Kosten steigen rasant Tierheime im Kreis Herford sind bedroht: "Ohne Spenden könnten wir dicht machen"

Kreis Herford. Wenn die Mitarbeiter im Tierheim Eichenhof ein Kaninchen in ein neues Zuhause vermitteln konnten, "kommen drei neue wieder zu uns". Die Fund- und Abgabetiere werden in Vlotho nicht weniger. Im Gegenteil, sagt Jessica Dreblow. "Bei den Kaninchen ist es extrem", sagt sie. Sehr viele Tiere seien in den vergangenen Wochen ins Tierheim gebracht worden. "Viele Kinder sollten in der Pandemiezeit damit wohl bespaßt werden", fügt Gerlinde Suess zynisch an. Doch ein Kaninchen ist nicht nur niedlich, es macht auch Arbeit. "Mehr als eine Katze, vor allem, wenn sie Freigängerin ist", sagt Suess, schüttelt den Kopf und zeigt aufs Gehege. Dort warten mehr als 20 Tiere auf eine Vermittlung. Doch nicht nur die Abgabewellen von Hunden, Katzen, Kaninchen und Co. treiben den Mitarbeitern in den Tierheimen Vlotho und Bünde tiefe Sorgenfalten auf die Stirn. Sie blicken düster auf die bevorstehenden kälteren Monate. Die explodierenden Kosten werden dazu führen, dass der karitative Tierschutz an seine Grenzen kommt, schreibt Renate Siekkötter vom Tierschutzverein Herford. Schnelle Hilfen notwendig, sonst droht das Aus Die Worte der Kollegen aus Vlotho gehen in die selbe Richtung: Die Energie- und steigende Tierarztkosten stellen das Tierheim vor enorme Herausforderungen. Ohne rasche und unbürokratische Hilfe seitens der öffentlichen Hand drohe das Aus. "Wir versuchen, alles am Laufen zu halten", sagt Gerlinde Suess. Trotz steigender Kosten. Die Vorsitzende des Tierschutzvereins Vlotho steht vor den Hundezwingern und schaut aufs Hauptgebäude: "Sanierungsbedarf gibt es hier überall." Der Bau aus dem 19. Jahrhundert bröckelt, LEDs gebe es nicht und auch bei den alten Zwingern und Katzenhäusern kann von Energieeffizienz keine Rede sein. Geld für dringend notwendige Sanierungen oder Umbauten, die Hunden, Katzen und Kleintieren eine tiergerechtere Unterbringung ermöglichen würden, fehle vorne und hinten. &bdquo;Wir müssen davon ausgehen, dass sich unsere Energiekosten in der kommenden Heizperiode verdreifachen“, sagt Suess. Auch die Preise für Tierfutter ziehen an, während das Tierheim täglich mehr als 100 hungrige Mäuler zu stopfen hat. Derzeit seien im Eichenhof 25 Hunde, 70 Katzen und mehr als 20 Kleintiere untergebracht. Aufgrund der steigenden Energiepreise befürchten beide Einrichtungen auch eine Abgabewelle exotischer Tiere. Schließlich benötigen Terrarien Wärmequellen und Filteranlagen. "Wenn wir die Spendengelder nicht hätten, könnten wir dicht machen" In Bünde leben schon sechs Wasserschildkröten. "Sie sind schwer vermittelbar", sagt Siekkötter. Finden aufgrund ihrer Größe und Art praktisch kein Zuhause. Die 1. Vorsitzende des Tierschutzvereins Herford macht mit Amanda, einer Rotwangen-Schmuckschildkröte, ein Beispiel auf, wie wenig Geld der Tierschutz von der Kommune bekommt. Dieses Tier ist seit 2017 in der Obhut des Tierheims. Die Kostenerstattung der Fundkommune betrug laut Siekkötter einmalig 170 Euro. Das reiche hinten und vorne nicht. Die Stadt Herford hält sich bezüglich der finanziellen Unterstützung äußerst bedeckt. Die Kommune habe Verträge mit drei Tierheimen: Bünde, Bad Salzuflen und Vlotho. Die Abrechnungsmodalitäten sind unterschiedlich, es gibt Pauschalbeträge und Einzelabrechnungen, teilt ein Sprecher der Stadt mit. Dann wird geblockt: "Da es sich um Verträge handelt, können wir darüber hinaus keine weiteren Angaben machen." Tierheime appellieren an die Politik Fakt ist, dass die Tierheimbetriebe schon seit Jahren nur durch die Hilfe tierlieber Unterstützter finanziell zu stemmen sind. Für die Betreuung von Fundtieren – eigentlich eine Pflichtaufgabe der Kommune – müssen die Tierheime nach eigenen Angaben sogar noch Spendengelder zuschießen, damit die Tiere gut versorgt sind. Bis zu 70 Prozent. "Das ist ein Unding – vor allem angesichts der aktuellen Herausforderungen", sagen beide Tierschutzvereine im Kreis eindringlich. "Wenn wir die Spendengelder nicht hätten, könnten wir dicht machen", so Suess. Doch die finanziellen Hilfen der Spender können nicht einkalkuliert werden - auch seien sie rückläufig. Das bemerkt Suess auch am Füllstand der Futterboxen, die in Supermärkten der Region als Spendenboxen bereit stehen. Irgendwie auch verständlich, sagt sie. Schließlich sei alles teurer geworden und jeder müsse sparen. Zudem sind aufgrund der Corona-Pandemie eigene Veranstaltungen weggefallen, die sonst auch den ein oder anderen Euro in die Kassen gespült hätten. Suess und Siekkötter appellieren an die politisch Verantwortlichen: "Wir sind jetzt dringend auf rasche und unbürokratische Hilfe angewiesen." Denn die Tierheime sind existenziell bedroht.

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