Kreis Herford Strategiewechsel beim Impfen gegen Corona im Kreis Herford

Kreis Herford. Während zum Start der Booster-Impfaktion viele enttäuschte Menschen vergeblich in einer Warteschlange gestanden haben und ohne die gewünschte Spritze wieder gehen mussten, hat sich die Lage mittlerweile entspannt. Zwar warten auch vor der Herforder Impfstelle im ehemaligen Saturn jeden Mittag Menschen, aber die Schlange ist schnell abgearbeitet und dann sind ausreichend Kapazitäten da, um alle zu impfen, die vorbeikommen. &bdquo;Wir werben jetzt sehr stark für das Angebot", sagt Norbert Burmann, Gesundheitsdezernent des Kreises. Zum Beispiel plant der Kreis, alle Pflegeeinrichtungen anzuschreiben, um noch vor der bevorstehenden Impfpflicht das Personal von den Anti-Corona-Spritzen zu überzeugen. Dass die Booster-Impfaktion nun gut läuft, ist einem Strategiewechsel des Kreises zu verdanken. Und einer entscheidenden Nachbesserung. Personal war zunächst schwer zu bekommen Der Kreis hat die täglich wechselnden Angebote in den Kommunen eingestellt und setzt nun auf zwei große Impfstellen: das ehemalige Impfzentrum in Enger am Bustedter Weg und das Gebäude des ehemaligen Saturn an der Lübberstraße in Herford. &bdquo;Hier können wir eine wesentlich höhere Schlagzahl anbieten", sagt Burmann. Statt 120 Impfdosen, wie beim Aktionsstart im Anna-Siemsen-Berufskolleg, sind nun 600 Impfdosen täglich möglich. Das liege daran, dass in den beiden Impfstellen der Platz entsprechend, nun alles vor Ort aufgebaut und das Personal fest eingeplant ist. Das sind in Enger zum Beispiel sechs medizinisch-technische Fachangestellte, fünf Ärzte, drei Apotheker und Pharmazeutisch-Technische Assistenten, der Sicherheitsdienst sowie 21 Mitarbeiter vom Deutschen Roten Kreuz, die den organisatorischen Teil übernehmen, wie den Einlass, den Wartebereich oder den Check-out. Fünf Impfstraßen sind in Betrieb. &bdquo;Auch wenn wir mit einem kleinen Trupp in den Kommunen vor Ort sind, brauchen wir die ganze Personalbandbreite", sagt Burmann. &bdquo;Das Personal können wir zurzeit in den Impfstellen in Enger und Herford am effektivsten einsetzen." Personal, das zu Beginn der Booster-Impfaktion schwer zu bekommen war. Als das Impfzentrum in Enger noch unter Volllast als solches im Einsatz war, hatte die Kassenärztliche Vereinigung das medizinische Fachpersonal gestellt und den Betrieb zusammen mit dem Kreis Herford organisiert. Nun stellt sie weiterhin die Ärzte, das weitere medizinische Personal wie Medizinische Fachangestellte musste der Kreis selbst organisieren. Es haperte am Geld: &bdquo;Wir hatten zunächst die Strategie, sie nach Tarif einzustellen", sagt Burmann. Doch der lag deutlich unter dem, was die medizinischen Angestellten zuletzt im Impfzentrum verdient hatten. &bdquo;Wir haben dann die Möglichkeit der kurzfristigen Beschäftigung gesehen", so Burmann. Dadurch kann der Kreis nun über den Tarif hinausgehen mit 35 Euro pro Stunde unter der Woche und 45 Euro am Wochenende. Der tarifliche Kurs ist etwa halb so hoch. Das Manko: Die Beschäftigung darf nicht länger als 70 Tage dauern. Mittlerweile habe der Kreis so aber ausreichend Personal gewonnen. Doch warum hat der Kreis nicht von Anfang an auf die größeren Impfstellen gesetzt und das Impfzentrum wieder an den Start gebracht? &bdquo;Das wollte das Land nicht", sagt der Gesundheitsdezernent. Der Kreis habe angeboten, das Impfzentrum nach der Schließung Ende September im Stand-by-Modus zu lassen, sodass es sofort wieder hätte hochgefahren werden können. Aber das Land hatte abgelehnt. Und warum waren andere Städte wie Bielefeld schneller mit den Impfaktionen? &bdquo;Bielefeld hatte die ganze Zeit mobile Impfteams im Einsatz, um an sozialen Brennpunkten zu impfen", erklärt Burmann. Diese Strukturen habe der Kreis nicht gehabt. Stattdessen hat der Kreis auf die Hausärzte gesetzt. &bdquo;Die einen sehr guten Job machen", betont Burmann. Die koordinierende Covid-Impfeinheit des Kreises hatte nach der Schließung des Impfzentrums alles im Blick, aber startete erst mit eigenen Angeboten, als der Erlass des Landes kam. &bdquo;Und dann waren wir eigentlich schnell", meint Norbert Burmann. Am 9. November kam der Erlass, bereits drei Tage später gab es in Hiddenhausen das erste Angebot. Ab da habe die Nachfrage jeden Tag zugenommen. Wie können Impfzweifler überzeugt werden? Worüber die Mitarbeiter des Kreises sich nun den Kopf zerbrechen, sei die Frage, wie die Impfzweifler noch überzeugt werden können. &bdquo;Wir können nur versuchen, sachlich aufzuklären", sagt Burmann. Um den Impffortschritt voranzubringen, bietet der Kreis zudem eine Impfaktion für Erzieher und Lehrkräfte in den Saturn-Räumen an. Am Samstag wird eine Impfstraße hierfür reserviert. Und in Enger können nun mittwochs und freitags Kinder von fünf bis elf Jahren geimpft werden. Impfstoff ist zurzeit ausreichend vorhanden. &bdquo;Bei Biontech gibt es eine Deckelung, aber bei Moderna nicht", sagt Burmann. Das sei beim Kreis nicht anders als bei den Hausärzten. &bdquo;Wir müssen keinen ablehnen, weil wir nicht genügend Impfstoff haben." Zumindest ist das jetzt noch so – nachdem der neue Bundesgesundheitsminister festgestellt hat, dass es für das kommende Jahr knapp wird mit den Impfdosen, könnte sich das bald schon ändern. Dann werden sich wieder lange Warteschlangen vor den Impfstellen bilden.

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