Herford Keine Kita-Betreuung: Mutter fühlt sich vom Kirchenkreis im Stich gelassen

Herford. Für die Eltern der Kita-Kinder im Kreis Herford ist es eine Zerreißprobe. Nach zwei Jahren Corona mit Lockdown und Schließung der Betreuungsstätten wird ihre Geduld erneut auf die Probe gestellt. Wegen der anhaltenden Pandemie und der neuen Quarantäneverordnung des Landes NRW leiden die Kitas unter Personalmangel. Bereits in der vergangenen Woche musste der Evanglische Kirchenkreis als Träger zehn Einrichtungen schließen - insgesamt 500 Kinder im Kreis waren betroffen. Eltern müssen immer öfter die Betreuung Zuhause übernehmen. Für viele ist das nicht möglich. Betroffene bemängeln vor allem die fehlende Kommunikation und Unterstützung seitens des Evangelischen Kirchenkreises. So auch Carina Will. Ihre zweijährige Tochter geht in die Kita "Markus" mit "Haus Lukas" in Herford. Die Kinder sind auf fünf Gruppen verteilt, derzeit seien die drei Ü-Drei Gruppen aber alle geschlossen, da sich die Erzieher in Quarantäne befinden. Eine Situation, die sich schon über Monate hinzieht. Sieben Wochen Betreuung ZuhauseSeit letztem Oktober wurde die Zweifachmutter bereits siebenmal gefragt, ob sie ihr Kind die Woche Zuhause betreuen könnte. Carina Will befindet sich mit ihrem zweiten Kind zwar noch in Elternzeit, dennoch wird sie von der Bitte jedes Mal überrumpelt. "Ich bringe meine Tochter Montagmorgen zur Kita und mittags werde ich angerufen, ob ich sie abholen könnte, denn es fehle an Erzieherinnen", sagt Will. Sie zeige sich solidarisch, da manche Eltern aus beruflichen Gründen auf den Betreuungsplatz in der Kita angewiesen sind, dennoch muss sie ihren Alltag ständig neu organisieren: "Das Babyschwimmen muss ich absagen, die Arztbesuche versuche ich zu verlegen. Lassen sich Termine nicht verschieben, müssen halt beide Kinder mit." Was sie besonders ärgert sei die fehlende Kommunikation und Unterstützung seitens des Kirchenkreises - denn die Kita Beiträge und Essenausgaben werden trotz fehlender Betreuung eingezogen. Bei der zusätzlichen Versorgung ihrer Tochter Zuhause würden zusätzliche Kosten entstehen, die sich auch in der Haushaltskasse bemerkbar machen. Bei vielen Eltern stoße das auf Unverständnis, berichtet Will, die auch im Elternbeirat vertreten ist. "Ich will nicht auf die Erzieher schimpfen, sie geben sich viel Mühe und engagieren sich. Aber wir fühlen uns in solch einer Situation im Stich gelassen."Kostenerstattung sei "komplexer Vorgang"Auf Nachfrage beim Kirchenkreis heißt es, dass die Beiträge kommunale Gebühren seien und es ratsam wäre, bei den Kommunen direkt nachzufragen. Die Rückgabe des Essensgeld sei ein "komplexer Vorgang", so Christian Neumann, Referatsleiter des Kirchenkreises. "Auf der einen Seite ist das Essensgeld in Nahrungsmittel aktuell gebunden, da die Schließungen nicht planbar sind, müssen wir die Verpflegung täglich sicherstellen. Ein gewisser Teil des Essensgeldes, welcher in frische, nicht lagerfähige Produkte investiert wird, bleibt aktuell zurück und wird, wenn der Regelbetrieb wieder aufgenommen werden kann, in Aktionen investiert die den Kindern zu Gute kommen. Denkbar sind Grillfeste oder gemeinsame besondere Maßnahmen. Dies Aktionen werden durch die Leitungen vor Ort, in enger Abstimmung mit den Elternbeiräten, organisiert", so Neumann weiter. Können die Eltern eine Betreuung Zuhause gewährleisten, trifft die Entscheidung bei ihren Kindern auf Enttäuschung. "Meine Tochter ist noch zu klein, um die Situation zu verstehen. Sie freut sich, wenn sie in die Kita gehen kann und ist schon am Wochenende voller Vorfreude. Wenn ich ihr dann sagen muss, dass sie heute Zuhause bleibt, kullern die Tränen", berichtet Carina Will.Keine weiteren Schließungen geplantWeitere Schließungen für die kommenden Tage seien zwar nicht geplant, dennoch müsse man auf aktuelle Veränderungen reagieren, heißt es vom evangelischen Kirchenkreis. "Wir hegen die große Hoffnung, dass sich die Lage in den nächsten Tagen und Wochen entspannt. Uns ist schmerzlich bewusst, dass die Eltern, Mitarbeiter und die Kinder an einer absoluten Belastungsgrenze sind." Carina Will und viele andere betroffene Eltern hoffen ebenfalls, dass sich die Situation in den Kitas im Kreis wieder bessert und die Kinder zu geregelten Zeiten von genügend Erziehern betreut werden können.

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