Corona Impfpflicht im Gesundheitswesen: Krankenhaus-Chef sieht sie im Kreis Herford als gescheitert

Kreis Herford. Monatelang hatte sich ihre Umsetzung hingezogen - in wenigen Wochen ist sie schon wieder Geschichte: Die einrichtungsbezogene Impfpflicht. "Sie ist gescheitert", sagt Georg Rüter. Der Sprecher der Geschäftsführung der Katholischen Hospitalvereinigung Ostwestfalen (KHO), zu der das Mathilden-Hospital gehört, hatte sich stets vehement für die Impfpflicht ausgesprochen. "Doch ich war recht einsam, es hatte niemand mehr dahinter gestanden", sagt er. Und meint damit insbesondere die Politik. Denn als Mitte März im Gesundheitswesen die Pflicht zur Vorlage eines Immunitätsnachweises gegen das Coronavirus in Kraft trat, hatte sich der Bundestag bereits gegen eine generelle Corona-Impfpflicht entschieden. Damit schwand das politische Interesse an dem Thema und die Mitarbeiter im Gesundheitswesen fühlten sich zum Teil allein gelassen. Dann kam die Bürokratie hinzu. Mit mehrwöchiger Verzögerung hätten die Gesundheitsämter erst reagiert, stellt Rüter fest. Er hatte pünktlich Mitte März eine Liste mit 28 Namen zusammengestellt und an die Gesundheitsämter geschickt. Damals gehörten zur KHO neben dem Mathilden-Hospital noch das Franziskus Hospital in Bielefeld und das Sankt Vinzenz Hospital in Rheda-Wiedenbrück und insgesamt 1.700 Mitarbeiter. Mittlerweile hat sich die KHO vergrößert. &bdquo;Ich möchte keinen ungeimpften Mitarbeiter mehr haben“, hatte Rüter im März gesagt. Schließlich war er überzeugt von der Schutzwirkung der Impfung. "Schwere Verläufe werden durch die Impfung verhindert - das ist bewiesen", betont der Mathilden-Chef erneut. Erste Arbeitsverbote wurden im September bekannt Vier Monate später war das Gesundheitsamt im Kreis Herford immer noch mitten in den bürokratischen Verfahren. Im September meldete der Kreis dann, dass erste Arbeitsverbote verhängt worden seien. Anfang November listet Patrick Albrecht, Sprecher des Kreises, auf NW-Anfrage auf, dass der Kreis bislang fünf Tätigkeits- oder Betretungsverbote ausgesprochen habe. Von insgesamt 433 Meldungen, die das Gesundheitsamt von Einrichtungen des Gesundheitswesen erhalten hatte, seien 328 Verfahren wieder eingestellt worden. "Hier wurden die Betroffenen entweder geimpft, sind von einer Corona-Infektion genesen, sind kontraindiziert gegen eine Corona-Impfung, langzeiterkrankt oder nicht mehr in dem Job tätig", erklärt Albrecht. Einige Einrichtungen hätten angegeben, dass gemeldete Personen nachweislich unverzichtbar für die Sicherstellung der Versorgung sind. 100 Verfahren liefen aktuell noch. Diese seien auf kurzfristig abgelaufene Nachweise, auf fehlende oder zu prüfende Stellungnahmen zurückzuführen. Personalmangel aufgrund der letzten Corona-Welle Georg Rüter gibt an, dass auch für das Mathilden-Hospital Verbote ausgesprochen worden seien. Doch er sei schließlich desillusioniert gewesen. "Nach anfänglichem Betretungsverbot für die Ungeimpften haben wir dann im September abgedreht und dieses wieder aufgehoben." Der Grund sei Personalmangel aufgrund der letzten Corona-Welle gewesen. "Ich habe das ungern getan", sagt Rüter. Aber er habe nicht mehr allein kämpfen wollen. Immerhin: eine Impfquote von 99,2 Prozent sei bei den KHO-Mitarbeitern erreicht worden. Und nach wie vor laufen die internen Impfungen für die Mitarbeiter weiter. "Das Interesse an der vierten Impfung ist da", sagt er. Auch das Klinikum Herford stellt fest, dass das interne niedrigschwellige Impfangebot gut angenommen werde. "Das Gesundheitsamt des Kreises Herford hat in drei Fällen Betretungsverbote für Beschäftigte des Klinikums Herford ausgesprochen", bilanziert Sprecherin Annika Vinzelberg. Diese seien, nach der aktuellen Rechtsprechung, bis zum 31. Dezember 2022 befristet. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hatte zuletzt offen gelassen, ob die Impfpflicht ausläuft oder verlängert wird. Allerdings haben sich bereits einige Landesgesundheitsminister für die Abschaffung ausgesprochen.

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