Kommentar Kampf gegen sexuellen Missbrauch: Vereine brauchen Unterstützung

Die erschütternde ARD-Dokumentation über den ehemaligen Wasserspringer Jan Hempel, der über viele Jahre von seinem Trainer regelmäßig sexuell missbraucht wurde, hat eindringlich vor Augen geführt, wie sehr die Opfer ihr Leben lang unter den Taten leiden. Erschreckende Zahlen liefert auch eine Studie der Universitätsklinik Ulm aus dem Jahr 2019. Die besagt, dass es deutschlandweit in Sportvereinen mehr als 200.000 Fälle von sexueller Gewalt gegen Kinder und Jugendliche geben könnte. Ein makelloses erweitertes Führungszeugnis als Voraussetzung für die Tätigkeit als Jugendtrainer könne viele dieser Fälle verhindern. Die Vereinbarung zwischen dem Jugendamt und den Herforder Vereinen zum Schutz vor Gewalt und sexuellen Übergriffen an Kindern und Jugendlichen ist daher ein richtiger Schritt. Wer mit Kindern und Jugendlichen arbeitet, muss ein erweitertes polizeiliches Führungszeugnis vorlegen. Kleine Vereine mit dem Thema nicht alleine lassen Auch die geforderte Umsetzung des Präventionskonzepts des Landessportbundes ist sinnvoll. Die zweifellos schwierige Thematik unter dem Motto &bdquo;Das passiert bei uns schon nicht“, zu leugnen, wäre fatal. Damit ist es aber bei weitem nicht getan. Entscheidend ist jetzt, dass vor allem die kleinen Vereine in Zeiten, in denen es auf allen Ebenen an Ehrenamtlichen mangelt, mit diesem Thema nicht alleingelassen, sondern für das Problem sensibilisiert werden. Viele Vereine sind froh, wenn sie zu Beginn einer neuen Saison überhaupt die Trainer- und Betreuerposten in den Nachwuchsmannschaften besetzt haben. Nicht selten müssen Väter oder Mütter von Spielern diese Aufgabe erfüllen, weil sich sonst niemand findet. Zusätzlicher Verwaltungsaufwand, wie die Anforderung der Führungszeugnisse, ist da häufig nur schwer zu leisten. Mehr zum Thema: Sexuelle Übergriffe im Sport - So sollen Kinder geschützt werden Hilfen müssen angenommen werden Dass offenbar längst nicht alle Vereine auf die Umfrage des Stadtsportverbandes zur Unterzeichnung der Vereinbarung reagierten, ist dennoch kein gutes Zeichen, auch wenn Geschäftsführer Julian Schütz das Schweigen als Zustimmung wertete. Hilfen und Unterstützung für die Clubs gibt es genügend, sei es vom Jugendamt der Stadt Herford, vom Stadtsportverband oder vom Kreissportbund, der seit Jahren detaillierte Konzepte zum Schutz von Kindern und Jugendlichen im Sport anbietet. Die Hilfen müssen jedoch angenommen werden. Dieser Herausforderung müssen sich die Vereine stellen und falls notwendig, auch dazu verpflichtet werden, die Vereinbarung zu unterzeichnen und entsprechend zu handeln. Es darf nicht darum gehen, die Vereine unter einen Generalverdacht zu stellen oder Leute davon abzuhalten, sich ehrenamtlich zu engagieren. Hundertprozentiger Schutz kaum möglich Einen hundertprozentigen Schutz von Kindern und Jugendlichen vor sexuellem Missbrauch oder sexualisierter Gewalt in Vereinen sicherzustellen, ist nahezu unmöglich. Dennoch muss alles getan werden, um den Schutz der jungen Sportler weiter zu verbessern und möglichen Missbrauch präventiv zu verhindern. Das ist noch ein weiter Weg, aber es lohnt sich, ihn zu gehen. Wie denken Sie darüber? Ich freue mich auf Ihre Anregungen unter bjoern.kenter@nw.de