Herford So hilft die Gesamtschule Friedenstal ihrer Partnerschule in der Ukraine

Herford. Die Gesamtschule Friedenstal hat eine besondere Beziehung zur Ukraine. Jahrelang gab es einen regen Austausch mit einer dortigen Partnerschule. Die Schülerinnen und Schüler des Modest-Lewyzkij-Gymnasiums in der westukrainischen Stadt Luzk nutzten den Austausch nach Herford als Sprachreise, denn sie lernten Deutsch in der Schule. Für die heimischen Jugendlichen gab es hingegen viel Kulturelles in dem Staat in Osteruopa zu entdecken. Stets mit dabei war Lehrer Dimitrij Netzer. Dann kam Corona, jetzt der Krieg.Die russische Invasion durch Machthaber Wladimir Putin begann am 24. Februar. Seitdem erreichen uns tagtäglich brutale Bilder. "Es war ein Schock, einfach Wahnsinn", beschreibt Netzer seine ersten Empfindungen, als er die Bilder vom Krieg in den Nachrichten sah. Der Gesamtschullehrer ist Halbukrainer, seine Eltern leben in den Karparten und seien dementsprechend ganz gut geschützt, sagt er. Doch aus Luzk in der Westukraine gab es Berichte über Einschläge und Detonationen, ein Kraftstofflager brannte. "Luzk ist ein strategischer Punkt." Er habe sofort zum Telefon gegriffen: "Kommt, wenn ihr raus kommt." Schließlich haben sich in zehn Jahren Austauschprogramm Freundschaften ergeben. Ukrainische Lehrerinnen geben online weiter Unterricht Zehn Menschen, die im Kontext zur Partnerschule stehen, sind in Richtung Herford geflohen. Darunter befinden sich zwei Lehrerinnen des ukrainischen Gymnasiums, eine Frau kommt bei Dimitrij Netzer unter, eine weitere mit ihren drei Kindern bei einer Gesamtschulkollegin, die in Bielefeld lebt. Auf diese Weise zu helfen, sei selbstverständlich gewesen, erzählt der Lehrer.Doch auch jetzige und ehemalige Schüler sowie die Schülervertretung wollten nicht nur die Nachrichten verfolgen. "Wir haben unsere Partnerschule gefragt, was sie am dringendsten benötigen", sagt Schulleiter Frank Braksiek. 3.000 Euro hat die Gesamtschule nach Luzk überwiesen. Sollten Sachspenden gefragt werden, "schauen wir, wie wir das auch hinkriegen", so Braksiek. Lesen Sie auch:Von der Hundezüchterin zur Flüchtlingshelferin In der Ukraine gebe es keinen stationären Schulbetrieb mehr. Die Schulen sind geschlossen, es gibt Ausgangssperren, alles wurde heruntergefahren. Trotzdem sitzen die ukrainischen Kolleginnen täglich am PC. "Sie geben weiter Distanzunterricht", erzählt Netzer. Die Schüler seien durch den Krieg verstreut, einige in Italien, andere in Deutschland, manche sind ins Nachbarland Polen geflohen, andere Familien harren in ihrer Heimat aus. Der digitale Schulunterricht sei wichtig für die Kinder. "Das hält zusammen.""Wir tun, was wir tun können und hoffen, dass es genug ist" Für die Kinder, die nach Herford geflohen sind, könnte ein regulärer Schulbetrieb am Dienstag nach den Osterferien starten. Neun Kinder von der Jahrgangsstufe fünf bis acht nimmt die Gesamtschule zu Beginn auf. Verteilt werden die Schüler über das Kommunale Integrationszentrum des Kreises Herford. Dort finden Beratungsgespräche mit den Familien statt, um die Kinder anschließend an die passenden Schulen zu vermitteln.An der Gesamtschule gibt es wie an vielen anderen Schulen internationale Klassen. "Es ist für uns keine neue Situation, dass Kinder ohne Deutschkenntnisse kommen", sagt der Schulleiter, der glaubt, dass die Anzahl der zu beschulenden Kinder aber über die Kapazitäten der Herforder Einrichtung hinaus gehen werden. Aus der Ruhe lässt sich Frank Braksiek davon aber nicht bringen. Er und seine Kollegen sind mittlerweile Krisen erprobt. "Es ist nicht so schlimm etwas Unterrichtsstoff zu verpassen. Wichtig ist der Kontakt zu anderen, dass die Normalität Schule ihnen wieder eine Perspektive gibt. Wir tun, was wir tun können und hoffen, dass es genug ist", so Braksiek. Frank Braksiek leitet seit zweieinhalb Jahren die Gesamtschule Friedenstal. Er hat das Austauschprogramm mit der ukrainischen Partnerschule daher noch nicht miterleben dürfen. 2009 ist das Projekt gestartet, das der Verein Brückenschlag initiiert hat. Zehn bis 15 Neuntklässler haben dadurch die Kultur der Ukraine kennenlernen dürfen. Zweimal im Jahr gab es einen Austausch. Braksiek hofft, dass er in der Zukunft das Netzwerk wieder aufleben kann. "Solch ein Programm ist für die Schüler ganz viel Wert. Und ich würde auch gerne einmal dort hinfahren."

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