersatz, heißt es dann. Was allerdings zählt, ist die emotionale Bindung. Und das Verantwortungsgefühl, das Tierbesitzer gegenüber ihren Tieren haben. – Zusätzliche Kosten, die entstehen, wenn man sich um ein Lebewesen kümmern möchte, sind deshalb gerade in unseren Zeiten wirklich nicht angebracht.

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