Herford Nachricht sorgt für Aufsehen: Rätsel um Geheimgang gelüftet

Herford. "Jetzt ist es passiert! Gestern ist zufällig an der Münsterkirche ein Geheimgang gefunden worden, der vermutlich zwischen der Alt- und Neustadt verlief." Die brisante Nachricht postete Mathias Polster am Mittwochmorgen auf seiner beliebten Stadtführer-Facebook-Seite. Zuvor war bei den Bauarbeiten für Versorgungsleitungen eine Art gemauerter Tunnel unter dem Pflaster zwischen Münsterkirche und Gemeindehaus gefunden worden.Und weiter schrieb Polster: "Die Bauarbeiter haben nicht schlecht geschaut, als sie mit einem Bagger durch das Gewölbe gebrochen sind und sich unter ihnen der Stollen auftat. Bis spät abends haben die Archäologen den an der Nordseite des Münsters liegenden Tunnel gesucht.""Ich wusste es die ganze Zeit. Endlich" Wie ernst die Follower des Stadtführers die Meldung genommen haben, wird nicht ganz klar. "Ich wusste es die ganze Zeit. Endlich", lautet ein Kommentar. "Ich habe vor Ewigkeiten mal zwei älteren Herren zugehört, die erzählten, das es von der Kirche zur Sparkasse einen Tunnel geben soll", vermutet jemand einen Zusammenhang. "Ich habe es immer gewusst", ist sich ein anderer sicher. Sogar das Fernsehen soll bei den Stadtwerken angerufen und gefragt haben, ob vor Ort etwas zu filmen seí. Daraufhin achteten die Bauarbeiter genauer darauf, dass niemand über den Bauzaun steigt und in die Grube fällt. Im Bereich nördlich des Münsters lag im Mittelalter der "Lückepott", weiß Polster, der alle Nase lang in die Baugruben schaut, ob etwas historisch Bedeutendes zu entdecken ist. Im Bereich Lückepott wurden die Unehrbaren beigesetzt.Der erste Verdacht der Archäologen, es könnte sich bei dem Mauerwerk um eine Gruft handeln, bewahrheitete sich bei näherem Hinsehen aber nicht. Dafür war das 90 Zentimeter tiefe und 50 Zentimeter breite Gemäuer mit Gewölbedeckel zu lang. Auch die Ausrichtung stimmte nicht.Gemauertes Gangsystem für die Heizung Tatsächlich handelt es sich um den Teil eines gemauerten Gangsystems, das ein früheres Heizhaus im Garten des heutigen Pfarrhauses mit Münsterkirche, Pfarrhaus und Gemeindehaus, das damals ebenfalls Pfarrhaus war, verband. Hindurch liefen die Heizungsrohre. Pfarrer Johannes Beer hatte die Idee, das Rätsel aufzulösen. Er erinnerte sich daran, dass ihm der inzwischen verstorbene Sohn von Pfarrer Hahn erzählt habe, als Kind vom Pfarrhaus durch einen Tunnel in die Münsterkirche gekrabbelt zu sein - trotz väterlichem Verbot. Im um 1900 erbauten Heizhaus wurde wohl mit Kohlefeuerung Wasser erhitzt, das die Heizungen in Kirche und Pfarrhäusern erwärmte. Im Münster gibt es noch die Öffnung für die Rohre. Im Keller der Kirche steht auch noch eine Lore, mit der auf Schiene Kohle transportiert worden sein muss.Mathias Polster besitzt eine Postkarte von 1922, auf der in einem Luftbild noch der Schornstein von damals zu erkennen ist. Pfarrer Beer will im Kirchenarchiv nach Unterlagen über das Heizungshaus suchen. Das eigenständige Heizhaus hatte den Vorteil, dass ein Brand nicht auf das Münster hätte übergreifen können. Vor Wochen haben Bauarbeiter in der Elisabethstraße vor dem Hotel Fürstabtei menschliche Knochen gefunden. Die Archäologen waren erstaunt, dass der mittelalterliche Friedhof am Münster größer war, als ursprünglich gedacht.Zeitverlust soll aufgeholt werden Die Erneuerung der Versorgungsleitungen und insbesondere eines Hauptwasserrohres rund um die Münsterkirche haben etwas mit dem Bau des Archäologischen Fensters zu tun. Bisher verliefen sie zu nah an der früheren Ausgrabungsstelle des Reichstiftes. Die Arbeiten begannen vor Wochen in der Mausefalle am Alten Markt und setzen sich derzeit zwischen Pfarrhaus und Münsterkirche und auf der Abteistraße fort. Laut Mitteilung der Stadt ist seit Mittwoch, 27. April, bis voraussichtlich Freitag, 3. Juni, im dritten Bauabschnitt die Elisabethstraße zwischen Münsterkirchplatz und Abteistraße gesperrt. Linienbusse und Lieferfahrzeuge dürfen weiterhin über den Münsterkirchplatz fahren.In einem vierten und fünften Bauabschnitt wird anschließend in der Abteistraße zwischen Elisabethstraße und Rathausplatz und zwischen Rathausplatz und Auf der Freiheit weiter gebaut. Die Bauarbeiten sollen im Sommer abgeschlossen sein.Laut Mitteilung der Stadt haben die archäologischen Funde den Zeitplan beeinträchtigt. Die Stadtwerke versuchen, ihn durch Veränderungen im Bauablauf dennoch einzuhalten.Archäologisches Fenster soll Ende 2023 eröffnet werden Pastor Beer, der auch im Vorstand des Geschichtsvereins aktiv ist, geht davon aus, dass mit dem Bau des Archäologischen Fensters im Herbst begonnen werden kann. Bürgermeister Tim Kähler ist zuversichtlich, dass das Ziel, das Fenster über den Ausgrabungen Ende 2023 geöffnet werden kann, erreicht wird.

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