Herford Arbeitszeit: Diakoniestiftung streitet mit Mitarbeiterin vor Gericht

Herford. Vor dem Arbeitsgericht im Herford ist der Versuch, eine einvernehmliche Lösung zwischen der Evangelischen Diakoniestiftung und ihrer Verwaltungsmitarbeiterin zu finden, gescheitert. Die Frau klagt, weil sie ihr Kind um spätestens 16 Uhr aus dem offenen Ganztag abholen muss, eine Dienstanweisung von April diesen Jahres ihr das aber zweimal die Woche nicht ermöglicht. Und inzwischen könnten der Frau auch Angehörige, die sonst mal eingesprungen seien, nicht mehr helfen. In dem Verfahren geht es um das Weisungsrecht des Arbeitgebers gegenüber seiner Angestellten hinsichtlich der Arbeitszeit. Zudem geht es auch um die Frage der Familien- und Kinderfreundlichkeit, in diesem Fall einer kirchlichen Einrichtung - und damit einer Einrichtung, die dem guten sozialen Miteinander in der öffentlichen Meinung besonders zugetan sein sollte. Ein Aspekt, der dem Anwalt der Verwaltungsmitarbeiterin wohl bewusst war: Ihm sei es unverständlich, dass der Kirchenvorstand die Anweisung der Diakoniestiftung mittrage, sagte er. Die Gegenseite konterte, dass der Kirchenvorstand damit wenig zu tun habe. Es handele sich aber wohl sowieso nur um den Versuch der Kläger, den Konflikt unter diesem Gesichtspunkt in der Öffentlichkeit breitzutreten. Die Frau muss ihr Kind spätestens um 16 Uhr aus dem offenen Ganztag holen Die Frau bot beim Gütetermin am Donnerstag an, bis 15.30 Uhr zu arbeiten, damit sie ihr Kind um spätestens 16 Uhr aus der Betreuungseinrichtung abholen kann. Für Stiftungsvorstand Michael Stroop und seinen Anwalt war das inakzeptabel: Dann müsste jeweils für einige wenige Stunden jemand anderes die Reststunden übernehmen. Denn ausfallen lassen könne die Diakoniestiftung sie nicht: Seit Inbetriebnahme eines Erweiterungsbaus im vergangenen Jahr habe das Besucheraufkommen zugenommen, und das betreffe auch den Aufgabenbereich der Mitarbeiterin. Eine alternative Aufgabe im Sozialberatungsdienst hatte die Diakoniestiftung der Frau offenbar ohne Erfolg angeboten. Ein Kollege, ebenfalls mit Kind, übernehme seit nunmehr drei Jahren die Nachmittagsstunden, wolle jetzt aber nachmittags auch mal frei haben, so die Vertreter der Diakoniestiftung. Die Frage, ob der sein Kind überhaupt betreut, führte zu widersprüchlichen Aussagen beider Seiten. Die Arbeitsrichterin stellte aber die Überlegung in den Raum, dass in diesem Fall die Klägerin und ihr Kollege je einen der zur Diskussion stehenden Nachmittage länger arbeiten könnten. Die Diakoniestiftung hat die Arbeitszeiten der Frau am Nachmittag noch einmal verlängert Sie gab den streitenden Parteien auch mit auf den Weg, lösungsorientiert zu bleiben und das Gespräch miteinander zu suchen. Stroop und sein Anwalt hatten zuvor deutlich signalisiert, zu einer Vereinbarung beim Gütetermin nicht bereit zu sein. Allenfalls würden sie schriftlich zu einem späteren Zeitpunkt auf mögliche Kompromisslinien im Verfahren reagieren. Dem Anschein nach verschärfen sich derzeit allerdings die Fronten: Die Mitarbeiterin hatte nach Urlaub und Krankheit gerade erst feststellen müssen, dass ihr Dienstplan ab August nicht mehr nur Arbeitszeiten bis 17 Uhr, sondern bis 18 Uhr vorsah, wie ihr Anwalt betonte. Dienstpläne seien mit der Mitarbeitervertretung abgestimmt, konterten die Vertreter der Diakoniestiftung. Mit seiner Mandantin sei aber nicht ein einziges Mal darüber gesprochen worden, so wiederum der Anwalt der Mitarbeiterin. Es war deutlich, dass er das als Provokation empfand. Nach dem Scheitern des Gütetermins ist nun ein Kammertermin für Dienstag, 29. November, 11 Uhr festgesetzt. Sollte es bis dahin zu keiner Einigung kommen, soll auch die direkte Vorgesetzte der Mitarbeiterin im Arbeitsgericht gehört werden, forderte der Anwalt der Diakoniestiftung. Denn sie soll der Mitarbeiterin nach deren Angaben mündlich zugesagt haben, dass sie ihre Dienstzeiten mit dem Bedürfnis der Frau, die Tochter zu betreuen, in Einklang bringt.

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