Herford Mindener Straße plötzlich einspurig: So läuft der Verkehrsversuch ab

Herford. Dicke weiße Markierungen haben auf der Mindener Straße die Aufteilung über Nacht geändert. Ende der vergangenen Woche ist der Verkehrsversuch gestartet. Von der Umgehungsstraße bis zur Theaterkreuzung bleibt Autofahrern nur noch eine Spur je Richtung, die jeweils rechte Fahrbahn steht nun ausschließlich Radfahrern offen. Damit soll der Radverkehr gestärkt werden. Mindestens ein Jahr lang soll der Pop-up-Radweg bestehen bleiben - das Fachbüro Bockermann Fritze Ingenieur Consult aus Enger begleitet den Verkehrsversuch über die gesamte Zeit. Die Stadt will durch die verkehrsplanerische Begleitung einen detaillierten Blick auf die Mindener Straße werfen und herausfinden, ob es durch die Verringerung der Spuren zu längeren Wartezeiten für Autofahrer an den Knotenpunkten kommt oder ob sich Rückstaus bilden. Auch die tatsächliche Reisezeit - so beschreibt es Baudezernent Peter Maria Böhm - steht im Fokus der Betrachtung. Wie lange braucht ein Fahrzeug zu Spitzenzeiten von A nach B. 30 Sekunden länger sollen Autofahrer nach der Simulation unterwegs sein Vorab hatte ein Gutachter den Versuch mit einer dreidimensionalen Echtzeit-Simulation durchgespielt. Durch die Reduzierung jeweils einer Fahrspur würden Autofahrer zu Stoßzeiten etwa eine halbe Minute länger für ihren Weg brauchen. Zumutbar, befand die Stadt. Ob es in der Realität wirklich so ist, wird sich jetzt zeigen müssen. Lesen Sie auch: Ein Kommentar zum neuen Radweg Auch soll festgehalten werden, ob durch die Veränderung mehr Radfahrer die Mindener Straße nutzen. Bislang war die Straße nicht wirklich einladend für Radler. Aufgrund des starken Verkehrs sind viele wohl lieber auf dem Bürgersteig unterwegs. Den engen und an vielen Stellen unebenen Weg müssen sie sich dann aber mit Fußgängern teilen - ein vernünftiger Verkehrsfluss ist so kaum möglich. Das soll sich mit dem Verkehrsversuch nun ändern. Gesamter Verkehr wird mehrfach gezählt Um einen genauen Überblick über die Entwicklung des Expermiments zu haben, führt das Fachbüro Bockermann Fritze Zählung durch. Zu vier unterschiedlichen Zeiträumen - dreimal während der Versuchslaufzeit und bereits einmal vor dem Start - werden sämtliche Verkehrsströme entlang der Strecke gezählt. Dafür hängen an den drei großen Knotenpunkte - Bismarck-/Hansastraße, Waltgeristraße/Ortsieker Weg sowie an der Umgehungsstraße - entsprechende Zählkästen. "Für jeden dieser Zeiträume wird eine 5 x 24-Stunden-Vollerhebung durchgeführt", sagt Böhm. Gezählt wird demnach von Montag bis Freitag. Dabei werden sämtliche Fahrzeugarten unterschieden: Fahrrad, Krad, Auto, Bus, Lastwagen - auch werden die Fahrräder getrennt gezählt, nach Fahrbahn und auf Gehwegen. Zu den vier Zählzeiträumen ermittelt das Büro zudem die Reisezeiten entlang der Strecke für jede Tagesstunde. Hierbei kann – zum Beispiel für Fahrzeuge, die die gesamte Strecke von Anfang bis Ende durchfahren – festgestellt werden, wie hoch die auf die Reduzierung der Fahrstreifenzahl zurückzuführenden Reisezeitverluste tatsächlich sind, skizziert Böhm die Begleitung. "Es kann dadurch tageszeitspezifisch gesagt werden, um wie viele Sekunden sich zu welchen Tagesstunden die Reisezeiten verlängern oder verkürzen." Mindener Straße soll grundlegend saniert werden Für die Stadt sind vor allem der Vergleich vorher/nachher von großem Interesse. Schließlich soll die Mindener Straße aufgrund des maroden Zustands grundlegend saniert werden. Das soll laut dem Baudezernenten möglichst zeitnah nach dem Verkehrsversuch geschehen. Daher sind die Erkenntnisse aus der verkehrsplanerischen Begleitung des Versuches wichtig und werden in die Planung des bevorstehenden Ausbaus miteinfließen. Wann eine Sanierung erfolgt, ist aber noch nicht terminiert. Böhm: "Ein konkretes Zeitfenster gibt es nicht, jedoch soll, sobald belastbare Erkenntnisse aus dem Verkehrsversuch vorliegen, mit der konkreten Straßenplanung begonnen werden." Dafür müssen noch die benötigten Haushaltsmittel durch den Rat beschlossen werden. Was passiert mit dem letzten Stück Straße Richtung Innenstadt Das letzte Stück von der Theaterkreuzung Richtung Innenstadt ist übrigens nicht Teil des Verkehrsversuchs. Das liegt an der unterschiedlichen Zuständigkeit. Dieser Teil der Mindener Straße gehört Straßen NRW. Für die Überplanung der Straße werde es laut Böhm aber in den Blick genommen, um eine Arbeitsgrundlage für Abstimmungen zwischen der Stadt und Straßen NRW zu haben. Böhm: "Die letztendliche Entscheidung, ob das letzte Stück Richtung Innenstadt dann aber ausgebaut wird, liegt aber nicht in den Händen der Stadt, sondern beim Landesbetrieb."

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