Corona-Lockerungen: Landrat kritisiert die Landesregierung scharf

Kreis Herford. &bdquo;Diese Form des Umgangs miteinander ist unterirdisch!" Mit deutlichen Worten kritisiert Landrat Jürgen Müller die Landesregierung. Am Mittwochabend habe er um 21.28 Uhr durch den Kommunalen Spitzenverband erfahren, dass ab Mitternacht die neuen Regelungen gelten. Es sei nicht möglich in dieser Zeit, die Informationen entsprechend weiter zu geben. Müller macht das anhand eines Beispiels klar: Unter anderem sei der Abstand geändert worden, den Menschen nehmen müssen, wenn Sie zum Beispiel von einem Imbiss etwas zu Essen holen. Seit Donnerstag gilt: 25 Meter Abstand reichen, vorher waren es 50 Meter. Wenn also die Polizei am Donnerstagfrüh jemanden mit zu wenig Abstand erwischt, ist es wenig glücklich wenn sie keine Ahnung über die derzeitige Rechtslage hat. »Wir nähern uns amerikanischen Verhältnissen« Zudem seien die erheblichen Lockerungsmaßnahmen nur zum Teil in Recht umgesetzt worden, zum Teil wurden sie lediglich angekündigt ohne zu beschreiben, wie genau gelockert werden soll. &bdquo;Es kann nicht sein, dass das Land solche Veränderungen bei einer Pressekonferenz ankündigt und es nicht schon vorher die Kommunen informiert hat", schimpft Müller: &bdquo;Wir nähern uns amerikanischen Verhältnissen. Offenbar muss ich jetzt den Twitteraccount des Ministerpräsidenten im Blick behalten." Der Herforder Bürgermeister Tim Kähler hatte am Tag zuvor bereits dieselbe Kritik geäußert. Auch er beklagte die unzureichenden Informationen, die dazu führten, dass die Stadt am Donnerstag mit Anfragen überhäuft wurde, auf die sie noch keine Antworten hatte. Kreis bekommt nun mehr Verantwortung Zufrieden zeigte sich Landrat Jürgen Müller hingegen mit etwas anderem: Die Entwicklung der Corona-Fallzahlen, die derzeit kaum noch steigen – stattdessen werden immer mehr Menschen wieder gesund, so dass die Zahl der Infizierten immer weiter sinkt. Ebenso lobte er den Einsatz seiner Mitarbeiter in der Verwaltung und die Umsicht der Menschen im Kreis Herford. Entsprechend dem Rückgang des Infektionsgeschehens begrüßt der Landrat die Lockerungen der Corona-Beschränkungen. Damit einher geht, dass der Kreis nun mehr Verantwortung bekommt. Nehmen die Infektionen wieder zu, obliegt es dem Kreis darauf zu reagieren. &bdquo;Wir müssen dann genau hinschauen, wo ein Ausbruch ist", sagt Krisenstabsleiter Norbert Burmann. Wenn zum Beispiel in einer Firma wie dem Schlachthof in Coesfeld die Zahl der Infektionen stark steige, also der Infektionsherd örtlich begrenzt ist, müssten nicht gleich alle Schulen wieder schließen. Kreis reduziert Zahl der Mitarbeiter, die im Krisenmanagement arbeiten Flexibel muss der Kreis nun auch intern agieren. Als die Corona-Fallzahlen stiegen, hatte die Verwaltung immer mehr Menschen aus allen Abteilungen zusammen gezogen, um das Gesundheitsamt und den Krisenstab bei der Arbeit zu unterstützen. 150 Mitarbeiter waren das zwischenzeitlich. &bdquo;Seit Mitte April geht die Zahl der Infizierten zurück und wir fahren den Personalbedarf herunter", sagt Norbert Burmann. Das reine Krisenmanagement werde nun von zehn Köpfen aus geleitet. Wichtig sei zusätzlich noch, ausreichend Kapazitäten für das Kontaktmanagement bereit zu halten. Hier setzt der Kreis auf neues Personal: Elf neue Mitarbeiter würden hierfür – allerdings in Teilzeit und befristet – zusätzlich eingestellt. &bdquo;Die neuen Mitarbeiter haben alle medizinische Vorkenntnisse", sagt Gesundheitsamtsleiterin Marie-Luise Kluger. Falls sich die Zahl der Infektionen wieder deutlich erhöht, könnten wieder die Mitarbeiter aus anderen Bereichen hinzu gezogen werden. Dienststellen werden wieder geöffnet Die Dienststellen der Kreisverwaltung werden ab Montag, 11. Mai, wieder für Besucher zugänglich sein. &bdquo;Grundsätzlich wollen wir es beibehalten, dass Anliegen von Bürgern telefonisch oder per E-Mail geklärt werden", sagt Kreisdirektor Markus Altenhöner. Allerdings sollen Termine wieder möglich sein, so sie erforderlich sind. Die Bürger sollten sich aber zunächst anmelden. Im Kreishaus werden Bürger nur in einem eingeschränkten Bereich empfangen. Mehr Informationen unter www.kreis-herford.de.

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