Herford Drohen Evakuierungen? Experten suchen nach Bombe in Herford

Herford. Wie ein Schweizer Käse sieht der Asphalt aus, nachdem die Kampfmittelräumer des Unternehmens Tauber aus Münster ihn durchlöchert haben. Mit einem vier Meter langen Bohrer, angebaut an einem Baggerarm, stoßen sie in die Oberfläche der Kastanienallee 22, während Kinder des anliegenden Wohnhauses neugierig das Geschehen am Montagmittag beobachten. Insgesamt entstehen 37 kleine, aber sieben Meter tiefe Löcher. Dann nimmt einer der Männer eine Sonde, führt sie in die Durchbrüche und wartet auf Signale, die auf Metall hindeuten. Liegt hier eine Bombe? Gut möglich, aber das müssen die Experten erst noch genauer analysieren. Weder bei den Anwohnern - für die laut Stadt keine Gefahr besteht - noch bei Petra Stender, Leiterin des Ordnungsamtes, ist irgendeine Art von Nervosität oder Stress zu spüren. Unterhalb der Verdachtsstelle gehen die Arbeiten auf der Baustelle weiter. Die Arbeiter buddeln, verlegen Glasfaser und andere Kabel neu. Weil das neue Kartenmaterial der Bezirksregierung Arnsberg einen Verdacht meldete, überprüft die Stadt die Stelle am Gehweg nun genauer. Im besten Fall liegt dort nur eine alte Schubkarre, die jemand vergraben hat. Im schlechtesten müssen Menschen ihre Wohnungen verlassen. Kreisel in Elverdissen betroffen "Wir wissen im Laufe der Woche mehr", sagt Christine Schmalhorst, die bei der Stadt für Kampfmittelüberprüfungen zuständig ist. Deswegen will ihre Chefin, Petra Stender, auch nicht spekulieren, wie groß der Radius für eine Evakuierung bei einem Bombenfund wäre: "Uns kommt es zugute, dass die Alliierten mit ihren Luftbildern mehr Infos über Abwürfe preisgegeben haben. Schlimmer wäre es, wenn ein Bagger unvorbereitet auf einen Blindgänger stößt." Doch die Stadt beschäftigt in dieser Woche noch ein weiterer Verdachtsfall. Den Verkehrskreisel in Elverdissen (Auf der Helle) lässt Straßen.NRW seit Oktober umbauen und vergrößern, auch dort müssen die Experten noch mal ran. Wie die Stadt informiert, habe man bereits Proben im Bereich des Kreisels entnommen. "Die Ergebnisse der Messdaten sprechen für eine mögliche Kampfmittelbelastung im Untergrund", erklärt Stadtsprecherin Susanne Körner. Deswegen wird am Mittwochvormittag (20. Oktober) der Boden geöffnet. Den Asphalt und die Schotterdecke haben die Arbeiter an der Verdachtsstelle bereits in einem Radius von zwei Metern entfernt. Sollte dort eine Bombe gefunden werden, legt die Stadt den Radius für eine mögliche Evakuierung fest. Für den Verkehr ändert sich aber nichts, denn der Abschnitt ist derzeit ohnehin gesperrt. Fliegerbomben der Amerikaner gefunden Es wäre nicht das erste Mal, dass der Kampfmittelräumdienst in Herford Bomben aus dem 2. Weltkrieg findet. Zuletzt entschärften die Sprengmeister im Februar 2017 am Aa-Ufer einen 125 Kilo schweren Sprengsatz der US-Amerikaner. 250 Helfer von Feuerwehr, Technischem Hilfswerk, Polizei, Ordnungsamt und SWK waren damals im Einsatz. Im Juni 2016 war der Fund am Westring mit 250 Kilo noch schwerer. 750 Anwohner mussten aus Sicherheitsgründen evakuiert werden. Immer wieder untersucht die Stadt vor Baumaßnahmen Flächen wie am Jahnstadion oder auf dem Gelände des früheren Praktiker-Marktes. In beiden Fällen gaben die Experten Entwarnung, die Verantwortlichen im Rathaus atmeten auf. Manche verstecken sich Sollte das bei den aktuellen Fällen anders sein, müssten die betroffenen Bürger Geduld aufbringen. Es gilt die Faustformel: pro Kilo Bombengewicht ist ein Meter Sicherheitsabstand notwendig. Das bedeutet, dass in der Regel meist ein Areal von 250 bis 1.000 Metern rund um die Fundstelle geräumt und evakuiert werden muss. All das kann sich verzögern, wenn Anwohner sich in ihren Häusern verstecken und nicht herauskommen wollen. Die Osnabrücker nutzten am vergangenen Sonntag die Zeit der Bombenentschärfung im Stadtteil Schinkel für ein medizinisches Angebot. Im Evakuierungszentrum hatte die Stadt auch ein Impfzentrum eingerichtet. Rund 120 Menschen ließen sich hier gegen das Coronavirus impfen. Auch dafür kann solch eine Bombenentschärfung gut sein.

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