Kreis Herford Eine Frage der Organisation? Wenn die Impfungen schon wieder nicht reichen

Kreis Herford. "Ich stehe jetzt hier schon seit fast zwei Stunden, jetzt gehe ich nicht mehr weg", sagt eine junge Frau. Sie steht draußen in der Schlange vor dem Impfzentrum und möchte sich die Boosterimpfung abholen. Gerade hatte ihr das Sicherheitspersonal mitgeteilt, dass die Zweitimpfung genau sechs Monate rum sein muss, damit sie sich hier heute impfen lassen könne. "Das steht so aber nicht bei der Stiko", sagt die Frau sichtlich verärgert. "Wir haben uns doch informiert", sagt sie weiter, während sich die nächsten Menschen bereits aus dem selben Grund aus der Schlange lösen und nach Hause fahren. "Die Stiko schreibt 'in Ausnahmefällen'", sagt Kreissprecher Patrick Albrecht dazu. "Wir boostern hier nur die Personen, deren Zweitimpfung sechs Monate zurück liegt." Somit sorgt auch die zweite Impfaktion des Kreises für dicke Luft. Bereits zehn Minuten nach dem Öffnen der Türen, bittet der Kreis die Bürger in den Sozialen Medien darum, sich nicht mehr auf den Weg zu machen. Die Ressourcen würden nur noch für diejenigen reichen, die aktuell schon anstehen. 350 Menschen hatte das Sicherheitspersonal zu dem Zeitpunkt gezählt. "450 Impfungen werden heute verabreicht", erklärt Heinz-Wilhelm Vogt vom Ordnungsamt. Für eine Gruppe von Rentnern, die etwas weiter vorne in der Schlange stehen, ist die Menge an Impfungen nicht nachvollziehbar: "Das war doch absehbar, dass die Boosterimpfungen jetzt kommen. Wieso so wenig und warum auch erst so spät? In Bielefeld haben die schon längst damit angefangen." Überrascht könne doch jetzt wirklich keiner sein. Großer personeller Aufwand Die Planungen für die Booster-Impfungen des Kreises seien bereits vor gut zwei Wochen gestartet, betont Norbert Burmann, Gesundheits-Dezernent des Kreises, auf Nachfrage dieser Zeitung. Direkt nachdem das Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales (MAGS) den Erlass dazu herausgegeben hatte. Die Einrichtung einer solchen kreisweiten Impf-Infrastruktur, sei mit erheblichem personellen, organisatorischen und logistischen Aufwand verbunden. Burmann: "Das braucht natürlich Vorlaufzeit. Es müssen dabei auch immer die Möglichkeiten und Gegebenheiten vor Ort berücksichtigt werden." 500 tägliche Impfungen plane der Kreis für die nächsten Wochen. Das Ziel sei es, die Vorgaben des Landes an täglichen Impfungen sicher stellen zu können. Für mehr Impfungen an einem Tag fehle unter anderem das Personal. Mittlerweile ist eine Stunde vergangen und die ersten Geimpften verlassen das Gebäude durch den Hinterausgang. Drei Ärzte, eine Krankenschwester und drei medizinisch ausgebildete Helfer versorgen die Impfwilligen in drei Impfstraßen. Währenddessen koordinieren sechs Mitarbeiter vom Sicherdienst, zwei vom Ordnungsamt und drei Polizeibeamte die Wartenden draußen. Unter den Wartenden lassen sich nicht nur Menschen finden, die ihre Drittimpfung bekommen, auch Personen, die sich die erste Spritze abholen, sind dabei. Wie ein Mann mittleren Alters, der sogar als zweiter ganz vorne in der Schlange steht. Er lasse sich aber nur impfen, weil es jetzt die 3G-Regelung für die Arbeit gebe, sagt er. "Wenn ich mich nicht impfen lasse, würde es mich meinen Job kosten." "Ja, und wer weiß, ob die Tests nicht bald wieder was kosten", sagt die Frau neben ihm. Sie sei mit ihrer erwachsenen Tochter da, die sich heute auch das erste Mal impfen lasse. Bis jetzt war es für ihre Tochter noch nicht nötig gewesen, aber sie hole sich ja jetzt die dritte Impfung und es hatte heute gut gepasst, sodass die Tochter für ihre erste einfach mitgekommen sei. Terminvergabe am Impfzentrum werde geprüft Rentnerin Margit Hennig aus Herford ist auch froh, dass sie heute keinen Termin machen musste. "Bei meinem Hausarzt hätte ich erst im Januar einen Termin bekommen." Das wäre hier bestimmt auch nicht anders gewesen. Andere Wartende in Schlange draußen, so wie zum Beispiel die Rentnergruppe, die immer noch wartet, hätten eine Terminvergabe begrüßt, sagen sie. Erneut liege es hier an der Organisation auf die Schnelle, sagt Kreissprecher Patrick Albrecht. Weil der Kreis ein dezentrale Impfangebot mache - also an verschieden Tagen in verschieden Orten - sei eine Terminvergabe sehr unübersichtlich und personell und organisatorisch auf die Schnelle schwer umzusetzen. Für die zentrale Impfstelle in Enger jedoch werde eine Terminvereinbarung gerade geprüft.

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