Herford 14 Jahre Schulleitung: Diese Rektorin verabschiedet sich

Herford. "Das Gute ist, dass ich nicht mehr so früh aufstehen muss", sagt Annette Sliwinski. Nach 14 Jahren als Schulleiterin der Grundschule Obering wechselt sie in den Ruhestand. Trotz vieler Veränderungen in ihren vier Jahrzehnten Schuldienst ist Lehrerin ihr Traumberuf geblieben. &bdquo;Ich würde ihn jederzeit wieder ergreifen“, sagt die 63-Jährige, fügt allerdings hinzu: &bdquo;40 Jahre sind aber auch genug.“ Sliwinskis beruflicher Weg begann an der Grundschule Kirchlengern/Häver. Es folgten Stationen an der Wilhelm-Oberhaus Schule, als Schulleiterin der Grundschule Eilshausen und seit 2008 als Leiterin der Grundschule Obering. "Zwischendurch habe ich noch einen Sohn zur Welt gebracht", sagt sie. Die Schule im Stadtteil Friedenstal ist heute durchgängig vierzügig und von rund 300 Schülern zu Beginn ihrer Tätigkeit auf heute 360 Schüler gewachsen, Tendenz steigend. "Im kommenden Schuljahr werden vier Eingangsklassen zu je 26 Schüler gebildet." Entscheidung für die "bunte Schule" in einem vielfältigen Stadtteil Als der Wechsel aus Eilshausen anstand, habe sie sich mehrere Schulen angeschaut, und bewusst für die "bunte Schule" in einem vielfältigen Stadtteil entschieden, sagt Sliwinski. Dass sie zwischenzeitlich mit ihrem Mann aus Bielefeld nach Herford gezogen war, passte auch. In ihre Zeit als Lehrerin fielen die Einführung des Ganztags, die Initiative zur Selbstständigen Schule und die Einführung der &bdquo;Schulen des Gemeinsamen Lernens“, in der Schüler mit und ohne zusätzlichen Förderbedarf miteinander lernen. Sliwinskis Schule gehört als eine von fünf Grundschulen in der Stadt dazu. "So lange die Mischung stimmt, können Kinder aus verschiedenen Kulturen, mit unterschiedlichem Bildungshintergrund, mit und ohne Handicap viel für das Leben in einer vielfältiger werdenden Gesellschaft voneinander lernen", davon ist Sliwinski überzeugt. Problematisch werde es nur, wenn Teile aus der Mischung verschwinden. Als Schulleiterin konnte sie bei allen Planungen mitreden Sliwinski machte sich für den Ganztag stark. "Heute nutzen von unseren 360 Schülern 300 entweder den Ganztag oder die Randstundenbetreuung von 8 bis 13 Uhr", sagt sie. Gut erinnern kann sie sich an die Zeit, als Investitionen in den Ganztag kritisiert wurden, weil viele nicht an den Bedarf und die Akzeptanz glaubten. Zum Glück habe sich der damalige Schulamtsleiter Rainer Schweppe sehr für den Ganztag und die Um- und Erweiterungsbauten mit hellen, gläsernen Klassenzimmern und angeschlossenen Gruppenräumen eingesetzt. "Die Bewegung in der damaligen Herforder Schullandschaft war für mich ein Grund, nach Herford zu wechseln", sagt Sliwinski. Auch die Grundschule Obering ist inzwischen umgebaut und erweitert und wirkt eher wie eine weiterführende Schule als eine klassische Grundschule. "Angetan war ich davon, dass ich als Schulleiterin bei allen Planungen mitreden konnte", sagt Sliwinski. So habe sie sich gegen einen fraktalen Erweiterungsbau wie an anderen Schulen entschieden. "Der hätte nicht hierher gepasst. Stattdessen gibt es hier eine Lösung mit zwei Klassenräumen, die durch einen gemeinsam genutzten Gruppenraum miteinander verbunden sind." Auch an den Nachmittagen passiert heute noch ganz viel Der Gruppenraum werde auch für die Ganztagsangebote genutzt. "Der Ganztag ist mitten in der Schule und nicht, wie andernorts, in ein externes Gebäude ausgelagert", sagt Sliwinski. Der Ganztag stelle aber auch neue Herausforderungen an Schulleitung, Lehrer und Team: "Vor 16 Uhr kommen Sie hier nicht raus. Denn an den Nachmittagen passiert noch ganz viel." Weniger offensichtlich sind Veränderungen durch das Projekt "Selbstständige Schule", das Sliwinski jahrelang als Mitglied der Steuerungsgruppe beim Kreis mitgestaltet hat. "Ich habe jetzt als Schulleiterin ganz neue Möglichkeiten, kann eigene Schwerpunkte setzen und eigene Stellen ausschreiben und so ein Team für die hier zu bewältigenden Aufgaben zusammenstellen", sagt sie. Und: "Mit den Gestaltungsmöglichkeiten kam aber mehr Bürokratie. Letztlich führe ich ein mittelständisches Unternehmen mit rund 70 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Kollegium, Ganztag, Schulsozialarbeitern oder Praktikanten im Anerkennungsjahr." Lehrerin ist immer noch der schönste Beruf der Welt Inzwischen hat Sliwinski ihr Büro nicht aus-, sondern so aufgeräumt, dass die Nachfolgerin übergangslos starten können sollte. "Zunächst wird meine Konrektorin Nele Strohmeier die Leitung kommissarisch übernehmen. Die kennt die Schule fast so lange wie ich", sagt Sliwinski. Obwohl ihr Berufsleben offiziell am 31. Juli endet, habe sie Hilfe angeboten falls es nach den Ferien Probleme geben sollte. Da falle immer besonders viel Bürokratie an, die sie bisher immer zu zweit gewuppt hätten. Für Sliwinski ist Lehrerin immer noch der schönste Beruf der Welt, allein schon weil sie so viele Menschen aus unterschiedlichen Kulturen getroffen habe, denen sie sonst nie begegnet wäre. "Wenn die Eltern der Kinder sich ernst genommen fühlen, öffnen die sich, und Sie erfahren Lebensgeschichten, die Sie nie für möglich gehalten hätten", sagt sie. Warum sich die Kinder Sorgen um ihre Schulleiterin machten Und dann sind da die Kinder. &bdquo;Als ich denen erzählt habe, dass ich gehe, konnten sie es erst gar nicht glauben. Und dann haben sie sich Sorgen gemacht, ob ich genug Geld und eine Wohnung haben würde. Erst spät ist mit klar geworden, dass die gedacht haben, dass ich in der Schule wohne und jetzt ohne Geld auf der Straße sitze", sagt die scheidende Schulleiterin lachend. Sie habe schon einige Mühe gehabt, die Kinder zu beruhigen und das Konzept Rente zu erklären. Eine rauschende Party mit allen Schülern, Aufführungen vom Kollegium und Schulleiterkollegen habe sie sich zum Abschied gegönnt. "Die 40 Jahre waren eine schöne Zeit. Nur Corona und die kleine, aber extreme Minderheit von Corona-Leugnern mit ihren Nervereien, Verleumdungen in den sozialen Medien und Drohungen hätten zum Schluss nicht sein müssen", sagt sie und ergänzt: "Hätten wir den Umgang mit Corona nicht inzwischen im Griff, wäre ich nicht vorzeitig gegangen." So aber freut sie sich auf eine Zeit ohne Termine, den eigenen Garten und Reisen auch außerhalb der Schulferien, gerne selbst organisiert und abseits der bekannten Touristenziele: "Albanien soll ganz schön sein."

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