Herford Weitere Führungskraft verlässt Herford: Auf dem Stiftberg brennt die Erde

Herford. Nach Museumsdirektor Roland Nachtigäller und dem Geschäftsführer der Kultur gGmbH Andreas Kornacki verlässt eine weitere Führungskraft in einer der städtischen Tochterfirmen die Stadt: Der Geschäftsführer der Stadtentwicklungsgesellschaft (SEH), Jan Miller, geht zum 1. Februar. Nicht nur deshalb brennt - im übertragenden Sinne - auf dem Stiftberg die Erde. Miller bestätigte auf NW-Anfrage, dass er zuletzt in der vergangenen Woche "eine unerfreuliche Aufsichtsratssitzung" erlebt habe. In den vergangenen drei Jahren, die er in Herford war, habe es aber 100 Mal mehr Anlässe gegeben, freudestrahlend zu gehen, sagte er. Er habe schöne Dinge bewegen können und eine wunderbare Aufgabenstellung gehabt. Die Entwicklung des Bildungscampus und des gegenüberliegenden Hammersmith-Areals seien dauf dem richtigen Kurs. Miller wollte sich nicht dazu äußern, was so unerfreulich in der - nicht öffentlichen - Debatte im Aufsichtsrat gewesen war. Allerdings deuteten einige Kommunalpolitiker Einzelheiten an. Demnach hat es immer wieder Kritik an der angeblich nicht ausreichenden Information der SEH in den Gremien gegeben. Mitgeschäftsführer Norbert Landshut habe nachrichtlich nicht geliefert, hieß es. Kurzfristig habe er aber auch immer wieder Geld für Mehrausgaben nachgefordert. Harsche Kritik kam dem Vernehmen nach besonders aus den Reihen der CDU Insbesondere von Seiten der CDU hatte es daran Kritik gehagelt, dem Vernehmen nach zuletzt besonders heftig im Aufsichtsrat in der vergangenen Woche an Miller. Stimmen aus dem Gremium zufolge könne die Stadtentwicklungsgesellschaft aber auch nicht im Detail ausrechnen, wo sie in fünf Jahren stehe - eben weil sie eine Entwicklungsgesellschaft sei, die sich Möglichkeiten erarbeite und Chancen nutze, wo sie sich ergeben. So habe der Kreis zum Beispiel Interesse an der Nutzung von Gebäuden auf dem Stiftberg, die Entscheidung sei aber noch nicht gefallen. Die SEH warte, weil sie dem Kreis den Vorrang vor privaten Interessenten geben will. Andererseits hätte die SEH schon längst an solche private Interessenten vermieten können. Hinter dem Weggang Millers scheint aber auch die geplante Neuausrichtung der SEH zu stehen, die erst am Dienstag von der Tagesordnung des Haupt- und Finanzausschusses genommen wurde und deren Umsetzung nun in den Sternen steht. Sie soll der Stadtentwicklungsgesellschaft eine größere Eigenständigkeit und eine langfristig tragfähige Struktur geben. Innerhalb dieser Struktur wären ihr auch weitere Aufgaben überschrieben worden, etwa die Entwicklung des Janup-Geländes oder des Alten Güterbahnhofs. Davon scheint sich ein Teil der Politik zu distanzieren. Politiker hatten die Idee, aus der SEH einen Betreibergesellschaft zu machen Stattdessen hatten Politikern die Idee in die Debatte geworfen, die SEH zu einer Betreibergesellschaft zu machen. Für jemandem wie Miller, der seit mehr als 20 Jahren Geschäftsführer im Bereich von Stadtentwicklungsprojekten tätig ist, in denen er zum Nutzen der jeweiligen Städte Entscheidungen eigenständig treffen konnte, dürfte das keine berufliche Perspektive sein. Die Frage sei auch, so hieß es aus dem Umfeld des Aufsichtsrats, ob Stadtentwicklung in dieser Form richtig aufgestellt sei. Millers Ankündigung, Herford zu verlassen, kommt zur Unzeit: Die Stadt hat seinem Mit-Geschäftsführer die Auflösung seines Vertrages nahegelegt. Landshuts Entscheidung steht noch aus. Stimmt er zu, könnte die SEH künftig kurzfristig ohne Führung dastehen. Zudem geht auch SEH-Stadtplanerin Sarah Liebing zum Jahresende: Sie könne sich beruflich verbessern, sagte sie auf NW-Anfrage. Diese Chance habe sie wahrnehmen wollen und müssen. Miller wird in den Raum Bremen zurückkehren und sich beruflich verbessern, wie er sagte. Das Angebot gehe nicht auf einen Headhunter, sondern auf private Kontakte zurück. Details wollte er nicht bekannt geben, weil der Vertrag noch nicht unterschrieben sei.

Mehr zum Thema