Herford Wird das Theater abgerissen? Stadt begründet Abbruch-Antrag neu

Herford. Die städtischen Gesellschaften Marta Herford und Kultur Herford erhalten getrennte Geschäftsführungen. Die Projektsteuerung für das geplante OWL-Forum übernimmt die Kultur Herford, die dafür eine zusätzliche Stelle erhält. Das hat der Stadtrat beschlossen. Allerdings gab es Bedenken. Inez Déjà (Linke) äußerte den Verdacht, dass die gemeinnützige Kultur Herford künftig Gewinne erwirtschaften soll. Denn in ihrer Vorlage für den Stadtrat hatte die Verwaltung darauf hingewiesen, dass es aus steuerlichen Gründen wirtschaftlich sinnvoll sein könne, auf die Gemeinnützigkeit des städtischen Unternehmens zu verzichten."Wir wissen alle, dass die Kultur in Herford Geld kostet", konterte Birgitt Fischer (SPD). "Und daran wird sich auch nichts ändern, gemeinnützig oder nicht." Ihr erschien es folgerichtig, dass die Kultur gGmbH künftig für die gesamte Kultur in der Stadt zuständig ist.Chance für den Kulturbeirat Zudem betrachtete sie die Neuorganisation als Chance für den Kulturbeirat. Der hatte zuletzt mehrfach kritisiert, bei großen kulturellen Entscheidungen nicht hinreichend einbezogen worden zu sein. Beispielsweise, als es um das geplante OWL-Forum ging.Wie berichtet, hat der Stadtrat im Dezember mehrheitlich beschlossen, dass die Verwaltung prüfen soll, ob der Bau der Veranstaltungsstätte auf dem Gelände des Stadttheaters möglich ist. Das Theater-Gebäude würde in diesem Fall abgerissen und durch einen Neubau für Theater und Philharmonie ersetzt.Herbert Even (Grüne) ergänzte, dass die jetzt gefassten Beschlüsse keine Vorentscheidung für das OWL-Forum seien. Erst, wenn die Ergebnisse der Prüfaufträge, die der Stadtrat der Verwaltung erteilt habe, vorliegen, werde das Gremium entscheiden, ob es das neue Veranstaltungshaus wolle oder nicht. Die Trennung der Geschäftsführung und die Übertragung der Projektsteuerung für das OWL-Forum seien vorbereitende Entscheidungen. An Déjà gewandt, sagte Even, dass es zwischen Gemeinnützigkeit und Gewinnorientierung noch mehr gebe.Trickst die Stadt, um abreißen zu können? Misstrauen hegten sowohl Linke als auch Liberale noch an anderer Stelle: Sie befürchteten, dass die jetzt gefassten Beschlüsse die Entscheidung der Denkmalschützer in Münster beeinflussen könnten.Wie berichtet, hat die Kultur Herford gGmbH im September 2021 den Abbruch des denkmalgeschützten Theater-Gebäudes bei der Stadt als der Unteren Denkmalbehörde beantragt. Laut Stadt mit der Begründung, dass die Kosten für die Sanierung unverhältnismäßig seien. Sie will die Erlaubnis gerne erteilen. Denn für einen Neubau auf Gelände ist mindestens ein Teilabbriss des Theaters Voraussetzung. Deshalb versucht die Stadt, das Einverständnis des Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) einzuholen, der wiederum übergeordnete Fachbehörde ist. Eine erste ablehnende Antwort ist da: Die Denkmalschützer haben signalisiert, dass keine Aussicht auf ihr Einverständnis besteht.Stadt sei sehr wohl in der Lage, das Theater zu erhalten Begründung laut Verwaltung: Die Kultur Herford gGmbH könne sich - anders als Privatleute - nicht darauf berufen, dass die zu erwartenden Kosten für die Sanierung unverhältnismäßig sind. Denn sie sei eine 100-prozentige Tochter die Stadt, und die sei sehr wohl in der Lage, das Theater zu erhalten. Daraufhin stellte die Kultur Herford einen neuen Antrag mit anderer Begründung, der am 30. März 2022 im Rathaus einging. Ihm liegt ein Gutachten zugrunde, nach dem die denkmalwerte Substanz bei der Sanierung des Theaters weitestgehend verloren ginge: Die Gutachter listen Brandschutz, Barrierefreiheit, Betonsanierung und die Ergänzung von Treppen- und WC-Anlagen auf.Den neuen Antrag und das Gutachten leitete die Stadt dem LWL am 31. März weiter. Die Antwort steht noch aus.Neue Denkmalschutz-Gesetze: LWL muss nur noch angehört werden Kähler ergänzte jetzt im Stadtrat, dass ab dem 1. Juni neue Denkmalschutz-Gesetze gelten, die das jetzt noch nötige Einverständnis des LWL relativieren werden: Sie sehen vor, dass die übergeordneten Denkmalfachämter - im Herforder Fall: der LWL - nur noch angehört werden müssen. Ob die Stadt diese Karte ziehen will, blieb im Stadtrat offen. Bei vielen Denkmalschützern in NRW hat die Neuregelung bereits für Kritik gesorgt. Gegen den Abriss des Herforder Stadttheaters wenden sich Bürger ebenfalls schon länger.

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