Autodieb mit gestohlenem Multivan aus Herford in Bayern gefasst

Herford. Die Masche der Autodiebe ist einfach: Hochwertige Fahrzeuge werden nachts vor der Haustür ihrer Besitzer von kriminellen Spezialisten geknackt, dann oft von angeheuerten Fahrern über die Autobahn bis zum frühen Morgen über die Grenze nach Osteuropa gebracht. Wacht das Opfer morgens auf, ist sein Auto bereits in Polen, Tschechien oder gar Ungarn und wird anschließend noch weiter nach Osten verfrachtet. Das gleiche Spiel funktioniert auch bei Autohäusern. Oft bleiben die Täter unerkannt – oder es werden nur die Kurierfahrer gefasst. Weit weniger Glück hatte jetzt ein 38-Jähriger, der sich vor dem Herforder Schöffengericht verantworten musste – als letzter einer mindestens dreiköpfigen Täter-Gruppe aus der Ukraine. Diese Marken haben die Täter im Fokus Die Gruppe hatte sich neben Toyota mit dem RAV 4 oder Mazda auch auf Volkswagen spezialisiert– und bei den Wolfsburgern die T- oder Multivan-Modelle im Blick. Obwohl als einfacher Mittäter eingestuft, erhält der Angeklagte eine höhere Strafe als seine beiden Komplizen, die bereits in Dortmund verurteilt worden waren und offenbar deutlich mehr zu sagen hatten. Blass-blaues Sweatshirt, blaue Jeans – an den Knöcheln Fußfesseln. Offenbar eine Sicherheitsmaßnahme in Corona-Zeiten, um jeden Fluchtversuch und damit auch jede Gefahr für die Justizbeamten im Saal 309 des Amtsgerichts auszuschließen. Angesichts der Anklagevorwürfe wäre der Wunsch nach Freiheit nicht verwunderlich: die Staatsanwaltschaft Bielefeld geht von Bandendiebstahl aus. Lässt sich der Vorwurf nachweisen, erhöht dies das Strafmaß entscheidend. Doch reden will der Mann, der mit gefalteten Händen zwischen seinem Anwalt und der Dolmetscherin sitzt, auf keinen Fall. &bdquo;Mein Mandant will sich nicht zu den Vorwürfen äußern", erklärt sein Bielefelder Strafverteidiger Alexander Strato, der noch in einer Verhandlungspause versucht, dem 38-Jährigen klar zu machen, was bei einer Beibehaltung dieser Linie auf ihn zukommt – und damit ganz offensichtlich Recht behält. Vorstrafe in Österreich Denn der ukrainische Staatsbürger war bereits in Österreich an der Grenze zu Ungarn in Zusammenhang mit einem Autodiebstahl gefasst und verurteilt worden. Das hielt ihn aber nicht davon ab, am 30. Januar 2018 in Gütersloh den erfolglosen Versuch zu starten, einen VW Mulitvan zu stehlen. Ein Zeuge hatte nachts beobachtet, wie bei Fahrzeugen die Lichter angingen – ein Zeichen dafür, dass der Wagen gerade geöffnet wird. Er verständigte die Polizei. Die Täter flüchteten dann, rannten über eine Tankstelle, wo sie von einer Überwachungskamera gefilmt wurden und türmten. Minuten später stoppten zivile Einsatzkräfte der Gütersloher Polizei einen Leihwagen. Im Inneren: Vier Männer aus der Ukraine, darunter auch der in Herford angeklagte Mann. Im Fahrzeug fanden die Ermittler Werkzeuge und technische Geräte, die zum Diebstahl von Autos benötigt werden. Darüber hinaus entdeckte die Polizei ein Werkzeug mit der DNA des Mannes am Tatort. Der Aufgriff in Gütersloh beeindruckte den 38-Jährigen ebenfalls wenig. Am 25. September 2019 wurde er wieder aufgegriffen – an der deutsch-tschechischen Grenze in Bayern. Jetzt mit einem VW Multivan, der gerade in Herford gestohlen worden war. Der Mann landet in Untersuchungshaft. Parallel zu ihm waren auch zwei seiner Mittäter gefasst worden – sie wurden von der Staatsanwaltschaft Bielefeld allerdings nicht in OWL sondern in Dortmund angeklagt und zu drei Jahren und drei Monaten sowie drei Jahren und sechs Monaten Haft verurteilt. Beide wurden im Herforder Prozess als Zeugen befragt. Einer der Männer gab an, den 38-Jährigen überhaupt nicht zu kennen. Ihn erwartet nun ein Verfahren wegen Falschaussage. Urteil ist noch nicht rechtskräftig Nachgewiesen werden konnte der angeklagte Bandendiebstahl nicht. Das Gericht verurteilte den schweigsamen 38-Jährigen aber wegen Diebstahls in einem besonders schweren Fall zu einer Freiheitsstrafe von drei Jahren und elf Monaten. Damit liegt er als Helfer deutlich über dem Strafmaß der beiden mutmaßlichen Hintermänner. Strafverteidiger Alexander Strato kündigte deshalb bereits an, Rechtsmittel gegen das Urteil einzulegen. &bdquo;Wir legen Berufung ein." Das bedeutet, dass sich das Landgericht Bielefeld mit dem Fall beschäftigen wird.

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