Herford Warum Millionenbeträge in Grünflächen statt ins Parkhaus fließen

Herford. Der Bildungscampus soll ein Parkhaus erhalten. Dafür hatten Stadt und Stadtrat 2021 und auch 2022 jeweils 6,188 Millionen Euro vorgesehen. Gebaut wurde aber nicht. Das Geld wurde stattdessen zu großen Teilen für andere Projekte verwendet, die entweder gar nicht vorgesehen waren oder teurer wurden als zunächst gedacht. Insgesamt handelt es sich um 6,2 Millionen Euro. Auf dem Bildungscampus werden derzeit die Innenhöfe neu gestaltet. Damit fallen Parkplätze für die Studierenden weg. Damit sie trotzdem ihre Fahrzeuge abstellen können, soll das Parkhaus errichtet werden. Doch die Bauverzögerungen auf dem Bildungscampus verhinderten das zunächst. Gleichzeitig ploppten andere Kosten auf, so die Stadt. Bauverzögerungen und -kostensteigerungen, die beispielsweise auch in der langen Phase entstanden, die der Fördergeber des Programms Nationale Projekte des Städtebaus für die baufachliche Prüfung von Vorhaben benötigte, sind einige der Gründe. Ehemalige Kita Im Juni 2021 beschloss der Stadtrat, das Dachgeschoss der früheren Kindertagesstätte der Briten zu Büros umzubauen. Mehrkosten: 1.066 Millionen Euro. Die zusätzliche Nutzfläche von 407 Quadratmetern kann die Stadt günstiger schaffen als die im Rest des Gebäudes. Zudem bringt sie eine Jahresnettomiete von 39.000 Euro im Jahr. Bei vorherigen Beschlüssen des Aufsichtsrats der Stadtentwicklungsgesellschaft Herford (SEH), des Rats und des Fördergebers (Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung) war es um das Erdgeschoss, das erste Obergeschoss und einen Teil des Kellers gegangen: Der Planungsstand ermöglichte damals noch keine Aussage zur Wirtschaftlichkeit, so die Stadt in einer ihrer Vorlagen für den Rat. Freianlagen Im September folgten drei weitere Beschlüsse für überplanmäßige Ausgaben, darunter zusätzliche 938.000 Euro für die Freianlagen. 146.370 Euro davon kostet der Wasserspiegel mehr. Grund: die Baupreissteigerungen. Weitere Mehrkosten in Höhe von 95.200 Euro sind Bodenverhältnisse geschuldet, die signifikant schlechter waren, als das Bodengutachten eigentlich erwarten ließ. Zum Boden, den die Stadt abgraben ließ und für den sie Ersatz kaufen musste, kamen Deponiekosten von 79.000 Euro. Zudem hat sie aus ökologische Gründen zusätzlich eine Zisterne geplant, die das Regenwasser auffängt (plus 60.171 Euro). Die Anlage reduziert später aber die Kosten für die Bewässerung der Freiflächen und vermindert die Gefahr der Überlastung der Kanalisation. Die Terrasse am Offizierscasino, der heutigen Mensa, musste auf Verlangen der Denkmalschutzbehörde mehrere Male ungeplant werden. Die Baukosten erhöhten sich dadurch um 134.470 Euro. Dabei blieb es nicht: Auch für die Planungskosten - nicht nur für die Terrasse, sondern auch für den Zuwegung Vlothoer Straße, die mehrmals umgeplant wurde - wurden 103.893 Euro mehr fällig. Hinzu kam der Abriss von Garagen: Die Ausschreibung des Auftrags ergab, dass er 19.040 Euro mehr kostete. Weitere 300.000 Euro forderte die SEH als Sicherheitsbudget. Sie rechnete noch mit Überraschungen, etwa mit Schadstoffen und schlechteren Ausschreibungsergebnissen. Die kalkulierten Kosten für die Außenanlagen erhöhten sich damit von 3,891 auf 4.829 Millionen Euro. Gebäude A An dem Gebäude, das von der Finanzhochschule genutzt wird, sind Fenster, Fassaden und Dachgauben erneuert worden. Noch nach der Ausschreibung änderte die Denkmalbehörde ihre Anforderungen an die Farbe und die Ausführung. Die Arbeiten an den Außenanlagen störten zudem die Gerüstbauer. Letztlich wurde das Gerüst länger benötigt. Eins kam zum anderen. Die geänderten Bedingungen und der Wunsch der SEH auch hier nach einem Sicherheitsbudget führten dazu, dass die Stadt das Gesamtbudget von 1,017 auf 1,461 Millionen Euro anhob (plus: 444.000 Euro). Kongresszentrum Zusätzlicher Brandschutz an der Außenfassade, die Ertüchtigung dere Lüftung, zusätzliche Kosten bei der Planung und Projektsteuerung sowie ein Sicherheitsbudget von 100.000 Euro führten zu kalkulierten Mehrausgaben von 303.000 Euro. Damit lag das Gesamtbudget zuletzt bei 951.000 Euro. Hammersmith-Areal Zur Erschließung der &bdquo;Drei Geschwister“ musste die neue Jacques-Delors-Straße neu geplant und gebaut werden. Für die Fertigstellung dieses ersten Teil-Bauabschnittes wurden 2021 kalkulierte 328.000 Euro benötigt. Über weitere Budgetüberschreitungen - für die Studentenwohnungen "Die drei Geschwister" auf dem Hammersmith-Areal - beliefen sich die Mehrkosten auf 610.000 Euro. Die Heizzentrale dort sollte 770.000 Euro mehr erfordern, 328.000 Euro nahm der Stadtrat vom Parkhaus-Budget. Er diskutierte das im Dezember 2021 in nichtöffentlicher Sitzung. Kurz darauf wurde bekannt, dass die Stadt mit dem SEH-Geschäftsführer Norbert Landshut über einen Auflösung seines Vertrag verhandelte. Zu oft hatte er kurzfristig Geld nachgefordert, hieß es. Haushalt 2022 Das Parkhaus-Budget haben Stadtrat und Verwaltung im Haushalt 2022 wieder aufgefüllt. Doch inzwischen sind erneut 2.054 Millionen Euro davon für andere Zwecke vorgesehen. Wieder handelt es sich um überplanmäßige Ausgaben, über die nichtöffentlich beraten wurde. Davon sind 190.000 Euro für das Casino veranschlagt: Die geplante große Terrasse wird es demnach an der Mensa nicht geben, weil die Denkmalschützer damit nicht einverstanden sind. Eine zwischenzeitlich errichtete Stahlterrasse musste wieder weg. Nun soll nur noch eine Treppe nach außen führen. Teurer geworden sind die umfangreiche Umbauarbeiten und die Brandschutzauflagen nach NW-Informationen am Kongresszentrum, das auch einen behindertengerechten Zugang erhält: Weitere 580.000 Euro sind dafür vorgesehen. Am Gebäude der ehemaligen Kita der Briten gibt es ebenfalls weiteren Finanzierungsbedarf: 113.000 Euro. Die meisten Mehrausgaben verursachen aber wieder die Außenanlagen: 1.171.000 Euro. Grund sind erneut die Altlasten im Boden. Trotzdem rechne sich das Projekt Bildungscampus, heißt es aus den Reihen der Politiker. Es sei mitnichten ein Millionengrab.

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